Romana Exklusiv Band 240
gepflasterten Vorplatz des Hauses gestellt, wie Milly bemerkte, als sie in den Sonnenschein hinausging. Die herunterhängenden Enden der Tischdecke wehten in der leichten Brise hin und her.
Offenbar hatte er an alles gedacht. Gläser, Bestecke, ein Korb mit Brötchen und Butter auf einem kleinen blauen Porzellanteller, alles war da. Mit zittrigen Händen schenkte Milly den Wein ein. Dann ließ sie sich auf den Stuhl sinken, der ihr am nächsten stand, denn sie fühlte sich plötzlich ganz schwach auf den Beinen.
„Sagen Sie mir, wie es Ihnen schmeckt.“ Cesare stellte die beiden Teller auf den Tisch, ehe er sich auf den anderen Stuhl setzte. „Ich experimentiere gern beim Kochen. Manchmal ist das Essen allerdings nicht genießbar.“
Wider Erwarten regte der köstliche Duft ihren Appetit an, und Milly fing an zu essen. Die Garnelen mit Reis waren mit Champignons und viel Pfeffer zubereitet, und es schmeckte hervorragend. In einem Anfall von Heißhunger nahm Milly sich ein Brötchen und bestrich es mit Butter.
„Nun, was halten Sie davon?“, fragte er ruhig.
„Es ist einfach großartig. Sie können immer für mich kochen.“ Zum ersten Mal seit Tagen erhellte ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht.
Cesare lächelte genauso strahlend und sehr zufrieden, ehe er anfing zu essen.
Manchmal wirkt er wirklich sehr menschlich, dachte Milly. Sie war verwirrt und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Es war erstaunlich, wie leicht es ihm fiel, sie aufzuheitern. Sie runzelte die Stirn. Milly war überzeugt gewesen, Cesare Saracino könne noch nicht einmal Kaffee kochen und wolle es auch gar nicht lernen. Und jetzt hatte er das köstlichste Gericht zubereitet, das sie jemals gegessen hatte.
Gut, in dieser Hinsicht hatte sie sich geirrt. War es vielleicht ein Fehler, ihn für einen durch und durch schlechten Menschen zu halten? Und noch etwas anderes fiel ihr ein: War es das Dümmste gewesen, was sie hatte tun können, sich auf diese widerwärtige Täuschung einzulassen?
Sie saß hier fest, und auf dem Festland saß sie in der Villa fest. In ihrer Naivität hatte sie geglaubt, sie könnte Jilly in Florenz finden. Sie hatte unter der Nummer anrufen wollen, die Jilly ihr einmal als Kontaktadresse gegeben hatte, als sie dort noch arbeitete. Außerdem hatte Milly die Freunde und Bekannten ihrer Schwester sowie den früheren Arbeitgeber in der Hoffnung ausfindig machen und befragen wollen, irgendeinen Hinweis zu bekommen, wo Jilly sich aufhielt.
Aber das konnte Milly vergessen. Im Taxi oder mit dem Bus nach Florenz zu fahren war unmöglich, denn sie hatte kein Geld und bekam auch kein Gehalt.
Nachdenklich nippte sie an dem Wein. Cesare lehnte sich auf dem Stuhl zurück, legte einen Arm über die Lehne und sagte sanft: „Ich wünschte, ich könnte Ihre Gedanken lesen.“
„Das lohnt sich nicht.“ Sie schreckte aus den Gedanken auf und kehrte in die Wirklichkeit zurück.
Sollte sie weiterhin so tun, als wäre sie Jilly, oder sollte sie Cesare verraten, wer sie wirklich war, und sich ihm auf Gedeih und Verderb ausliefern? Seltsamerweise behandelte er sie seit der Ankunft auf der Insel ausgesprochen nett und freundlich, obwohl er sie für ihre Schwester hielt, die seiner Meinung nach eine Betrügerin war. War das nur ein Trick? Wollte er sie gefügig machen, damit sie mit ihm ins Bett ging?
Um ihr Gewissen zu beruhigen, hätte sie die Sache am liebsten sogleich in Ordnung gebracht. Doch sie hatte sich, ohne nachzudenken, auf dieses schändliche Spiel eingelassen und wollte nicht noch einmal so unbesonnen handeln, sondern sich erst alles gründlich überlegen.
„Meinen Sie? Das würde ich gern selbst herausfinden.“
Milly stockte der Atem. Dieser attraktive Mann irritierte sie. Die Lippen hatte er zu einem Lächeln verzogen, und in seinen dunklen Augen blitzte es rätselhaft auf, als er sie aufmerksam ansah. Sie bekam Herzklopfen, und zu ihrem Entsetzen richteten sich ihre Brustspitzen unter dem Seidentop auf.
Er ist gefährlich, schoss es ihr durch den Kopf. Um die ganze Tortur, das Herzklopfen, das Zittern der Hände und das Kribbeln ihrer Haut zu beenden, sprang Milly unvermittelt auf und verkündete angespannt: „Ich wasche das Geschirr ab.“
„Nein, lassen Sie das.“ Er hielt sie am Handgelenk fest und stand auch auf. Milly errötete, als er sie ungeniert von oben bis unten musterte.
Deutlicher könnte er mir gar nicht zu verstehen geben, was er vorhat, dachte sie aufgebracht und wurde von Panik
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