Romana Extra Band 2
bedeuten. Es war eine rein körperliche Sache. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, und sie umgekehrt zu ihm. Das hieß noch lange nicht, dass er mehr von ihr wollte. Doch genau das war der Fall. Er wollte mehr, viel mehr. Mehr von ihr wissen, mehr mit ihr teilen. Er empfand sogar Mitgefühl für sie, und das, obwohl er nicht den geringsten Grund hatte. Ausgerechnet für Pixie! Die selbstsüchtigste, oberflächlichste Person, die er kannte.
„Was ist?“ Sie runzelte die Stirn.
Waren ihm die Gedanken wirklich so leicht von den Augen abzulesen?
„Nichts“, wich er aus. „Willst du darüber reden?“
„Da gibt es nicht viel zu reden.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe einmal mehr dem falschen Mann mein Vertrauen geschenkt. Sam hat mir die große Liebe vorgespielt, und ich war so dumm, ihm zu glauben, statt zu bemerken, dass er die ganze Zeit nur darauf aus war, die Vollmacht über die Firmenkonten zu bekommen.“ Sie seufzte. „Als er sie schließlich hatte, war er von einem Tag auf den anderen verschwunden – mit allem, was er auf die Schnelle flüssig machen konnte.“
Alejandro unterdrückte einen Fluch. Er mochte Pixie unzählige Male für ihre Falschheit und ihre berechnende Art verwünscht haben – doch hier ging es nicht nur um sie, sondern auch um das Schicksal ihrer Mitarbeiter.
Niemand wusste besser als er, wie schwer es war, diese Verantwortung für andere Menschen zu tragen, die sich darauf verließen, dass ihr Gehalt jeden Monat pünktlich auf ihren Bankkonten einging. Ganz gleich, welche Entscheidung man als Unternehmer traf, sie hatte stets auch Konsequenzen für die Mitarbeiter. Und wenn man der falschen Person vertraute … Alejandro konnte gut nachempfinden, wie Pixie sich fühlte, zumal er sich selbst in einer Situation befand, in der das Fortbestehen seines Unternehmens auf dem Spiel stand. Wenn es ihm nicht bald gelang, über seinen Schatten zu springen, würde es die Segelschule nicht mehr lange geben.
„Und was ist mit dir?“ Pixies Frage riss ihn aus seinen Grübeleien.
Er zuckte mit den Schultern. „Was soll mit mir sein?“
„Du warst ein hervorragender Segler, Alejandro. Warum hast du auf dem Höhepunkt deiner Karriere beschlossen, dich aus dem Sport zurückzuziehen?“
Für den Bruchteil einer Sekunde drohte die altbekannte Panik von ihm Besitz zu ergreifen, doch dann hatte er sie im Griff – zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit. Der kleine Sieg machte ihn beinahe schwindelig vor Glück.
Aber die Erinnerung an den schrecklichen Tag vor zwei Jahren versetzte seiner Euphorie rasch einen Dämpfer. „Du weißt von dem Unfall, der sich bei meiner letzten Regatta ereignete?“
Sie nickte. „Ja – ein Mann kam dabei ums Leben. Sämtliche Zeitungen haben über das Unglück berichtet. Es war tragisch, aber …“ Sie zögerte. „Nun, ich hätte nicht angenommen, dass du deswegen alles hinwirfst.“
„Das hätte ich wohl auch nicht“, entgegnete Alejandro düster. „Allerdings …“ Er schluckte schwer. „Ich war seit damals nicht mehr in der Lage, ein Boot zu betreten. Du kannst mir glauben, dass ich es oft genug probiert habe, doch ganz gleich, wie sehr ich mich auch bemühte – ich bekam Panikattacken, sobald ich nur einen Fuß auf die Gangway einer Jacht setzte.“
Sie zögerte kurz, dann sprach sie aus, was ihr durch den Kopf ging. „Du warst nie jemand, der gleich aufgibt. Es passt überhaupt nicht zu dir, dass du wegen eines solchen Unfalls so heftig reagierst – ganz gleich, wie tragisch er auch gewesen sein mag.“
Überrascht schaute Alejandro sie an. Sie schien noch immer bis auf den Grund seiner Seele blicken zu können – und er wusste nicht, ob ihm das gefiel. Aber es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
Er seufzte. „Du hast recht, da ist noch etwas. Weißt du, dass es außer dir nur eine weitere Person gibt, die davon auch nur etwas ahnt?“
Sie hob eine Braue. „Wovon?“
„Von den wahren Gründen.“ Er musterte sie forschend, dann fuhr er fort. „Der Mann, der bei dem Unfall ums Leben kam, war an jenem Tag nicht ganz freiwillig an Bord der Ocean Cruiser . Estefan gehörte zwar schon lange zu meinem Team, doch sein Sohn war krank, und er wollte an diesem Tag ins Krankenhaus, um den Geburtstag des Jungen zu feiern. Aber weil ich ohne Estefan keine Chance hatte, die Regatta zu gewinnen, überredete ich ihn, mitzumachen.“ Alejandro schwieg, als sein Herz sich schmerzhaft zusammenzog. „Anschließend kann er ja
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