Romana Extra Band 4 (German Edition)
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Unterdessen saßen Anita und Gio mit seinen Eltern in der Küche und kümmerten sich um die fünf Kinder. Francesca, Lavinia und Antonio, Massimos Kinder, waren ganz aufgeregt und konnten es kaum erwarten, bis das neue Geschwisterchen endlich da war, während Annamaria und Maximus, Lucas und Isabelles Sprösslinge, müde und unleidlich waren. Schließlich nahm Gio den kleinen Jungen auf den Arm und wiegte ihn, bis er einschlief.
Und dann war es endlich so weit. Mit strahlender Miene betrat Luca die Küche, und Francesca lief ihm entgegen.
„Es ist ein Junge“, verkündete er. „Mutter und Kind geht es gut. Ihr könnt euch das Baby schon mal auf dem Handy ansehen.“ Er zeigte das Foto, das er von dem Kleinen gemacht hatte.
Alle waren begeistert. Beim Betrachten des Fotos krampfte sich Gios Herz zusammen, und er reichte Luca den schlafenden Kleinen. „Hier, dein Sohn“, sagte er nur.
Auf einmal begegnete er ihrem Blick, und Anita konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
So etwas Wunderschönes werde ich nie erleben, überlegte er. Er würde nie ein eigenes Kind haben, die Verantwortung war ihm viel zu groß. Ein tiefer Schmerz und heftige Schuldgefühle überkamen ihn, er konnte es nicht länger ertragen, mit den anderen glückliche Familie zu spielen. Er musste hier weg, und zwar sofort.
Als er aufstand, war Anita sogleich neben ihm. „Gio, was hast du?“
„Kannst du mich nach Florenz in meine Wohnung fahren?“
„Das verstehe ich nicht“, erwiderte sie verblüfft. „Willst du nicht hier bei deiner Familie bleiben?“
„Die braucht mich nicht.“
„Doch. Und du sie auch. Du solltest nicht allein sein.“
„Warum denn nicht? Es geht mir gut“, log er. Er war aufgewühlt und verwirrt und wollte sich für eine Weile zurückziehen und allein sein.
„Gio, was soll der Unsinn? Du bleibst hier“, mischte sich seine Mutter ein und stellte sich vor ihn. „Jetzt trinken wir erst auf das Baby.“
Luca übergab ihr seinen schlafenden Sohn, während Annamaria sich an ihren Großvater kuschelte. Und dann reichte Luca seinem Bruder eine Flasche Prosecco und forderte ihn auf, sie zu öffnen.
Als der Korken knallte, kam Massimo lächelnd mit dem Baby auf dem Arm herein. „Nun, meine Lieben, was haltet ihr von eurem Brüderchen?“, wandte er sich an seine Kinder und setzte sich.
Die Kehle schnürte sich ihm zu, als Gio seinen Bruder mit dessen nunmehr vier Kindern beobachtete.
Nach dem tragischen Tod seiner ersten Frau, um die er viele Jahre getrauert hatte, war Massimo jetzt überglücklich mit seiner zweiten Frau Lydia.
„Herzlichen Glückwunsch“, gratulierte Gio ihm rau und betrachtete den Kleinen, den sein Bruder so liebevoll im Arm hielt. „Er ist wunderschön.“
Auf einmal öffnete das Baby die Augen und blickte ihn an. Schmerzerfüllt wich Gio zurück und erklärte: „Sag Lydia bitte, das hätte sie großartig gemacht.“
„Das kannst du doch selbst tun.“
„Nein, ich muss zurück nach Florenz. Anita fährt mich.“
Massimo musterte ihn besorgt. „Kommst du denn allein zurecht?“
„Natürlich. Die Fäden werden in den nächsten Tagen gezogen, und nur noch der Knöchel bereitet mir ab und zu Probleme. Im Übrigen ist eine Menge Arbeit liegen geblieben, ich habe also genug zu tun.“
Massimo nickte mit skeptischer Miene, schwieg jedoch.
„Können wir fahren?“, wandte Gio sich leicht verzweifelt an Anita.
Sie wollte protestieren, doch Luca schüttelte den Kopf.
„Bring ihn nach Hause, Anita“, forderte er sie freundlich auf. Offenbar spürte er, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Gio warf ihm einen dankbaren Blick zu.
Anita lud sein Gepäck wieder in den Wagen, fuhr Gio nach Florenz und trug alles hinauf in seine Wohnung. Dann beschloss sie, die Gelegenheit zu nutzen und ihn zur Rede zu stellen.
„Wir haben einiges zu besprechen, Gio.“
„Nein“, entgegnete er gleichgültig. „Ich wüsste nicht, was, Anita. Es waren ja nur ein paar Tage.“
„Wir hatten eine Liebesbeziehung“, erklärte sie nachdrücklich. „Ich liebe dich und weiß, dass du mich auch liebst.“
„Du weißt gar nichts.“
„Jedenfalls nicht, warum alles schon wieder vorbei ist und warum du es damals beendet hast. Du hast es mir nie verraten.“
Er stand am Fenster, blickte hinaus und antwortete, ohne sich zu ihr umzudrehen: „Es gab und gibt dazu nichts zu sagen.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Anita die Wohnung und fuhr nach Hause zurück.
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