Romana Extra Band 1
in unserer Familie nicht wirklich miteinander. Wir berühren wie ein Schlittschuhläufer lediglich die Oberfläche aus Angst vor dem kalten Wasser darunter. Und meinen Vater interessiert lediglich, dass die Erbfolge gesichert wird. Dass ich heirate und einen Sohn zeuge, der nach mir den Titel des Barons trägt.“
Mark presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. „Eine Zeit lang habe ich gedacht, ich wollte es ebenfalls. Ich meinte, eine Frau und Kinder könnten uns Belmonts möglicherweise wieder zusammenbringen. Aber eine Hochzeit hätte nur zwei weitere Menschen unglücklich gemacht und schließlich zu einer peinlichen Scheidung geführt.“
Lexi glaubte, eine kalte Hand griffe nach ihrem Herzen, als seine Worte allmählich zu ihr durchdrangen. „Das hättest du getan?“ Vergebens versuchte sie, sich nicht anhören zu lassen, wie entsetzlich sie seine Situation fand. „Du hättest eine Frau geheiratet, die du nicht liebst, um mit ihr einen Erben für das Land und den Titel zu zeugen?“
„Oh ja, denn die alten Gesetze gelten noch immer. Nur ein leiblicher Sohn ist erbberechtigt. Sogar Cassies Jungen haben keine Chance. Selbst dann nicht, wenn ich einen von ihnen adoptieren würde. Mein Vater und ich sind die letzten männlichen Belmonts. Was aus unserer neunhundertjährigen Geschichte wird, hängt also allein an mir.“
Lexi atmete tief durch. „Wie kannst du damit leben?“ Ihre Stimme bebte. „Nachwuchs zu bekommen, sollte für zwei Menschen eine große Freude sein und keine Verpflichtung.“
Und du kannst zumindest Kinder zeugen, dachte sie verbittert. Wusste er überhaupt, was für ein Glück er hatte? Sie blickte Mark in die Augen und las die tiefe Traurigkeit darin. Sofort erlosch ihre Kampfeslust.
„Entschuldige, das war unfair. Du hast eine Pflicht gegenüber deiner Familie.“
Mark beugte sich vor und lehnte seine Stirn gegen ihre. „Verstehst du jetzt, warum ich Schwierigkeiten habe, die Biografie zu Ende zu bringen?“, fragte er leise mit bebender Stimme. „Die Menschen erwarten, dass meine Mutter ein aufregendes und glückliches Leben hatte. Filmstars wie Crystal Leighton dürfen kein Leben führen, in dem es Bitterkeit und Kälte gibt, und in dem sie mit Enttäuschungen und einem geringen Selbstwertgefühl fertig werden müssen. Und mit einem Sohn, der nicht für sie da gewesen ist.“ Er ergriff Lexis Hände. „Wie schreibt man diese Geschichte, Lexi? Wie erzählt man eine solche Wahrheit, ohne die Familie zu zerstören?“
„Das musst du entscheiden“, antwortete sie so ruhig, wie es ihr möglich war. „Ich kann dir sagen, wie dieses Buch zu einer echten Würdigung ihres Lebens wird. Außerdem weiß ich, dass die dunklen und überschatteten Tage die glücklichen nur heller erstrahlen lassen. Zu ihrem Leben gehörten solche und solche Zeiten. Du kannst die Wahrheit nicht umgehen.“
„Die Wahrheit? Das ist ein seltsamer Begriff für jemanden, der mit Geschichtenschreiben seinen Lebensunterhalt verdient. Lass mich dir die Wahrheit erzählen“, fuhr Mark aufgewühlt fort. „Die Wahrheit ist, dass ich Belmont Manor hinter mir lassen sollte. Dass ich mich auf die Zukunft konzentrieren und lernen sollte, mein eigenes Leben zu führen, und nicht das eines anderen. Denn genau das würde sie wollen.“
Mark ließ ihre Hände los, streichelte ihre Wange und küsste Lexi sanft. Im ersten Moment war sie grenzenlos überrascht. Dann spürte sie seine warmen, weichen Lippen und schloss die Augen. Als sie sich vorbeugen wollte, um ihm noch näher zu sein, richtete er sich bereits wieder auf.
„Vielen Dank fürs Zuhören, Lexi. Ich kann dieses Buch nicht beenden. Ich kann meine Familie nicht diesen Schmerzen aussetzen.“ Er trat von ihr weg, stellte sich an die Mauer und sah aufs Meer hinaus. „Sorry, die Biografie ist gestrichen. Ich werde dem Verleger seinen Vorschuss zurückzahlen. Und mit dem Streit in der Familie werde ich fertig. Besser, er findet jetzt statt als später, wenn wir im Mittelpunkt des medialen Interesses stehen.“ Er wandte den Kopf. „Vielen Dank, dass du mir bei der Entscheidung geholfen hast, mich nach vorn zu orientieren und nicht einen Schritt zurückzumachen. Aber nun brauche ich deine Hilfe nicht mehr. Du kannst nach London zurückkehren. Deine Arbeit hier ist getan.“
Lexi atmete zur Beruhigung mehrmals tief durch. „Meine Arbeit hier ist keineswegs getan“, erklärte sie Mark, der zum fernen Horizont schaute.
Überrascht drehte er
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