Romana Extra Band 1
die Zusammenarbeit mit Luís. Das Problem bestand darin, dass sie in seiner Gegenwart an Dinge denken musste, die mit der Werbekampagne rein gar nichts zu tun hatten. Doch jetzt, wo Luís ihr Boss war, kam eine Affäre mit ihm absolut nicht mehr infrage, denn wenn sie eines aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre gelernt hatte, dann, Berufliches und Privates nicht zu vermischen.
Es war schon später Nachmittag, als Luís im Türrahmen stand und missbilligend den Kopf schüttelte. „Du hast wieder die ganze Zeit durchgearbeitet, stimmt’s?“
Beth zuckte mit den Schultern. „Die Arbeit macht mir eben Spaß – da vergehen die Stunden wie im Flug.“
„Aber als dein Chef habe ich ein ganz egoistisches Interesse an der Erhaltung deiner Gesundheit. Und es kann nicht gut sein, den ganzen Tag über irgendwelchen Papieren und Unterlagen zu brüten.“ Er kam auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. „Komm, wir gehen.“
Überrascht hob sie eine Braue. „Wohin?“
Er lächelte jungenhaft. „Das wirst du beizeiten herausfinden. Also, was ist jetzt? Kommst du?“
Beth schob ihre Unterlagen zusammen und verstaute sie in einer Dokumentenmappe, die sie auf dem Tisch liegen ließ. Dann stand sie auf und ergriff Luís’ Hand.
Er führte sie nach draußen zum Bootsanleger. Obwohl Beth seit einer Woche viel Zeit in Luís’ Haus verbrachte, war sie noch nicht dazu gekommen, sich die Jachten genauer anzusehen. Als sie jetzt an ihnen entlangging, war sie beeindruckt und auch ein wenig eingeschüchtert.
Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wohl sein mochte, mit einer von ihnen hinauszufahren. Wahrscheinlich war es ein herrliches Gefühl. Über sich den tiefblauen Himmel zu haben und unter dem Kiel die endlose Weite des Meeres. Doch diese Erfahrung zu machen, würde ihr wohl immer verwehrt bleiben. Ihr fehlte schlicht und einfach das Geld, um auch nur einen kleinen Segeltörn zu finanzieren. Inzwischen wusste sie ja, was es kostete …
Am Ende des Stegs ließ Luís ihre Hand los und fing an, die Vertäuung einer schnittigen kleinen Jacht namens Esmeralda zu lösen.
„Was ist?“, fragte er grinsend. „Willst du nur dastehen und mir bei der Arbeit zusehen, oder packst du vielleicht auch selbst mit an?“
Verständnislos schaute Beth ihn an. „Was hast du vor? Ich …“
„Kannst du es dir denn nicht denken? Ich finde, wenn du eine wirklich gute Werbekampagne für eine Charterfirma für Segeljachten machen willst, dann solltest du auch wissen, wovon du sprichst. Bist du schon einmal gesegelt?“
„Nein, ich …“
„Siehst du“, unterbrach er sie. „Dann wird es höchste Zeit.“ Er hatte alle Leinen losgemacht und ging leichtfüßig über den schmalen Metallsteg an Bord. Dann streckte er Beth die Hand entgegen. „Komm, es ist ganz leicht.“
Beth atmete tief durch. Insgeheim hatte sie immer davon geträumt, einmal mit einer solchen Jacht durch die Küstengewässer Mallorcas zu segeln. Doch nun, da dieser Traum wahr werden sollte, bekam sie es mit der Angst zu tun.
„Wo sind denn die anderen Besatzungsmitglieder?“, fragte sie und blickte sich suchend um.
Luís lächelte. „Die Esmeralda ist für zwei Personen ausgelegt.“ Offenbar machte sie ein ziemlich entsetztes Gesicht, denn er lachte leise. „Keine Sorge, ich bin ein erfahrener Skipper. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich heil wieder zurück an Land bringe. Nun?“
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, über die Gangway ging. Was tust du hier? fragte ein Teil von ihr alarmiert. Bist du verrückt geworden, dich auf ein solches Abenteuer einzulassen? Doch der abenteuerlustige Teil in ihr konnte es kaum abwarten, in See zu stechen.
Im ersten Moment war Beth irritiert von dem Gefühl, zwar festen Boden unter den Füßen zu haben, zugleich aber wieder auch nicht, denn die Jacht hob und senkte sich sanft im Rhythmus der Wellen. Doch es dauerte nicht lange, bis sie sich darauf eingestellt hatte.
Aufgeregt schaute sie sich überall um und beobachtete Luís dabei, wie er die Esmeralda zum Auslaufen klarmachte.
„Kann ich irgendetwas tun?“, rief sie ihm zu. „Ich möchte nicht unnütz herumstehen.“
Luís lächelte. „Du kannst mir helfen, das Segel zu setzen.“
Unter seiner fachmännischen Anleitung fiel es ihr nicht schwer, ihre Aufgabe zu bewältigen. Und als sich das große Hauptsegel kurz darauf im Wind blähte und die Jacht an Fahrt gewann, fühlte Beth ein so
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