Romana Exklusiv Band 240
sich herum und erwiderte ihre Umarmung. Liz beobachtete, wie er den Kopf zu ihr hinunterbeugte und sie lange und innig küsste. Doch es schien, als würde sein sechster Sinn ihm sagen, dass sie auch um ein Uhr nachts in diesem kleinen spanischen Dorf nicht ungestört waren, und er zog die Vorhänge zu.
Schuldbewusst schloss Liz ebenfalls die Vorhänge ihres Küchenfensters und suchte den Lichtschalter. Dann machte sie sich noch einen Becher Tee und ging in ihr Schlafzimmer hinauf, um das Buch weiterzulesen, das auf ihrem Nachttisch lag.
Sie konnte sich nicht konzentrieren. Diese Szene am Fenster hatte in ihr eine übermächtige Sehnsucht geweckt. Liz versuchte, sich zu beruhigen. Sie war neugierig, ob der Mann in La Higuera wirklich der legendäre Frauenheld war, um dessen amouröse Eroberungen sich so viele Gerüchte rankten.
„Er kommt immer mit einer anderen Freundin“ war ein Satz, den sie über ihn gehört hatte. „Er sieht so gut aus … und er ist völlig unmoralisch. Er ist immer noch nicht verheiratet. Deshalb kann man es ihm ja nicht übel nehmen, dass er keine Gelegenheit auslässt, oder?“ war ein anderer Kommentar, der sich ihr eingeprägt hatte.
Liz verachtete alle Schürzenjäger, denn wegen genau so eines Mannes, der zudem verheiratet gewesen war, hatte sie keine besonders glückliche Kindheit und Jugend gehabt. Sie hielt nichts von Menschen, die Sex nur als Spiel betrachteten.
Trotz der nächtlichen Störung stand Liz am nächsten Morgen wie gewöhnlich früh auf. Während sie sich im Badezimmer die Zähne putzte, fiel ihr auf, wie sehr sie sich seit ihrer Ankunft verändert hatte. Damals war sie blass und erkältet gewesen und hatte gerade den nasskalten englischen Winter hinter sich gelassen.
Jetzt war sie selbst nach einer unruhigen Nacht fit. Sie war nie eine Schönheit gewesen. Ihre dunkelblauen Augen und ihre helle Haut, die jetzt leicht gebräunt war, waren ihre positivsten äußerlichen Merkmale. Früher hatte sie immer gemäßigte Versionen der aktuellen Frisurenmode getragen. Hier war sie nicht mehr zum Friseur gegangen, um Geld zu sparen, und ließ ihr mittelbraunes Haar wachsen. Sie band es einfach zusammen oder steckte es hoch. Inzwischen war es von hellen Strähnen durchzogen.
Nach einer kurzen, heißen Dusche zog sie ein schlichtes weißes T-Shirt, einen marineblauen Rock und Segelschuhe an. Dann fuhr sie zum Wochenmarkt im nächstgrößeren Dorf, das einige Kilometer entfernt war. Gleich nach dem Frühstück wollte sie eine halbe Stunde im Garten von La Higuera arbeiten.
Die Vorbesitzerin ihres Hauses, eine ältere Engländerin namens Beatrice Maybury, hatte den nachbarlichen Garten versorgt. Liz hatte diese Arbeit von ihr übernommen. Sie liebte Gartenarbeit, und der großzügige Betrag, der ihr für eine Stunde Arbeit pro Woche gezahlt wurde, war eine willkommene Aufbesserung ihrer bescheidenen Einkünfte. Als sie diese Arbeit angenommen hatte, hatte sie nicht gewusst, wem dieses Anwesen gehörte. Beatrice hatte nie über Cameron Fielding geredet.
Es war unwahrscheinlich, dass die Bewohner von La Higuera nach der späten Ankunft und dem leidenschaftlichen Kuss vor Mittag aufstehen würden. Liz beschloss, etwas Unkraut zu jäten und die Pflanzen zu gießen, bevor sie mit ihrer Arbeit beginnen würden. Sie betrat das Anwesen durch ein Seitentor, das zum Garten im hinteren Teil führte. Als sie schließlich vor dem niedrigen Beet an der efeubewachsenen Mauer kniete, die an ihren kleinen Garten grenzte, und einige silbergraue Beifußsetzlinge auspflanzte, hörte sie eine Männerstimme.
„Hallo … Wer sind Sie denn?“
Liz stieß einen erschrockenen Schrei aus, sprang auf und verlor fast das Gleichgewicht. Der Mann trat vor und ergriff ihren Arm.
„Entschuldigung … Ich wollte Sie nicht erschrecken. Wahrscheinlich dachten Sie, dass niemand da wäre. Ich bin gestern Nacht, oder besser gesagt, heute Morgen angekommen. Ich bin Cam Fielding, der Besitzer. Und Sie?“
Sie hatte sofort gewusst, wer er war. „Gut aussehend“ war noch untertrieben. Er war zweifellos der attraktivste Mann, dem sie je begegnet war. Letzte Nacht hatte sie ihn für einen Spanier gehalten, und er wirkte auch so. Sein Haar und die Augenbrauen waren schwarz, seine Haut war leicht gebräunt, und die markanten Gesichtszüge deuteten auf maurische Vorfahren. Aber seine Augen waren stahlgrau.
„Ich bin Liz Harris“, sagte sie und wurde sich seines Griffs bewusst. Außerdem merkte sie, dass er
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