Romana Extra Band 5 (German Edition)
ihren empfindlichen und sensiblen Sohn in die Fremde zu schicken. Immer war sie um ihn besonders besorgt gewesen. Und die Tatsache, dass er nie Mädchen mit nach Hause brachte, hatte die Familie zusätzlich belastet.
Das überraschende Erscheinen einer Freundin hatte Lina Tränen der Freude in die Augen getrieben.
Theo war nach dem Anruf seiner überglücklichen Mutter weniger begeistert.
Irgendetwas stimmte an der Geschichte nicht, und als erfahrener Geschäftsmann wusste er, dass in solchen Fällen Vorsicht geboten war.
Wie konnte es sein, dass Michael Abigail Clinton niemals zuvor erwähnt hatte? Wenn die beiden wirklich ein Paar waren, hätte er doch zumindest den Namen in einem der vielen Telefonate mit seiner Mutter genannt. Tatsächlich hatte er erst vor zwei Wochen aus heiterem Himmel verkündet, er sei mit einer Engländerin verlobt und würde sie zur Geburtstagsfeier nach Santorin mitbringen.
Taktvoll hatte Theo davon abgesehen, Lina in seine Bedenken einzuweihen. Stattdessen würde er die kommenden Tage sinnvoll nutzen. Er würde herausfinden, ob sein Verdacht zutraf, dass die Frau nur hinter dem Geld seines Bruders her war. Michael lebte zwar mittlerweile in Brighton, besaß zwei eigene Restaurants und einen Nachtclub, doch natürlich gehörte ihm nach wie vor ein Teil des sagenhaften Reichtums der Familie Toyas. Allein sein Aktienanteil an der Reederei war ein Vermögen wert. Doch er führte einen bescheidenen Lebensstil, sodass man ihn beim flüchtigen Hinsehen für einen jungen Geschäftsmann halten konnte, der sich seinen Erfolg selbst erarbeitet hatte. Aber auch wenn Michael seinen Nachnamen und seine Herkunft nicht an die große Glocke hängte, hätte jeder mit ein bisschen Detektivarbeit leicht herausfinden können, wie Michael mit der Familie Toyas verbunden war. Und Theo war sich sicher, dass genau das passiert war.
Und genauso sicher war, dass er nicht zulassen würde, dass sein Bruder wie eine Weihnachtsgans ausgenommen wurde. Michael schenkte anderen Menschen viel zu schnell sein Vertrauen. Und zu vertrauen machte verwundbar. Nur Narren gaben sich selbst eine Blöße.
Theo richtete sich im Liegestuhl auf, seine Blicke fest auf die Frau gerichtet, die aus dem Taxi gestiegen war. Sie war schlank, und lange, sehr hellblonde Haare fielen über ihren Rücken. Unablässig spielte sie mit einigen Strähnen, während sie mit leicht geöffneten Lippen die luxuriöse Umgebung bestaunte.
Schweren Herzens musste er zugeben, dass sein Bruder Geschmack besaß. Er konnte die Gesichtszüge der Frau zwar nicht erkennen, aber ihre Beine waren perfekt geformt und die Arme überaus grazil. Ihre fast knabenhafte Figur füllte kaum das kurze Kleid. Im Gegensatz zum ihm hatte Michael nie auch nur einen Hauch von Interesse für die eher fülligen sinnlichen Mädchen Griechenlands gezeigt.
Theo beobachtete, wie das Gepäck ausgeladen wurde und die beiden ins Haus gingen. Als er sie nicht mehr sehen konnte, stand er auf und eilte in sein Schlafzimmer, dort trank er den letzten Schluck Whiskey und stellte das Glas ab.
Dann überlegte er, wie er sich der Frau am besten nähern konnte, ohne den Verdacht seines Bruders oder die Empörung seiner Mutter zu erregen. Letzteres, dachte er, würde auf jeden Fall die größere Herausforderung sein.
Aber wer, verfolgte er diesen Gedanken weiter, und ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel, hätte Theo Toyas jemals bezichtigt, eine Herausforderung abzulehnen?
Als er eine Stunde später die Treppe hinunterging, dachte er immer noch über die beste Strategie nach, wie er die wahren Absichten dieser Heiratsschwindlerin vor der ganzen Familie entlarven konnte. Die meisten Gäste würden erst morgen eintreffen. Im Wohnzimmer würden deshalb nur die engsten Familienmitglieder zusammensitzen, an ihren Drinks nippen und sich angeregt unterhalten.
„Es sieht großartig aus“, sagte er zu seiner Mutter, die vor dem großen Panoramafenster stand und ganz in den Anblick des von unzähligen Fackeln und Lichtern erhellten Gartens versunken war.
Lina wandte sich zu ihrem ältesten Sohn um und lächelte. Theo legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. „Wie lange ist es her, dass wir ein so großes Familientreffen hatten? Fünf Jahre? Als Elena und Stefano geheiratet haben, richtig?“
Seine Mutter bedachte ihn mit einem langen kritischen Blick. Sie war der einzige Mensch auf der Welt, der ihn so ansehen durfte. „Es hätte deine Hochzeit sein können“,
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