Romana Exklusiv Band 240
Miene sah Milly ihn an. Dann ging sie rückwärts ins Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Für wen hält er sich? fragte sie sich zornig. Ihre Absicht, seiner nichts ahnenden Großmutter noch vor dem Essen die Wahrheit zu sagen, konnte sie vergessen. Doch morgen würde sie wahrscheinlich lange genug mit Filomena allein sein und in aller Ruhe mit ihr reden können, obwohl es Milly lieber gewesen wäre, sie hätte ihr Gewissen noch heute Abend erleichtern können.
Cesare ahnte offenbar noch nichts. Sonst hätte er sie längst hinausgeworfen und alle Türen hinter ihr verschlossen und verriegelt.
Mit einem Blick in einen der vielen vom Boden bis zur Decke reichenden Spiegel stellte Milly fest, dass ihre Wangen vor lauter Zorn und Frustration gerötet waren. Ärgerlich versuchte sie, den langen Reißverschluss im Rücken hochzuziehen, was ihr jedoch nicht gelang.
„Lassen Sie mich das machen“, ertönte plötzlich Cesares Stimme hinter ihr. Ohne zu zögern, zog er den Reißverschluss hoch. Als er dabei federleicht mit den Fingern ihre Haut berührte, bekam Milly eine Gänsehaut. „Ich hatte schon befürchtet, Ihnen sei etwas zugestoßen.“ Er verzog spöttisch die Lippen und musterte sie ungeniert von Kopf bis Fuß.
Milly war empört über das Verhalten dieses Mannes. Wie die meisten Outfits, die Jilly besaß, war auch dieses Kleid hauteng. Milly hingegen trug lieber weitere und unauffällige Outfits, die ihre üppigen Brüste, die wohlgerundeten Hüften und die schmale Taille nicht betonten. Zu ihrem Entsetzen zeichneten sich ihre aufgerichteten Brustspitzen deutlich unter dem feinen Material des Kleides ab.
Weshalb sie so auf ihn reagierte, wusste sie selbst nicht. Es störte sie sehr, dass sie sich nicht besser unter Kontrolle hatte.
Rasch hatte sie sich umgedreht und war an Cesare vorbei ins Schlafzimmer gegangen. Dann war sie in Jillys hochhackige Schuhe geschlüpft und ihm nach unten ins Esszimmer gefolgt.
Jetzt saß sie mit ihm und seiner Großmutter am Tisch und empfand es als sehr anstrengend, auf Filomenas Geplauder einzugehen und so zu tun, als würde sie das Essen genießen. Als es endlich beendet war, lehnte sich Cesare mit dem Glas Wein in der Hand entspannt und zufrieden auf dem Stuhl zurück.
An der Unterhaltung hatte er sich kaum beteiligt. Aber er hatte Milly aufmerksam beobachtet, sodass sie vor lauter Unbehagen am liebsten im Erdboden versunken wäre. Schließlich kam eine untersetzte und ganz in Schwarz gekleidete Frau mit dem Kaffee herein. Filomena stand auf und erklärte: „Für mich bitte keinen Kaffee mehr, Maria. Ich möchte mich nach diesem aufregenden Tag früh hinlegen.“
Sofort stand auch Cesare auf und drückte seine Großmutter wieder auf den Stuhl. „Bleib noch einen Augenblick sitzen. Ich möchte dir etwas mitteilen.“
„Etwas Angenehmes?“, fragte sie lächelnd.
„Ja, es wird dir gefallen“, antwortete er liebevoll. „Amalia kommt morgen und möchte zwei Wochen hierbleiben.“
„Amalia kommt? Ach, wie schön.“ In den Augen der älteren Dame leuchtete es auf vor Freude, und sie lächelte Milly an. „Die Contessa di Moroschini ist meine älteste Freundin. Sie wird dir gefallen.“
„Da ist noch etwas, Großmutter. Da du vollauf mit Amalia beschäftigt sein wirst, möchte ich Jilly für eine Woche mit auf die Insel nehmen, damit sie sich von den Strapazen der letzten Zeit erholen kann. Vorausgesetzt natürlich, du bist damit einverstanden.“
Vor Entsetzen war Milly sprachlos, und ihr schauderte.
„Das ist eine wunderbare Idee.“ Mit zufriedener Miene stand Filomena noch einmal auf, und Milly fühlte sich in ihrer Vermutung bestätigt. Die Signora Saracino wusste Bescheid über die Affäre ihres Enkels mit Jilly und schien zu hoffen, dass es ein Happy End geben würde. Irgendwann musste Milly sie eines Besseren belehren und ihr eröffnen, dass ihr ach so wunderbarer Enkel Jilly nur benutzt hatte und sie mit gebrochenem Herzen die Flucht ergriffen hatte. Doch das hatte Zeit bis später, sie wollte der älteren Dame die Freude über den bevorstehenden Besuch ihrer Freundin nicht verderben.
„Ich begleite Sie.“ Milly erhob sich. Sie wollte endlich reinen Tisch machen und Filomena verraten, wer sie wirklich war, ohne das schäbige Verhalten ihres Enkels zu erwähnen.
„Nein, das ist nicht nötig.“ Die ältere Dame ging zur Tür. „Ich komme allein zurecht. Trinkt ihr beide in aller Ruhe den Kaffee. Vor der Reise habt ihr sicher noch
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