Romana Extra Band 3
drückt.“
Ava nickte. „Ein passendes Bild. Ich bin jetzt über zwei Jahre verheiratet, und man erwartet, dass ich endlich schwanger werde. Man will kleine Füßchen trippeln hören.“
„Doch du zögerst, nicht wahr? Luke scheint dir nicht der richtige Vater zu sein.“
„Der falscheste, den ich mir denken kann!“ Ava senkte den Kopf, als fühlte sie sich schuldig. „Dir gegenüber kann ich ja offen sein“, fuhr sie dann fort. „Du verstehst mich. Es hat in unserer Familie noch nie eine Scheidung gegeben. Soll ich damit anfangen? Selbst Mum und Dad haben sich nicht offiziell getrennt.“
„Weil sie sich immer noch lieben.“
„Ja, ist das nicht wunderbar?“ Avas hübsches Gesicht belebte sich. „Dad hat nichts an dem Testament auszusetzen. Er macht große Pläne für sich und Mum. Sie wollen reisen und die Welt kennenlernen.“
„Dazu wünsche ich ihnen von Herzen Glück.“ Mel freute sich aufrichtig über Eriks und Elizabeths Versöhnung. „Aber auch für dich beginnt eine neue Zeit. Dev ist nicht Gregory.“
„Nein, Gott sei Dank.“ Ava lächelte erleichtert. „Mein Bruder will nur, dass ich glücklich bin. Ich hätte damals auf ihn hören sollen. Es gab so viele Zweifel, aber ich wollte mit dem Kopf durch die Wand.“
„Auch kluge Frauen machen Fehler.“
Ava nickte. „Ich habe das Gefühl, dass Luke mir alle Lebenskraft nimmt, aber daran bin ich selbst schuld. Wie konnte ich bloß so dumm sein?“
„Jeder macht mal eine Dummheit“, tröstete Mel sie. „Oft erkennt man zu spät, was man falsch gemacht hat. Manchmal wird man auch durch die Umstände gezwungen zu handeln.“
„Du bist so lieb zu mir“, stellte Ava herzlich fest. „Du warst damals meine erste Brautjungfer und sahst das Unheil kommen, während ich irgendwie blind war. Mein romantischer Traum wurde nie Wirklichkeit.“
„Und was hast du jetzt vor?“ Wie immer ging Mel pragmatisch vor.
„Es wird einen Aufstand geben, trotzdem bin ich entschlossen, die Scheidung einzureichen, sobald ich wieder zu Hause bin. Grandma würde mich dafür hassen, wenn sie noch lebte.“ Ava nahm ein Stück Teegebäck. „Du kommst doch zum Dinner herunter?“
„In dieser Situation?“, fragte Mel. „Du weißt doch, wie deine Familie denkt.“
„Und davor hast du Angst? Du, die Grandma über den Mund fuhr, als du noch ein Kind warst? Du bist doch kein Feigling, Mel. Bitte komm.“
Das Dinner wurde förmlich im Esszimmer eingenommen und verlief ohne Zwischenfall. Mel wurde von allen höflich begrüßt, aber sie spürte auch die Blicke in ihre Richtung, wenn sie gerade nicht hinsah. Man zog sie immer wieder ein ins Gespräch, und doch konnte nichts darüber hinwegtäuschen, dass die skandalös hohe Erbschaft ihrer Mutter das einzige Thema war, das die Familie wirklich interessierte. Niemand sprach das offen aus, und Mel wusste, dass Dev jeden Versuch dazu unterbunden hätte.
Es war ihr äußerst schwergefallen, sich umzuziehen und hinunterzugehen. Zwei Cocktailkleider, die sie mitgebracht hatte, waren für den Anlass infrage gekommen: eins aus zartvioletter und eins aus schwarzer Seide. Sie hatte sich für das farbige entschieden, ihr dunkles Haar streng nach einer Seite frisiert und das Ganze mit den Saphirohrringen gekrönt – einem sehr teuren Geschenk, das sie sich nach einem gelungenen Geschäftscoup selbst gemacht hatte.
Als Zeichen des Respekts saßen weder Erik noch Dev auf dem kunstvoll geschnitzten Lehnstuhl, von dem aus Gregory Langdon die lange Tafel, an der notfalls dreißig Personen Platz fanden, überblickt hatte. Die beiden Bronzelüster waren nicht eingeschaltet worden, drei schwere silberne Kandelaber genügten, um den Raum zu erleuchten. Eine prächtige Silbervase mit zartrosa Lilien bildete den Mittelpunkt der Tafel.
Mel saß so, dass sie alle im Blickfeld hatte. Dev unterhielt sich lebhaft, lächelte ab und zu und ließ seinen Charme spielen. Das Kerzenlicht verlieh seinem blonden Haar einen goldenen Schimmer, ebenso wie Avas.
Während des langen Gesprächs auf Mels Balkon hatte Ava viele schmerzliche Dinge berührt. Ihre geistigen und seelischen Kräfte waren eindeutig erschöpft. Die Ehe mit Luke funktionierte nicht mehr. Ava war für ihn keine Ehefrau, sondern nur noch ein Statussymbol.
Ja, dachte Mel. Er setzt nur auf Wirkung. Nach Avas Worten bestand zwischen dem Leben, das sie verlassen, und dem, das sie gewählt hatte, kaum ein Unterschied. Welche Ironie des Schicksals! Zum Glück war Luke nicht
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