Romana Extra Band 1
eingestiegen war, ehe er um den Wagen herumging und hinter das Steuer kletterte.
„Was haben Sie denn da alles mitgebracht? Der Rucksack ist ziemlich schwer.“
Sie lächelte geheimnisvoll. „Das werden Sie erfahren, wenn es so weit ist.“
Er fuhr los, und Beth schloss für einen Moment die Augen, genoss den Fahrtwind im Gesicht, der ihr ein Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit gab.
„Ich hoffe, Sie sehen mir nach, dass ich mich ein paar Minuten verspätet habe.“ Luís lenkte den Wagen die Küstenstraße entlang. „Aber geschäftlich geht es bei mir momentan drunter und drüber.“
„Probleme?“ Sie sah ihn von der Seite her an.
„Probleme ist gar kein Ausdruck.“ Er zuckte mit den Schultern. „Im Grunde jagt seit dieser verfluchten Sache eine Katastrophe die nächste.“ Er stockte kurz, und als er merkte, dass sie nicht wusste, wovon er sprach, fuhr er fort: „Das Flaggschiff meiner Charterflotte ist vor Kurzem vor der Küste Mallorcas auf Grund gelaufen. Verantwortlich war der Kunde, der darauf bestanden hatte, ohne professionellen Skipper in See zu stechen. Doch das streitet er nun ab. Und da es mehrere Verletzte gab …“ Luís hob die Schultern. „Jedenfalls springen mir die Kunden im Augenblick reihenweise ab. Wenn das so weitergeht, kann ich bald einpacken.“
Unwillkürlich horchte Beth auf. Dass Luís geschäftlich in der Klemme steckte, konnte sich von Vorteil für sie erweisen. Wenn die finanziellen Schwierigkeiten groß genug waren, blieb Besitzern von Grundstücken, die ihr Objekt anfangs partout nicht hatten hergeben wollen, für gewöhnlich keine andere Wahl, als zu verkaufen. Hatte Luís sich deshalb mit ihr verabredet?
Sofort schämte Beth sich für den Gedanken. Luís schien ernsthaft um sein Unternehmen bangen zu müssen. Und obwohl auch sie finanzielle Probleme hatte, war es nicht ihre Art, jemanden auszunutzen. Gleichzeitig musste sie sich aber auch fragen, ob ihr überhaupt eine andere Möglichkeit offen stand.
„Ich hoffe, es geht Ihrem Unternehmen bald wieder besser“, sagte sie, und sie meinte es ehrlich. „Sicher ist es nur eine Frage der Zeit, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“
Luís nickte, und Beth lehnte sich zurück, entschlossen, die Fahrt zu genießen. Sie folgten einer kurvigen Straße, die sich eng in die Felsküste schmiegte. Unter ihnen glitzerte das türkisfarbene Meer, über ihnen leuchtete der Sommerhimmel. Es war ein Tag wie geschaffen für einen romantischen Ausflug. Nur dass ihr Ausflug mit Luís einen alles andere als romantischen Anlass hatte.
Irgendwann lenkte Luís den Range Rover auf einen unbefestigten Feldweg, der steil bergan führte. Der Weg wurde immer schlechter. Irgendwann hatte Beth das Gefühl, dass sich ein Schlagloch an das nächste reihte.
„So, da wären wir“, verkündete Luís schließlich, ließ den Wagen ausrollen und stellte den Motor ab.
Überrascht blickte Beth sich um. Sie befanden sich in einem Hain aus Weißkiefern und Steineichen. War es das, was Luís ihr hatte zeigen wollen? Dieses Wäldchen?
„Kommen Sie, das letzte Stück müssen wir zu Fuß weitergehen“, sagte er.
Sie war bereits ausgestiegen, als ihr einfiel, dass sie etwas vergessen hatte. „Mein Rucksack!“, rief sie aufgeregt und eilte zum Auto zurück.
„Und was ist so Wichtiges da drin?“
Beth musste lachen. „Na, Sie werden Ihre Neugier bezähmen müssen, denn von mir erfahren Sie nichts, solange Sie mich Ihrerseits auf die Folter spannen.“
„Das trifft sich gut“, entgegnete er und reichte ihr seine Hand, um ihr zu helfen, ein besonders steiles Wegstück zu bewältigen. „Wir sind gleich da.“
Sie kamen um eine Biegung, und einen Moment lang war Beth regelrecht überwältigt. Sie konnte nur stumm dastehen und staunen.
Luís hatte sie zu einem Aussichtspunkt geführt, von dem aus sich die ganze Bucht zu ihren Füßen eröffnete. Schroffe Felsen ragten aus einem dichten grünen Pflanzenteppich heraus. Dazwischen, dort wo Salbei, Bougainvillea und Rosmarin blühten, waren überall kräftige Farbtupfer in Rot, Violett und Blau zu sehen.
Schäumend rollten die Wellen gegen die Felsküste. Das Wasser glitzerte im hellen Sonnenlicht wie Diamanten, und Beth musste sich zwingen, sich von dem herrlichen Anblick loszureißen.
Suchend sah sie sich um, dann entdeckte sie eine flache Stelle zwischen den Felsen. „Kommen Sie, machen wir es uns gemütlich.“
Luís blinzelte. „Hier?“
„Warum nicht?“ Sie öffnete den
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