Romana Extra Band 3
dankbar, dass Sie hier sind.“
„Wo ist Ihre Mutter?“, fragte Elizabeth. „Ich kann sie nirgends entdecken.“
„Sie hält es wohl für besser, nicht in Erscheinung zu treten“, redete sich Mel heraus.
„Das ist nicht leicht, wenn man so ungewöhnlich schön ist. Ich habe Sarina seit Jahren nicht gesehen, aber sie scheint noch jünger geworden zu sein.“
Elizabeth hatte Sarina Norton nie ganz verstanden. Als junge Witwe hatte sie ihr anfangs leidgetan, aber später war sie ihr immer fremder geworden. Es war unmöglich gewesen, ihr Verhalten zu durchschauen. Dagegen war ihre kleine Tochter immer aufrichtig gewesen.
„Sie sollte Kooraki unbedingt verlassen“, meinte Elizabeth freundlich, aber entschieden.
„Ich bin sicher, dass Sie genau das beabsichtigt“, antwortete Mel und war froh, als Elizabeth das Thema wechselte.
5. KAPITEL
Mel konnte nur vermuten, was ihre Mutter plante. Sarina hatte sie auf Gregorys Wunsch hin kommen lassen. An einer Aussprache mit ihrer Tochter lag ihr nichts. Sicher bereute sie inzwischen, dass sie in der Erregung zu viel von ihrer Vergangenheit verraten hatte.
Sarina war wie eine Schauspielerin, die auf keine Rolle festzulegen war. Die Ehefrau hatte sie nur widerwillig gespielt, ebenso die Wirtschafterin. Als Geliebte war sie ganz groß herausgekommen, aber das schien noch nicht alles zu sein. Nach Mels Einschätzung stand ihr ganz großer Auftritt noch bevor.
Mike Norton hatte sich ihrer angenommen, ohne dafür belohnt zu werden. Nur Mel hatte ihn aufrichtig geliebt. Seit sie wusste, dass Mike nicht ihr Vater war, grübelte sie darüber nach, wer es sein könnte. Jeder hätte das verständlich gefunden, nur Sarina nicht. Sie war krankhaft eigensüchtig und kümmerte sich wenig um die Gefühle anderer.
Mel musste tief durchatmen, bevor sie anklopfen konnte. Das Verhältnis zu ihrer Mutter war für immer zerstört. Es würde Sarina nicht schwerfallen, sich endgültig von ihrer Tochter loszusagen.
Es dauerte lange, bis die Tür geöffnet wurde. Vielleicht hat Mum geweint, dachte Mel. Wenn sie unbeobachtet ist, braucht sie sich nicht zu verstellen. Ob sie auch um ihren toten Ehemann getrauert hatte? Mel war immer davon ausgegangen, dass sie zu stolz gewesen war, um ihren Schmerz zu zeigen. Wie man sich doch in einem Menschen täuschen konnte!
Sarina trug immer noch das elegante schwarze Kleid, das sie für die Beerdigung gewählt hatte. Auf ihrem schönen Gesicht lag ein herber Zug, als wäre ihr jede Störung lästig. Das erschütterte Mel zutiefst. Nie hätte sie gedacht, dass ihre Mutter sich so unzugänglich zeigen würde. Sollten Mutter und Tochter nicht einander lieben?
Liebe hast nur du ihr entgegengebracht, Amelia Norton.
„Was willst du?“, fragte Sarina. Ihr Ton verriet, dass sie zu keinem längeren Gespräch bereit war.
„Darf ich hereinkommen, Mum? Wir müssen miteinander sprechen.“
„Reden hat keinen Sinn“, antwortete Sarina, ließ Mel aber trotzdem hinein.
Sarinas Suite war groß und erst kürzlich aufwendig renoviert worden. Hier, in ihren Privaträumen, war Sarina ganz ihrem persönlichen Geschmack gefolgt – die Einrichtung war pompös. An zentraler Stelle hing ein eindrucksvolles Gemälde, das Werk eines berühmten Künstlers, das Gregory ihr gekauft hatte. Wahrscheinlich hat er seine Geliebte mit Geschenken überhäuft.
„Darf ich mich setzen?“, fragte Mel.
Ihre Mutter sah sie seltsam an. „Natürlich, aber du musst wissen, dass ich sehr verärgert bin.“
„Das tut mir leid, obwohl ich für deine Gemütsverfassung nicht verantwortlich bin.“
„Nicht verantwortlich? Nachdem du mich so beschimpft hast? Du hast mich, deine Mutter, eine Lügnerin genannt.“
„Weil du nie die Wahrheit sagst! Ich bin eine erwachsene Frau, trotzdem behandelst du mich immer noch wie ein Kind. Deine Devise lautet: Das muss sie nicht wissen. Man könnte meinen, du seist in einem Zeugenschutzprogramm. Jahrelang hast du dich hier auf Kooraki versteckt. Wirst du verfolgt, oder war deine Liebe zu Gregory deine Motivation? Du wolltest dich nicht von ihm trennen … er sich von dir ebenso wenig. Es war ein offenes Geheimnis, und deswegen wurden wir geächtet. Vielleicht bringst du es wenigstens über dich, mir deine Zukunftspläne zu verraten. Dass sie mich nicht einschließen, ist mir klar. Du brauchst also kein Geheimnis daraus zu machen.“
Sarina hatte sich in einen tiefen, mit schwerem Brokat bezogenen Sessel gesetzt.
„Wie steht es zwischen
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