Romana Extra Band 5 (German Edition)
nicht, was passiert ist!“, rief Lara fast schon munter aus. „Mein Roman steht in der Bestsellerliste der London Times!“
„Was?“ Betty umarmte ihre Freundin. „Heißt das, du bist ein Star?“
Lara lachte. „Ja, ein Superstar!“
Alejandro reckte sich und rieb seine verspannten Nackenmuskeln. Wie so oft in den vergangenen Monaten hatte er auch heute bis tief in die Nacht gearbeitet. Meist stand er schon im Morgengrauen auf, trank eine Tasse Kaffee und ging ins Büro. Nach dem Abendessen arbeitete er dann von zu Hause aus weiter.
„Mach doch mal eine Pause, Junge“, hatte sein Großvater noch gestern gesagt. „Nimm dir ein paar Tage frei! Wenn du noch länger wie besessen arbeitest, brichst du bald zusammen.“
Aber die Arbeit lenkte Alejandro von seiner Sehnsucht nach Lara ab.
Sein Zimmer war dunkel und wurde nur vom schwachen Licht des Computerbildschirms erhellt. Obwohl er erschöpft war, fühlte Alejandro sich hellwach. Er klappte das Notebook zu und ging auf den Balkon. Im Licht der Dämmerung sah er das aufgewühlte Meer und hörte das Donnern der Brandung.
Er vermisste Lara mehr, als er jemals für möglich gehalten hätte. Ihr Gesicht stand so lebendig vor ihm, als hätte er sie erst gestern zum letzten Mal gesehen. Noch immer wusste er nur allzu genau, wie sich ihre warme, glatte Haut unter seinen Händen und Lippen anfühlte.
Er hatte gedacht, dass seine Sehnsucht mit der Zeit nachlassen würde, aber das war nicht passiert. Sie war die Liebe seines Lebens, das hatte er inzwischen erkannt. Eine so tiefe Liebe konnte man nicht vergessen. Die Zeit heilte nicht alle Wunden. Mit der Zeit lernte man nur, mit dem Schmerz zu leben. Wenigstens hoffte Alejandro darauf.
Wieso konnte er nicht aufhören, sie zu lieben? Sie hatte ihn belogen und betrogen und mehr verletzt als je ein Mensch zuvor. Und doch sehnte er sich danach, sie wieder in den Armen zu halten.
Auf seinem Heimweg aus dem Büro fuhr Alejandro langsam an der Plaza de Santa Catalina in Conil vorbei. Auf dem Platz vor der strahlend weißen Kirche pulsierte an diesem warmen Sommertag das Leben.
Der Sonnenschein hatte Einheimische wie Touristen auf die palmengesäumten Straßen gelockt. Alejandro beobachtete, wie die Straßenhändler von ihren Ständen aus versuchten, Kunden anzulocken. Langsam steuerte er seinen Land Rover durch die Gassen. Den roten Porsche hatte er nach Laras Abreise verkauft. Er konnte den Wagen nicht anschauen, ohne an die erste Begegnung mit ihr zu denken.
Normalerweise nahm Alejandro zur Finca den Weg über die Umgehungsstraße, aber er hatte gehofft, dass eine Fahrt durch die Altstadt ihn auf andere Gedanken bringen würde. Spontan entschloss er sich, in seinem Lieblingscafé einen Kaffee zu trinken, und parkte das Auto an der Strandpromenade.
Auf dem Weg zum Café warf er einen Blick in die Schaufenster der kleinen bunten Läden. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
Lara!
Sie stand als lebensgroße Pappfigur im Schaufenster eines Buchladens und lächelte ihn an.
Du wirst langsam verrückt, Alejandro! ermahnte er sich selbst. Immer und überall sah er in jeder schlanken braunhaarigen Frau Lara. Aber sie jetzt auch noch als Pappfigur in einem Schaufenster zu sehen, führte wirklich zu weit. Jaime hatte recht. Es wurde Zeit, endlich Urlaub zu machen. Er wandte sich ab, sah aufs Meer hinaus und dann wieder ins Schaufenster.
Nein, er hatte sich nicht geirrt. Diese unglaublich grünen Augen und die goldbraunen Haare waren unverkennbar. Und wenn er es noch immer nicht glauben wollte, stand auch Laras Name in großen schwarzen Buchstaben auf einem Plakat im Schaufenster.
Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, ging er näher. Vor der Pappfigur lagen hohe Bücherstapel. Immer das gleiche Buch. Lara Hamilton stand auf dem Cover. Daneben war ein Ausdruck der aktuellen Bestsellerliste aufgestellt. Laras Buch belegte Platz eins.
Sie hat es geschafft, dachte er. Sie hatte also keinen reichen ungeliebten Mann heiraten müssen, um nach oben zu kommen.
Wovon mochte das Buch handeln? Am liebsten wäre er in den Laden gegangen, hätte sich ein Exemplar gekauft und sofort angefangen zu lesen. Aber er zwang sich, weiterzugehen. Er musste sie vergessen.
Die Gewitterfront rückte immer näher. Als der erste Donner heranrollte, schloss Alejandro die Balkontür, legte sich aufs Bett und schaltete den Fernseher an. Er hatte versucht zu arbeiten, aber immer wieder schob sich Laras Gesicht in seine Gedanken.
„…
Weitere Kostenlose Bücher