Romana Exklusiv Band 240
kannst.“
„Na schön, Freitag dann“, stimmte sie zu.
Am nächsten Morgen rief Leonora Dryden sie an.
„Liz, haben Sie heute Nachmittag ein Stündchen Zeit für mich? Ich möchte mit Ihrem Porträt anfangen.“
Um drei Uhr packte Liz das Partykleid ein und lief zu den Drydens hinüber. Leonora trug ein ausgemustertes Hemd ihres Mannes und eine Baumwollhose voller Farbkleckse.
„Wie schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten“, empfing Leonora sie und führte sie in das Schlafzimmer im ersten Stock, wo sie sich umziehen konnte.
In der ersten halben Stunde der Sitzung plauderten sie über allgemeine Dinge. Plötzlich wechselte die alte Dame das Thema. „Sie sehen so angespannt aus. Haben Sie etwas auf dem Herzen?“
Liz zögerte einen Augenblick. „Ja. Aber ich hätte nicht gedacht, dass man es mir ansieht“, erwiderte sie schließlich.
Leonora, die alle fünfzehn Sekunden von der Leinwand aufblickte, musterte sie eindringlicher. „Können Sie darüber reden? Geteiltes Leid ist halbes Leid, heißt es.“
Wieder zauderte Liz, Leonora ihr Problem anzuvertrauen. „Cam hat mich gebeten, ihn zu heiraten.“
Zu ihrer Überraschung blieb Leonora ganz ruhig. „Er war auf der Party sehr um Sie bemüht. Ich habe danach mit Todd darüber gesprochen. Er glaubte, dass ich übertreibe, aber Männer sind nicht so sensibel wie wir Frauen. Allerdings hat er mir zugestimmt, dass es höchste Zeit für Cam ist, endlich zu heiraten, und dass Sie die ideale Frau für ihn sind. Warum zögern Sie? Weil Sie ihn noch nicht so lange kennen?“
„Das ist einer der Gründe“, bestätigte Liz. „Wie lange kannten Sie und Todd sich, als Sie geheiratet haben?“
„Wir kannten uns seit unserer Kindheit und haben sehr jung geheiratet. Das war dann allerdings nicht mehr so wichtig wie für andere Zwanzigjährige. Eigentlich sollten Frauen mindestens fünfundzwanzig und Männer dreißig sein, bevor sie sich auf eine dauerhafte Beziehung einlassen. Sie und Cam wissen, wer Sie sind und was Sie vom Leben wollen.“
„Er weiß es … Ich bin mir nicht so sicher … Ich weiß nur, dass ich gern Kinder hätte. Aber reicht das schon für eine Heirat?“
„Will er auch Kinder?“
„Sagt er zumindest.“
Leonora schwieg gedankenverloren. „Die Frage, die Sie sich selbst stellen müssen, ist: Wie wird dieser Mann mein Leben verbessern, und wie kann ich sein Leben verbessern?“, sagte sie dann. „Die Frauenrechtlerinnen würden mich dafür zwar erwürgen, aber als Ehefrau eines wunderbaren Mannes denke ich, dass eine Ehe dem Singledasein vorzuziehen ist. Männer sind so nützlich. Wenn ich Todd nicht hätte, müsste ich Kontoauszüge lesen, die Gartenstühle streichen und die Autobatterie wieder aufladen. Ich könnte das alles, wenn ich es tun müsste, aber ich will nicht, genauso wenig wie Todd Weihnachtskarten oder Dankesbriefe schreiben oder den neuen Sofabezug aussuchen will.“
„Sollte die Ehe nicht mehr sein als eine Zweckgemeinschaft?“, wandte Liz ein.
„Auf jeden Fall. Der Alltag ist allerdings ein wichtiger Teil des Lebens, und eine reinliche Person würde sich mit einem unordentlichen Partner einfach nicht wohlfühlen. Neben den persönlichen Übereinstimmungen sind natürlich die Überzeugungen wichtig. Ein Freigeist wird niemals mit einem konservativen Menschen klarkommen. Todd und ich diskutieren heftig über die unterschiedlichsten Sachen, aber in den wirklich wichtigen Dingen sind wir einer Meinung.“
„Was halten Sie für wirklich wichtig?“, fragte Liz.
„Geld, Religion, Politik und Sex. Keiner von uns ist verschwenderisch, aber wir sind auch nicht knauserig. Wir sind Atheisten und genießen trotzdem Kirchenkunst und sakrale Musik. Wir sind unpolitisch, aber für Gerechtigkeit. Wir sind beide der Meinung, dass Treue der Schlüssel zu einer glücklichen Ehe ist und außereheliche Affären tabu sind. Haben Sie darüber mit Cam gesprochen?“
„Noch nicht. Wir hatten noch nicht viel Zeit für lange Diskussionen.“
Leonora trat zwei Schritte zurück und betrachtete kritisch die Leinwand. „Das würde ich so schnell wie möglich nachholen. Cam ist ein Mann, den man unumwunden nach solchen Dingen fragen kann. Und er wird Ihnen die Wahrheit sagen und nicht das, was Sie seiner Meinung nach hören wollen. Er ist der konsequenteste Typ, den ich kenne. Es gibt nur wenige Themen, zu denen er keine eigene Meinung hat.“
Dieser Rat hätte ihr eigentlich helfen sollen, doch Liz war entmutigt, da sie
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