Romana Exklusiv Band 240
viel im Sinn mit dem anderen Geschlecht. Sie war ein ruhiger und zurückhaltender Mensch. Immer hatte sie in Jillys Schatten gestanden, war kaum beachtet worden und ganz bestimmt noch nie verliebt gewesen.
Die erste Verabredung mit einem jungen Mann war für Milly eine einzige Katastrophe gewesen. Als sehr naive Sechzehnjährige hatte sie sich geschmeichelt gefühlt, als Mitch Farraday, der Schwarm aller weiblichen Teenager, sie aus heiterem Himmel ins Kino eingeladen hatte.
Er war ein sehr gut aussehender und allzu selbstbewusster junger Mann gewesen. Alle ihre Freundinnen waren in ihn verliebt. Aber das Treffen endete damit, dass er Milly beschimpfte. Es war für ihn selbstverständlich gewesen, mit ihr in der letzten Reihe des Kinos Sex zu haben, nachdem er ihr die Eintrittskarte bezahlt hatte. Milly war jedoch entsetzt gewesen über seine Annäherungsversuche und hatte sich mit allen Kräften gewehrt.
Dieses Erlebnis hatte sie abgeschreckt, und sie war lange Zeit mit keinem Mann mehr ausgegangen. Das änderte sich, als sie Bruce kennenlernte. Er war Buchhalter, zwölf Jahre älter als sie und lebte bei seiner verwitweten Mutter.
Er war in das Blumengeschäft gekommen und hatte eine Topfpflanze gekauft. Sie hatten sich unterhalten und gemeinsame Interessen entdeckt. Genau wie Milly liebte er Parks und Gärten. Eine Woche später kam er wieder und lud sie ein, mit ihm und seiner Mutter zu den Gärten von Bassett Hall zu fahren. Milly hatte gehört, dass es dort ein Meer von blühenden Rhododendren und Azaleen gab sowie mehrere Seen und Grotten. Da sie kein Auto besaß, hatte sie bisher keine Möglichkeit gehabt, dorthin zu fahren, und deshalb nahm sie die Einladung gern an.
Weil Bruce sehr vertrauenerweckend und seriös wirkte, fühlte sie sich in seiner Gesellschaft wohl. In den letzten zwei Jahren hatten sie sich regelmäßig einmal in der Woche gesehen. Er war ein angenehmer Mensch und versuchte nicht, mit ihr zu schlafen. Das änderte sich jedoch nach dem Tod ihrer Mutter. Andeutungsweise sprach er davon, die Beziehung zu intensivieren. Seine Mutter hatte sich nicht mit Andeutungen zufriedengegeben, sondern vorgeschlagen, ihr Sohn und Milly sollten sich verloben.
Seufzend trat sie vom Fenster zurück. Sie hatte Bruce und seine Mutter sehr gern, doch sie liebte ihn nicht. Immer wieder hatte sie darüber nachgedacht, wie sie es ihm beibringen sollte, ehe er ihr einen Heiratsantrag machte, denn sie wollte ihn nicht verletzen.
Und dann war Cesare aufgetaucht mit seinen falschen Behauptungen und Drohungen. In ihrer Aufregung hatte sie nicht mehr an Bruce gedacht. Er würde sich jetzt Sorgen machen, und sie hatte ein schlechtes Gewissen. Momentan konnte sie jedoch nichts unternehmen und musste warten, bis sie wieder auf dem Festland war. Vielleicht würde sie ihn anrufen und erklären, man hätte ihr völlig überraschend eine zeitlich befristete Stelle als Gesellschafterin angeboten und sie hätte sofort nach Italien fliegen müssen. Schließlich gestand sie sich ein, dass sie zu feige war, ihm die Wahrheit zu sagen.
Zunächst musste sie sich darauf konzentrieren, Cesare weiterhin etwas vorzuspielen und herauszufinden, warum er sie mit auf die Insel genommen hatte. Sie befürchtete, es ginge ihm nur um Sex, hoffte jedoch, dass sie sich täuschte.
Offenbar war er davon überzeugt, die Gesellschafterin seiner Großmutter fest im Griff zu haben und sie würde aus lauter Angst, angezeigt zu werden, alles tun, was er von ihr verlangte. Glaubte er, da weitermachen zu können, wo er zuvor aufgehört hatte? Fand er den Gedanken erregend, mit ihr zu schlafen, nur um sich zu rächen?
Seiner Meinung nach hatte Jilly seiner Großmutter Geld gestohlen, er hatte aber noch nicht gesagt, wie viel. Die Vorstellung, dass er darauf bestehen würde, sie solle den angeblichen Schaden in voller Höhe abarbeiten, kam Milly wie ein Albtraum vor. Schließlich richtete sie sich kerzengerade auf, straffte die Schultern und ging nach unten, um das Essen vorzubereiten. Sie war nicht hungrig, doch dieser gewissenlose Kerl erwartete wahrscheinlich, dass sie für ihn kochte.
Zu ihrer Verblüffung war er jedoch damit beschäftigt, ein Gericht, das er in der Pfanne zubereitet hatte, auf zwei Teller zu verteilen.
„Ich wollte Sie gerade rufen.“ Er lächelte freundlich. „Wir können draußen essen. Die Flasche Wein habe ich schon geöffnet. Würden Sie ihn bitte einschenken?“
Er hatte einen kleinen Tisch und zwei Stühle auf den
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