Romana Extra Band 1
Rucksack und zauberte eine Picknickdecke daraus hervor, die sie auf dem Boden ausbreitete. „Was ist?“ Sie setzte sich und klopfte mit der flachen Hand auf den freien Platz neben sich. „Wollen Sie stehen bleiben und Wurzeln schlagen?“
Nach kurzem Zögern setzte er sich ebenfalls. Sofort spürte Beth wieder, wie ihr Herz schneller zu pochen begann. Seine körperliche Nähe war definitiv nichts für ihren Seelenfrieden. Wieder glaubte sie das Knistern zwischen ihnen beinahe hören zu können, und der Drang, Luís zu berühren, wurde geradezu unwiderstehlich. Sie musste sich zusammenreißen, um keine Dummheiten zu begehen, die sie am Ende nur bereuen würde.
Um sich abzulenken, fing sie an, ihre Mitbringsel aus dem Rucksack zu holen. Es gab Obst, frisch gebackenes Brot und allerlei Köstlichkeiten, die Lindy am Morgen noch eilends für sie zubereitet und zusammengestellt hatte.
„Sind das etwa empanadas ?“ Überrascht sah er Beth an. „Die habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen!“
„Na, dann greifen Sie zu!“
Er nahm sich eine der gefüllten Teigtaschen und seufzte schwärmerisch, hielt dann aber inne, und seine Miene verfinsterte sich.
„Was ist los?“ Fragend sah Beth ihn an. „Stimmt was nicht?“
Er lachte bitter auf. „Ich weiß nicht, wie Sie es anstellen, aber fast wäre ich schon wieder darauf hereingefallen. Nun, jedenfalls hoffe ich für Sie, dass Sie gestern nicht den ganzen Tag in der Küche zugebracht haben, um all diese Köstlichkeiten vorzubereiten, denn es wird Sie nicht weiterbringen“
„Reingefallen?“ Beth verstand nicht, was er meinte, doch sie spürte, dass abermals etwas schieflief. „Was meinen Sie damit?“
„Das ist doch wohl offensichtlich, oder etwa nicht? Ein Picknick im Grünen, dabei eine nette Unterhaltung und was dann? Vielleicht ein Kuss? Oder mehr? Nun, irgendetwas scheint Ihnen immer einzufallen, das geeignet ist, mich um den Finger zu wickeln, nicht wahr? Und warum? Weil Sie an mein Grundstück kommen wollen, natürlich!“
Beth spürte, wie Wut in ihr hochschoss. Was bildete der Mann sich bloß ein? „Sie wussten genau, um was es mir geht“, stellte sie klar. „Zumindest nach unserem letzten Treffen. Und ich muss Sie sicherlich nicht daran erinnern, dass es Ihre Idee war, hier herauszufahren, und nicht meine!“ Sie schluckte. „Im Übrigen habe nicht ich den ganzen Morgen in der Küche gestanden, sondern Lindy.“
Einen Augenblick herrschte Stille. „Ihre Schwester?“, fragte Luís verblüfft.
„Es war ihre Idee, ja.“ Beth nickte, und ohne dass sie es wollte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. „Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, Ihnen eine Freude zu machen.“
Luís runzelte die Stirn. „Aber warum? Sie kennt mich doch gar nicht.“
„Nun ja, sie glaubt, sie sei schuld daran, dass unsere Wege sich vorgestern so unschön getrennt haben. Aber natürlich trägt dafür nicht sie die Verantwortung, sondern einzig und allein ich.“ Beth senkte den Blick. „Es war meine Schuld, ich bin diese ganze verfluchte Sache von Anfang an falsch angegangen. Ich hätte ehrlich zu Ihnen sein müssen, Luís – vom ersten Augenblick an.“
Sie konnte sehen, dass er mit sich rang, ob er auf ihre letzte Bemerkung eingehen sollte. Schließlich entschied er sich dagegen. „Ihre Schwester …“, sagte er stattdessen. „Sie ist ein tapferes Mädchen.“
Beth nickte. „Oh ja, das ist sie wirklich. Seit so langer Zeit schon erträgt sie sämtliche Untersuchungen und Behandlungen, ohne sich zu beklagen.“
„Was ist passiert?“ Luís klang ehrlich interessiert.
„Sie hat etwas sehr Dummes getan. Nach dem Tod meines Vaters zog Mum mit ihr nach Palma, und Lindy freundete sich mit den falschen Leuten an – allesamt Chaoten. Eines Abends schlug einer von ihnen eine idiotische Mutprobe vor. Es ging darum, wer sich traut, mit dem Wagen eines Elternteils eine Spritztour zu unternehmen.“
„Und Lindy traute sich?“
Beth nickte.
„Ich mache mir Vorwürfe. Ich hätte da sein sollen damals, dann wäre diese ganze Geschichte vielleicht gar nicht passiert. Aber es scheint mein Schicksal zu sein, dass Menschen meinetwegen ins Unglück stürzen.“ Dabei dachte sie nicht nur an Lindy, sondern vor allem auch an Diego.
Diego, der gestorben war, weil er sie, Beth, liebte. Und weil er nicht hatte akzeptieren wollen, dass ihre Liebe aufgrund der Engstirnigkeit anderer Menschen zugrunde ging. Und wer wusste schon, wie die Dinge verlaufen wären,
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