Romana Extra Band 1
noch aus dem Wasser ziehen, aber Sie sind geschwächt. Das ist ganz normal, und in ein paar Minuten werden Sie sich besser fühlen.“
Beth nickte. Da sie dazu verdammt war, untätig herumzuliegen, fuhr sie fort, ihren Retter zu mustern. Er hatte nicht nur das Gesicht, sondern auch den Körper eines griechischen Gottes.
Unter der gebräunten Haut zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab. Da er kein Hemd trug, konnte sie sehen, wie breitschultrig er war, wie athletisch sein Brustkorb. Unwillkürlich verspürte sie das Verlangen, ihn zu berühren.
Doch so sehr sein Anblick sie auch in seinen Bann zog – ihr entging nicht, dass auch er sie abschätzend betrachtete. Überdeutlich wurde sie sich des knappen Bikinis bewusst, den sie trug. Das leuchtende Türkisblau betonte ihren hellen Teint und ihr rotes Haar. Doch vor allem hob es die Vorzüge ihrer schlanken Figur hervor.
Mit einem Mal schien die Luft zwischen dem Fremden und ihr zu knistern vor erotischer Spannung. „Kennen wir uns von irgendwoher?“, fragte sie, um ihre Nervosität zu überspielen, aber auch, weil er ihr tatsächlich vage bekannt vorkam.
Er runzelte die Stirn. „Nicht, dass ich wüsste“, entgegnete er knapp.
Normalerweise konnte Beth unhöfliche Männer nicht ausstehen, doch seltsamerweise bildete ihr Retter die Ausnahme von der Regel. Vielleicht lag es daran, dass sie ihm ihr Leben verdankte, aber irgendwie glaubte sie das nicht. Es musste einen anderen Grund geben. Aber welches auch immer er sein mochte, es gefiel ihr nicht, dass sie so heftig auf den Unbekannten reagierte.
„Ich heiße Beth“, erklärte sie unaufgefordert. „Beth Coldwell.“
Er schien tatsächlich einen Moment darüber nachdenken zu müssen, ob er ihr seinen Namen verraten sollte. „Luís Santiago“, erwiderte er dann.
Sie unterdrückte ein Aufstöhnen. Luís Santiago – ausgerechnet! Wobei – eigentlich sollte sie froh sein. Eine günstigere Gelegenheit, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen, würde sich so schnell nicht ergeben. Allerdings tat sie zweifellos besser daran, zunächst nicht zu erwähnen, warum sie hier war.
„Ich glaube, wir sind uns als Kinder schon einmal begegnet“, versuchte sie eine Unterhaltung in Gang zu bringen. „Ich erinnere mich an Sie und Ihre Brüder. Ihre Familie hat früher oft hier in der Gegend Urlaub gemacht, nicht wahr?“
Wieder reagierte er äußerst verhalten – mit einem knappen Nicken. „Sie sind ziemlich blass, Miss Coldwell. Vielleicht sollte ich Sie lieber zu einem Arzt bringen.“
„Nein, keinen Arzt!“ Energisch schüttelte Beth den Kopf – und spürte, wie ein leichtes Schwindelgefühl sie erfasste. Aufstöhnend massierte sie sich die Schläfen. „Es geht gleich wieder, bestimmt. Ich brauche nur einen Augenblick Ruhe.“
Er musterte sie skeptisch. „Es ist Ihre Entscheidung. Sie sind alt genug, selbst zu wissen, was gut für Sie ist.“
Und jetzt? Beths Gedanken wirbelten wild durcheinander. Was sollte sie jetzt tun? Sie musste den Kontakt, nun wo er einmal hergestellt war, unbedingt aufrechterhalten. Bloß wie?
„Sie haben mir das Leben gerettet“, versuchte sie es, ohne lange zu überlegen. „Wie kann ich Ihnen danken? Darf ich Sie heute Abend vielleicht zu einem Drink einladen? Ich kenne eine kleine Bar, gleich unten am Strand, die …“
Er winkte ab. „Das ist nicht nötig. Ich habe nur getan, was jeder andere an meiner Stelle auch gemacht hätte. Schließlich konnte ich Sie ja nicht direkt vor meinem Bootsanleger ertrinken lassen.“
Etwas an seiner Formulierung erweckte den Eindruck, als wäre vor allem der Ort ihrer Bedrängnis ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen, ihr zur Hilfe zu eilen. Beth war sicher, dass er es nicht so meinte, aber offenbar gehörte zwischenmenschliche Kommunikation nicht eben zu seinen Stärken – was von einem Mann, der wie ein Einsiedler lebte, auch kaum zu erwarten war.
Fest stand nur eines: Sie würde sich etwas Besseres einfallen lassen müssen als eine Einladung zu einem Drink. Nur was?
„Und Sie sind sich wirklich sicher, dass Sie sich nicht doch von einem Arzt durchchecken lassen möchten?“
Er musterte sie einmal mehr kritisch. Offenbar hatte sie ihn die ganze Zeit angestarrt – kein Wunder, dass er annahm, sie sei ein wenig neben der Spur.
„Nein, wirklich nicht.“ Abgesehen davon, dass sie sich ein wenig wackelig fühlte, war alles in Ordnung. „Aber wenn Sie mir einen Gefallen tun möchten: Ich habe meine Sachen am
Weitere Kostenlose Bücher