Romana Extra Band 4 (German Edition)
geschenkt hatte. Während ihr die Tränen über die Wangen liefen, eilte sie in das Gästezimmer, in dem er geschlafen hatte, legte sich auf das Bett und weinte sich aus. Doch schließlich stand sie wieder auf, zog entschlossen das Bettzeug ab und stopfte es in die Waschmaschine.
Danach schlief sie in ihrem eigenen Zimmer, wo nichts sie an ihn erinnerte. Das half jedoch auch nicht, denn sie dachte trotzdem immer an ihn. Am nächsten Morgen wachte sie mit heftiger Übelkeit auf und lief ins Badezimmer.
Ich kann unmöglich schwanger sein, überlegte sie später. Aber schon seit einigen Tagen hatte sie sich nicht wohlgefühlt, was sie allerdings auf die Trostlosigkeit und Leere geschoben hatte, die sie empfand.
Langsam ging sie in die Küche und steckte eine Scheibe Toastbrot in den Toaster. Etwas anderes konnte sie schon seit einer Woche nicht essen.
Doch als sie den Duft wahrnahm, musste sie sich schon wieder übergeben.
Nachdem die Übelkeit abgeklungen war, aß Anita den kalten Toast. Als es ihr etwas besser ging, fuhr sie in die Stadt, um sich einen Schwangerschaftstest zu holen. Dann ging sie in ein Café, bestellte sich einen grünen Tee und verschwand schließlich zur Toilette, um den Test zu machen. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf das Ergebnis – sie war wirklich schwanger.
Ich bekomme ein Baby von Gio, sagte sie sich und empfand auf einmal eine tiefe Liebe zu dem ungeborenen kleinen Wesen, das in ihr heranwuchs. Doch als sie an das ihr nun bevorstehende Gespräch mit ihm dachte, zitterte sie am ganzen Körper. Jetzt war eine ernsthafte Unterhaltung nicht mehr zu vermeiden, das war ihr klar. Und davor fürchtete sie sich.
Wahrscheinlich würde Gio sich schrecklich aufregen, denn er würde annehmen, dass sie ihn hereingelegt hätte. Nie würde er ihr glauben, dass es einer jener seltenen Zufälle war, die trotz aller Vorsicht ab und zu passierten. Dazu war er zu zynisch und zu misstrauisch.
Sie selbst fand es ja auch unglaublich.
Mit zitternden Fingern packte sie den Teststab wieder ein, steckte ihn in die Handtasche und kehrte zu ihrem Wagen zurück. Unschlüssig blieb sie daneben stehen und überlegte, was sie machen sollte.
Mit ihren Eltern wollte sie noch nicht reden. Ihr Vater würde Gio sicher gleich zur Rede stellen wollen, und ihre Mutter würde nur noch weinen. Später würde sie es ihnen natürlich erzählen, aber das hatte Zeit.
An wen konnte sie sich wenden, der sie beide kannte und mochte und der Rat wusste? Auf einmal fiel ihr Luca ein. Erleichtert fuhr Anita los und bog schließlich in die Einfahrt zu dem Gut der Valtieris ein. Luca und Isabelle wohnten mit den Kindern in einem Landhaus nur wenige Hundert Meter entfernt, und sie erkannte sein Auto, das davor parkte.
Demnach war Isabelle nicht zu Hause. Vermutlich besuchte sie Lydia und das Baby im Palazzo. Und Gio war bestimmt nicht hier, sondern in Massimos Büro oder mit ihm zusammen irgendwo auf den Ländereien.
Nachdem Anita den Wagen neben seinem abgestellt hatte, wurde die Haustür geöffnet, und Luca kam ihr entgegen. Offenbar hatte er sie kommen gehört.
„Hallo, Anita“, begrüßte er sie.
Seine Stimme klang so sanft, und er blickte sie so freundlich und besorgt zugleich an, dass Anita die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie ins Haus.
In der Küche drückte er sie auf einen Stuhl. Dann setzte er Wasser auf, nahm ihr gegenüber Platz und wartete.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich, als sie sich etwas beruhigt hatte.
„Ist etwas passiert? Möchtest du mit Isabelle reden? Ich kann sie anrufen und sie bitten, nach Hause zu kommen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte zu dir und bin froh, dass du allein bist.“ Weiter kam sie nicht. Ihr fehlten einfach die Worte, und sie sah ihn nur deprimiert an.
Auf einmal schien er zu begreifen, was los war, und lächelte verständnisvoll. „Oh Anita, wie konnte das passieren?“
„Auf die übliche Weise“, versuchte sie zu scherzen. „Ich kann es mir selbst nicht erklären, wir waren so vorsichtig.“
Luca zuckte die Schultern. „Ja, egal, wie man verhütet, hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Damit werde ich als Frauenarzt immer wieder konfrontiert. Und was nun?“
„Momentan bin ich einfach nur schockiert und habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Deshalb bin ich hier – um dich um Rat zu fragen, Luca.“
„Was stellst du dir denn vor?“
Mit Tränen in den Augen
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