Romana Exklusiv Band 240
einiges zu besprechen.“
Milly setzte sich wieder hin und nahm resigniert die Tasse Kaffee entgegen, die Cesare ihr reichte. Sie wollte mit ihm nicht auf eine Insel fliegen. Jilly wäre sicher begeistert gewesen über den Vorschlag und die vermeintliche Chance, eine Versöhnung herbeiführen zu können. Milly war ratlos und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
Cesare trank den Kaffee aus, stellte die Tasse auf den Tisch und erklärte: „Wir fahren um halb sieben ab. Sie sollten pünktlich fertig sein.“ Dann verließ er ohne ein weiteres Wort den Raum.
Milly erbebte. Der Gedanke, mit ihm eine Woche auf einer Insel festzusitzen, ohne ihre Schwester suchen und Filomena auf ihre Seite bringen zu können, verursachte ihr Übelkeit. Wahrscheinlich würde Cesare mit ihr Italienisch sprechen wollen, und dann würde der ganze Schwindel sowieso auffliegen. Er würde herausfinden, dass sie nicht Jilly war. Und es war nicht auszudenken, was dann passieren würde.
5. KAPITEL
Das Rätsel war gelöst. Cesare wusste jetzt, warum die junge Frau ihn nur verständnislos angeblickt hatte, als er Italienisch mit ihr gesprochen hatte, und warum es ihr so peinlich gewesen war, als er in ihr Zimmer gekommen war und sie in ihren Dessous überrascht hatte. Jilly hätte eine solche Situation ohne zu zögern ausgenutzt.
Insgeheim triumphierte er, während er den Hubschrauber auf dem Landeplatz aufsetzte, der auf der westlichen Seite der kleinen Insel lag, die ihm gehörte. Von dem Felsplateau aus hatte man einen herrlichen Blick über das azurblaue Meer bis hin zur Insel Elba in der Ferne.
Er wartete, bis die Rotorblätter zum Stillstand kamen, und betrachtete Milly aus zusammengekniffenen Augen.
Was war sie doch für eine miese kleine Betrügerin. Glaubte sie etwa, sie würde damit durchkommen? Weshalb hatte sie sich überhaupt auf dieses Spiel eingelassen?
Er hatte sich entschlossen mitzuspielen und war gespannt darauf, wie weit sie gehen würde.
In verkrampfter Haltung saß Milly da. Zu dem blauen Seidentop trug sie enge weiße Jeans. Seit sie die Villa verlassen hatten, hatte sie kein Wort gesprochen. Sie hatte noch nicht einmal gefragt, wohin sie flogen. Die verführerischen Lippen hatte sie wie ein Teenager zu einem Schmollmund verzogen. Ihr wachsamer Blick verriet, dass sie auf der Hut war und ihr die Situation nicht behagte.
Wahrscheinlich befürchtete sie, dass der Schwindel aufflog und früher oder später jemand merkte, wie wenig sie mit ihrer Schwester gemeinsam hatte außer der auf den ersten Blick verblüffenden Ähnlichkeit.
Als er kurz vor dem Abflug den Anruf des Privatdetektivs aus England erhalten hatte, war Cesare zornig, aber nicht überrascht gewesen. Ihm war schon während des Flugs von England nach Pisa und auf der Fahrt in die Villa immer klarer geworden, dass diese junge Frau nicht Jilly sein konnte.
Jilly Lee hatte eine Zwillingsschwester, Milly Lee, die ihr angeblich zum Verwechseln ähnlich sah, wie der Privatdetektiv berichtet hatte. Im ersten Moment hatte Cesare dieser Betrügerin in seinem Zorn die Meinung sagen und sie einfach auf dem Flugplatz auf dem Festland stehen lassen wollen. Hätte sie doch selbst sehen sollen, wie sie nach England zurückkam. Dann aber hatte seine Vernunft die Oberhand gewonnen.
Er hatte es seiner Großmutter nicht antun wollen, ohne Milly nach Hause zu kommen. Es wäre ein harter Schlag für die ältere Dame gewesen. Sie war momentan so ausgesprochen glücklich, und er wollte ihr die Freude über den Besuch der Freundin nicht verderben. Außerdem war sie offenbar auch erfreut darüber, dass Cesare mit ihrer jungen Gesellschafterin eine Woche auf der einsamen Insel verbringen wollte. Da sie sich wünschte, er würde endlich heiraten, versprach sie sich offenbar viel von dieser Kurzreise.
Seine Großmutter war alt, gebrechlich, und er liebte sie sehr. Deshalb nahm er jede erdenkliche Rücksicht und beschloss, sie noch nicht mit diesen unerfreulichen Neuigkeiten zu belasten.
Ursprünglich hatte er auf der Insel das Rätsel, das Milly ihm aufgegeben hatte, lösen wollen. Da sich jedoch alles aufgeklärt hatte, beschloss er, sich auf ihre Kosten zu amüsieren. Sie war ihm etwas schuldig. Und wenn sie es am wenigsten erwartete, wollte er ihr ins Gesicht sagen, dass er alles wusste. Vielleicht würde sie ihm dann vor lauter Entsetzen verraten, wo sich ihre Schwester aufhielt, falls die Privatdetektive in England und Italien Jilly bis dahin noch nicht aufgespürt
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