Romana Extra Band 3
Nach einer Weile sagte sie: „Ich weiß nicht mehr, was hier vorgeht. Meine Mutter hat sich buchstäblich zweigeteilt.“
Mels Zerrissenheit erschreckte Dev. „Deine Mutter hat die Gabe, sich in verschiedene Personen zu verwandeln. Jetzt, da Gregory tot ist, wird sie uns wahrscheinlich ihr wahres Gesicht zeigen.“
„Ein hartes Urteil.“ Mel fühlte sich in der Gesellschaft dieser begüterten und privilegierten Menschen immer unwohler. Warum war sie nicht bei ihrem ursprünglichen Vorsatz geblieben, Kooraki zu meiden? „Was mag sie sich jetzt vorgenommen haben? Von mir will sie nichts wissen … so traurig es ist. Ich habe ihr nie etwas bedeutet. Nach ihrer eigenen Aussage war meine Geburt ein Fehler.“ Mel hob den Kopf und sah in Devs strahlende Augen. „Das bin ich … ein Fehler.“
„So ein Blödsinn!“, schimpfte er. „Sarina ist nur eifersüchtig auf dich.“
„Sie sieht zehn Jahre jünger aus, als sie ist.“ Gut zurechtgemacht und elegant gekleidet wie an diesem Tag, hätte jeder Sarina auf Mitte dreißig geschätzt. „Ich habe sie immer um ihren Teint beneidet.“
„Du brauchst dich neben ihr nicht zu verstecken.“
Mel lächelte gequält. „Ich ziehe mich jetzt zurück. Hier ist kein Platz für mich. Wenn bekannt wird, dass Gregory meiner Mutter mehrere Millionen hinterlassen hat, werden die Gerüchte neu aufleben. Vielleicht ist es gut, dass sie ein neues Leben anfangen will.“
„Sie ist jetzt alle Fesseln los“, spottete Dev. „Aber dich lasse ich nicht gehen. Bilde dir das ja nicht ein.“
Die Art, wie er das sagte, reizte Mels Widerspruchsgeist. „Und wie willst du das anstellen?“
„Das erfährst du, wenn du vor der Testamentseröffnung abreist. Wir brauchen endlich Klarheit, Mel.“
„Was mich betrifft, herrscht die bereits“, antwortete sie. „Ich bin die Außenseiterin. Das war ich schon immer, und das werde ich bleiben. Deshalb musst du mich vergessen.“
Dev wurde jetzt sehr ernst. „Bist du verrückt geworden?“
„Im Gegenteil … ich bin nur realistisch. Heirate Siobhan O’Hare. Sie ist die ideale Frau für dich.“
„Abgesehen davon, dass ich überhaupt keine Liebe für sie empfinde.“
„Liebe ist nicht alles, Dev.“ Mel fürchtete, jeden Moment in Tränen auszubrechen. „Denk darüber nach. Trotz allem, was wir zusammen erlebt haben, bin ich nicht die Richtige für dich. Siobhan und ihre Eltern machen sich große Hoffnungen, dass ihr ein Paar werdet.“
„Dann erwartet sie alle eine herbe Enttäuschung“, stellte Dev unbarmherzig fest. „Soll Siobhan ruhig glauben, dass sie in mich verliebt ist. Das ändert sich, sobald sie den passenden Partner gefunden hat.“ Er legte Mel eine Hand auf die Schulter. „Bitte geh noch nicht. Meine Mutter möchte gern mit dir reden. Sie hat sich auch immer für eine Außenseiterin gehalten.“
„Vor den Langdons kann eben niemand bestehen“, seufzte Mel. „Natürlich spreche ich mit deiner Mutter. Sie war immer freundlich zu mir.“
„Dann lass uns gleich zu ihr gehen. Sie steht dort drüben. Dad lässt sie keine Minute aus den Augen. Er hat nie aufgehört, sie zu lieben.“
Mel versuchte, alle belastenden Gedanken zu verdrängen, während sie auf Elizabeth Langdon zugingen. Nachdem sie einander begrüßt hatten, ließ Dev sie dann für einige Minuten allein.
Devs Mutter war eine vornehme, gut aussehende Frau mit kastanienrotem Haar und großen bernsteinfarbenen Augen. Sie sah Mel freundlich an und fragte: „Sie bleiben doch eine Weile hier, meine Liebe?“
„Das weiß ich noch nicht, Mrs Langdon.“
„Elizabeth, bitte. Aber doch wenigstens einige Tage?“
„Wahrscheinlich“, antwortete Mel.
Elizabeth nickte. „Ich würde vor meiner Abreise sehr gern erfahren, was Sie in der Zwischenzeit so getrieben haben. Sie waren schon früher ein kluges Mädchen, und die Art, wie Sie sich meiner Schwiegermutter widersetzten …“ Sie lachte tief und wohlklingend. „Das habe ich nie vergessen. Sie waren so viel jünger und hatten viel mehr Mut als ich.“
„Vielleicht gerade deswegen …“ Mel stimmte in das Lachen ein. „Ich freue mich sehr über dieses Zusammentreffen, Elizabeth. Ich wusste nicht, ob Sie kommen würden.“
„Ich muss doch meine Kinder unterstützen … vor allem Ava. Dev hat immer für sich selbst sorgen können.“ Etwas leiser fügte sie hinzu: „Auch mein Mann braucht Hilfe. Sie wissen vielleicht nicht, dass wir nie geschieden wurden.“
„Dann ist er sicher überaus
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