Romana Extra Band 1
war freundlich, aufmerksam und hilfsbereit.
„Ich will nur noch diese eine Sache hier zu Ende bringen“, erwiderte sie lächelnd. „Dann mache ich Pause, okay?“
Luís schüttelte den Kopf. „Nein, nicht okay. Du legst jetzt auf der Stelle den Stift hin und kommst mit in die Küche, wo wir uns ein anständiges Mittagessen zaubern werden.“ Er bedachte sie mit einem strengen Blick. „Du glaubst wohl, ich hätte nicht bemerkt, dass du noch nichts gegessen hast?“
Beth wollte protestieren. Es gab so viel zu tun. Luís’ Branche war Neuland für sie. Bevor sie ein wirklich stimmiges Konzept entwickeln konnte, musste sie sich erst einmal in die Materie einarbeiten. Doch sie merkte, dass jeder Widerspruch zwecklos war.
Sie verbrachten eine wunderbare Stunde miteinander, in der sie gemeinsam am Herd standen. Luís erzählte ihr Geschichten aus der Zeit, als er gerade mit seiner Charterfirma angefangen hatte. Wie schwierig es gewesen war, sich in dieser hart umkämpften Branche zu etablieren. Und die Erleichterung, als sich die ersten Erfolge einstellten.
Nach dem Essen machte Luís sich auf den Weg zum Anleger, um dort nach dem Rechten zu sehen, und Beth ging zurück an die Arbeit. Als sie auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch am Fenster vorbeikam, blieb sie einen Moment stehen und beobachtete Luís, wie er den Steg entlangschlenderte. Auf einmal fiel ihr Blick auf ihre eigene Reflexion im Glas, und sie stutzte. War diese Frau, die so zufrieden und glücklich aussah, tatsächlich sie?
Es überraschte sie selbst, aber sie war glücklich. Und das lag nicht nur an ihrem neuen Job, sondern auch an den Begleitumständen. Fast erschien ihr die Situation ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Eher wie ein Traum, aus dem sie jeden Augenblick erwachen konnte.
Nur um sicherzugehen, kniff sie sich fest in den Arm – doch nichts passierte. Sollte sie ein Mal in ihrem Leben wirklich Glück haben?
„Kannst du mal kurz herkommen? Ich habe hier einen ersten Entwurf für Diario de Mallorca .“ Luís beugte sich über ihre Schulter, und Beth zeigte ihm den Computerausdruck.
Wie stets ließ seine Nähe ihr Herz schneller schlagen, doch das hatte sie inzwischen im Griff. Nicht, dass sich irgendetwas an ihren Empfindungen geändert hätte. Nein, sie fühlte sich noch immer wahnsinnig zu Luís hingezogen – womöglich sogar mehr als das, aber darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.
Auf der einen Seite machte das Knistern zwischen ihnen die Zusammenarbeit nicht unbedingt leichter. Doch Luís war ein vorbildlicher Chef, der seinen Angestellten mit Respekt begegnete und ihnen die Anerkennung zollte, die sie verdienten. Im Gegensatz zu Lyle spielte er sich nicht immerzu auf, und er hatte es auch nicht nötig, die Erfolge seiner Mitarbeiter als seine eigenen zu verkaufen.
„Das sieht sehr ansprechend aus.“ Luís nickte zufrieden. „Aber ich würde hier … und hier“, er deutete mit dem Finger auf die entsprechenden Stellen des Entwurfs, „noch ein Bild von der Yolanda einfügen.“
Er ließ die Hand sinken und streifte dabei ihre Schulter. Die Berührung war nur ganz leicht, dennoch durchzuckte Beth ein Gefühl wie ein Blitzschlag. Ihr Herz fing an, ihr wie verrückt gegen die Rippen zu trommeln, und für einen kurzen Moment bekam sie kaum Luft.
Sie schluckte. „Gute Idee“, brachte sie mit belegt klingender Stimme hervor.
Sie atmete erleichtert auf, als Luís den Raum verließ. Da er sein Arbeitszimmer selbst benötigte, hatte er das angrenzende Gästezimmer zum Büro für sie umfunktioniert. Hier gab es zwar einen Schreibtisch, doch die meiste Zeit arbeitete Beth draußen auf dem Balkon unter einem großen Sonnenschirm.
Sie hatte festgestellt, dass der Blick aufs offene Meer eine durchaus inspirierende Wirkung auf sie hatte. Außerdem sah sie die Jachten am Anleger, die in der leichten Dünung dümpelten. Noch waren sie zur Untätigkeit verdammt. Aber wenn ihre Kampagne gut anlief, würden die Boote bald wieder ihre eigentliche Bestimmung erfüllen.
Es musste einfach klappen. Zu viel hing davon ab, dass es ihnen gelang, neue Kunden für Alquiler Santiago zu begeistern. Die einzige Chance lag darin, die Flucht nach vorn zu wagen. Und genau die bereitete Beth vor. Wie befreiend ein solcher Schritt sein konnte, hatte sie schließlich gerade am eigenen Leib erfahren.
Lyle die Kündigung zu schicken, war das Beste gewesen, was sie seit Langem getan hatte.
Was ihr dagegen in manchen Situationen schwerfiel, war
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