Romana Exklusiv Band 240
gewesen und hatte mit ihr geflirtet. Wollte er wirklich wieder mit Jilly schlafen, auch wenn er gar nicht daran dachte, sie zu heiraten?
Milly schämte sich sehr, dass sie sich zu diesen Lügen hatte hinreißen lassen, und sie war sehr nervös. Doch plötzlich entschied sie sich wieder anders. Sie konnte ihm noch nicht sagen, wer sie wirklich war, denn sie erinnerte sich daran, wie sehr Jilly sie früher beschützt hatte. Milly konnte sie nicht im Stich lassen. Irgendwie musste es ihr gelingen, Cesare zuvorzukommen und Jilly vor ihm zu finden.
Deutlich spürte sie, wie seine Schultern sich unter dem weißen Leinenhemd anspannten, ehe er sich zu ihr umdrehte. Sein Lächeln raubte ihr beinah den Atem. Eine Augenbraue zog er teils fragend, teils belustigt hoch, und diese Geste verlieh seinen sonst so harten Zügen einen ganz besonderen Charme. „Soll ich Ihnen Schuhe leihen, die sich nicht nach den ersten Metern auflösen?“
„Nein.“ Die Schuhe sind doch gar nicht das Problem, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn sie dieses lächerliche Spiel fortsetzen wollte, musste sie zuerst etwas klären, egal wie Jilly in der Situation reagieren würde. Das war sie sich schuldig. Sie straffte die Schultern, sah ihn an und begann entschlossen: „Ich möchte wissen, warum Sie es für nötig gehalten haben, mich hierher mitzunehmen.“ Nachdem sie tief eingeatmet hatte, fügte sie hinzu: „Und wo Sie heute Nacht schlafen werden.“
7. KAPITEL
„Sie wissen genau, warum ich Sie mitgenommen habe“, antwortete Cesare betont unschuldig.
„Wie ich in Ihrem Beisein meiner Großmutter gegenüber erwähnt habe, sollen Sie sich nach den Strapazen der letzten Zeit erholen. Ich bin kein Unmensch, falls Sie das noch nicht gemerkt haben.“
Als er sie damit an den Tod ihrer Mutter erinnerte, wurden Millys schöne Augen ganz dunkel vor Schmerz. Cesare ballte die Hände zu Fäusten.
Immerhin war Milly im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht gefühllos, auch wenn sie eine miese kleine Betrügerin war. Jilly hätte demonstrativ einige Tränen über den Tod ihrer Mutter vergossen, aber Cesare konnte sich nicht vorstellen, dass sie auch nur zu einer einzigen Gefühlsregung fähig war. Wenn man sie nach ihrer Familie gefragt hatte, hatte sie lachend erklärt, ihre Mutter sei eine engstirnige Frau und ihre jüngere Schwester sei schwerfällig und langweilig. „Sie sind anders als wir, es lohnt sich nicht, über sie zu reden“, hatte sie hinzugefügt.
Cesare zog die dichten dunklen Augenbrauen zusammen und betrachtete Milly aufmerksam. Sie hatte die Lider mit den langen Wimpern gesenkt, ihre verführerischen Lippen zitterten etwas, und ihre wunderschönen Brüste hoben und senkten sich bei jedem Atemzug. Ja, diese Frau hatte tiefe Gefühle, trotz ihrer offenkundigen charakterlichen Schwächen.
„Kommen Sie.“ Voller Mitgefühl und Bedauern über seine gedankenlose Bemerkung legte er ihr den Arm um die Schulter und dirigierte Milly hinaus. „Beim Wandern können wir uns entspannen.“ Unbewusst streichelte er mit den Fingern ihre warme Haut. Doch als er merkte, was er da tat, zog er rasch den Arm zurück. „Sie wollten wissen, wo ich heute Nacht schlafe. Im Erdgeschoss neben der Küche befindet sich ein kleines Schlafzimmer“, erklärte er spöttisch. „Wenn Sie jetzt enttäuscht sind, brauchen Sie es nur zu sagen. Vielleicht können Sie heute Abend nicht einschlafen und fragen sich, wann ich endlich meinen niederen Instinkten nachgebe und zu Ihnen ins Bett komme.“ Er war selbst überrascht, wie rau seine Stimme auf einmal klang.
„Möchten Sie noch mehr Pasta?“, fragte Cesare.
Milly schüttelte den Kopf. Es überlief sie heiß, und ihr kribbelte die Haut. Das hatte nichts mit der schmackhaften Tomatensoße und den Spaghetti zu tun, die sie gemeinsam gekocht hatten, sondern nur etwas mit den Gefühlen, die er in ihr weckte. Immer wieder hatten sie sich versehentlich mit den Händen berührt, oder er hatte ihren Arm mit seinem gestreift. Sie kam sich vor wie eine Hochseilartistin ohne Sicherheitsnetz.
Natürlich hatte er sie nicht mitgenommen, damit sie sich erholte. Hielt er sie für so dumm, dass sie ihm das glaubte? Der Aufenthalt auf der Insel sollte so etwas wie eine Bestrafung sein, denn er war ja immer noch davon überzeugt, sie sei Jilly, seine ehemalige Geliebte, auf die er sehr zornig war. Schlimm war nur, dass Milly nicht wusste, was für eine Strafe sie erwartete. Die ganze Situation verwirrte und verunsicherte
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