Romana Extra Band 3
startete ihre Karriere als Model, und ich …“ Sie schöpfte tief Atem. Nie zuvor hatte sie ihre Geschichte jemandem anvertraut. Im Dunkeln in seinen Armen zu liegen, machte es ihr leichter. „Meine Mutter erkrankte schwer, ich musste mich um sie kümmern.“
„Ich verstehe.“
Das tat er gewiss nicht – wie auch? In den zwei Jahren, in denen sie ihre Mutter gepflegt hatte, hatte sie den Übergang ins Erwachsenenleben verpasst.
„Dann ist deine Mutter gestorben.“
„Woher weißt du das? Ach ja, der Detektiv.“ Maisy rückte ein Stück von ihm ab.
„Nein, so tief habe ich ihn nicht graben lassen. Ich habe es erraten, weil du anderenfalls längst mit ihr telefoniert hättest.“
„Das glaube ich nicht“, stellte sie nüchtern fest.
„Habt ihr euch nicht verstanden?“ Alessandro stützte sich auf einen Arm, um sie besser betrachten zu können.
„Sie war erst sechzehn, als ich zur Welt kam. Ständig hielt sie mir vor, ich hätte ihr Leben ruiniert. Erst als sie an Krebs erkrankte, brauchte sie mich.“
„Wie ging es danach weiter?“
„Eine Woche nach ihrer Beerdigung traf ich in einem Geschäft in London zufällig auf Alice. Ich fühlte mich noch wie betäubt – und sie war schwanger. Sie bat mich, bei ihr zu wohnen und ihr zu helfen.“
Zärtlich strich er ihr das Haar aus der Stirn. „Bist du von da an bei ihr geblieben?“
Einen Moment schwieg Maisy. Allmählich näherten sie sich schwierigem Terrain.
„Hast du nie daran gedacht zu studieren?“
„Nach Mums Tod wollte ich an die Universität zurückkehren. Ich hatte mich bereits nach der Schule dort eingeschrieben, musste mich ihretwegen aber exmatrikulieren. Dann habe ich Alice getroffen und eine Entscheidung gefällt, die ich nie bereut habe.“
„Gewiss hätte Leonardo dir eine Stelle in einer seiner Firmen verschaffen können.“
„Ich musste mich um das Baby kümmern. Für ein Privatleben oder gar einen Beruf blieb mir keine Zeit.“
„Und was war mit deinem Liebhaber?“, fragte er in beiläufigem Tonfall, während er spielerisch die Finger durch ihre Locken gleiten ließ.
So leicht zu täuschen war sie nicht. Sie begriff, dass er gerade sein Revier absteckte.
„Über Dan möchte ich nicht sprechen. Ich war mit ihm im Bett, das ist alles.“
„Ihr habt euch angefreundet, du hast deine Jungfräulichkeit an ihn verloren und das war es?“
„Ich habe sofort danach Schluss mit ihm gemacht.“
„Wie lange wart ihr ein Paar?“
„Sechs Wochen.“
„Eine echte Langzeitbeziehung!“
„Okay, ich hatte schlechten Sex mit einem langweiligen Typen in einem miesen Apartment. Aber sieh mich heute an: Der Sex ist viel besser, der Mann attraktiv und das Bett wunderschön.“
„Besser?“ Er lachte, und sein Gesicht strahlte förmlich. „Fantastisch trifft es eher. Der beste Sex, den ich je hatte. Ich wünschte, ich hätte dich damals schon gekannt.“
„Du hättest mir nicht einmal die Uhrzeit gesagt.“
„Ich hätte dich in ein elegantes Hotel mitgenommen und dich dort wesentlich raffinierter verführt als dieser Typ in seinem Apartment.“ Er streichelte ihr beruhigend über den Rücken.
Die Stirn an seine Brust gedrückt, gestattete Maisy sich für einen winzigen Augenblick, ihm zu glauben.
„Ich wünschte, du wärst mein erster Mann gewesen, auch wenn wir nur eine flüchtige Affäre haben“, murmelte sie.
Alessandro hielt inne, neigte den Kopf und küsste sie hart und fordernd auf den Mund. Wie in London, dachte Maisy, während er beide Hände unter ihr T-Shirt schob. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie war glücklich, dass er sie immer noch begehrte, und ja, sie erwiderte dieses Gefühl. Und wie!
Als sie nach einem aufregenden Liebesspiel eng aneinandergeschmiegt dalagen, raunte er ihr ins Ohr: „Das ist keine flüchtige Affäre.“ Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Keine flüchtige Affäre“, wiederholte er – für den Fall, dass sie es beim ersten Mal nicht verstanden hatte.
In den nächsten drei Tagen widmete sich Alessandro intensiv Lorenzo. Die beiden planschten zusammen im Meer und bauten Sandburgen, während Maisy ihnen aus dem Schatten eines Sonnenschirms heraus zusah. Die Badeshorts verbargen nur wenig von Alessandros sonnengebräuntem Körper.
Über Nacht hatte sich ihre Beziehung verändert, die Spannungen waren verschwunden. Hochzufrieden saß Maisy an diesem herrlichen Nachmittag an dem Privatstrand und beobachtete, wie er mit dem Kind im Arm auf sie zugeschlendert kam.
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