Romana Extra Band 5 (German Edition)
Party erinnerte, schoss ihm das Blut in die Wangen. Er war betrunken gewesen, aber nüchtern genug, um ganz genau zu wissen, mit wem er die Nacht verbrachte. Nüchtern genug, um zu merken, dass er ihr erster Mann gewesen war.
Er dachte daran zurück, wie er zwischen all den lachenden, tanzenden Partygästen gestanden und nur Leere gespürt hatte. Alles war ihm hohl und sinnlos vorgekommen.
Dann hatte er Lara entdeckt. Sie sah genauso verloren aus, wie er sich fühlte. Ohne nachzudenken, drängte er sich durch die Menge zu ihr und nahm sie mit auf sein Zimmer.
Am nächsten Morgen war er über sich selbst so entsetzt, dass er vorgab, sich an nichts mehr zu erinnern. Nicht nur entsetzt, gestand er sich jetzt ein. Auch vollkommen verwirrt.
Nie im Leben bin ich in das hässliche Entlein verliebt! hatte er sich immer wieder gesagt. Und doch – schon ihr rührend unschuldiger Brief hatte irgendetwas in ihm berührt.
Sie hatte geschrieben, dass sie sah, wie unglücklich und einsam er hinter seiner coolen Oberfläche war. Dabei bemühte er sich mit aller Kraft, seine Traurigkeit sogar vor sich selbst zu verbergen. Lara durchschaute als Einzige seinen Selbstbetrug. Erst als er ihren Brief gelesen hatte, begriff er für einen Augenblick, wie verzweifelt er unter seiner aufgesetzten Fröhlichkeit war.
Selbst jetzt noch konnte er seine Sehnsucht spüren, geliebt zu werden, endlich nicht mehr nur diese unendliche Leere und Einsamkeit zu fühlen. In Laras Armen hatte er für einige Stunden gefunden, was er so lange gesucht hatte.
Doch der von allen bewunderte und beneidete Alejandro García konnte sich unmöglich in das hässliche Mauerblümchen der Schule verlieben! Lara war ein Mädchen, über das man sich lustig machte, keins, in das man sich verliebte!
Heute wusste er, wie grenzenlos dumm er damals gewesen war. Sein Stolz und die Meinung der anderen waren ihm wichtiger als seine eigenen Gefühle gewesen. Dafür hatte er Lara bitter zahlen lassen.
Alejandro stöhnte heiser auf. Er sah wieder ihr Gesicht vor sich, als er nach ihrer gemeinsamen Nacht in der Schule grußlos an ihr vorübergegangen war.
Zwei Tage später waren seine Eltern verunglückt, und Jaime hatte ihn nach Andalusien geholt. Seitdem hatte er es erfolgreich geschafft, jeden Gedanken an die verzweifelten grünen Augen hinter den dicken Brillengläsern zu verdrängen. Bis zu diesem Moment. Die Erinnerung zerriss ihm fast das Herz.
Kein Wunder, dass Lara mich hasst! dachte er plötzlich. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, wer er war.
Er konnte ihr nicht verübeln, dass sie sich an ihm rächen wollte. Wie glücklich und vertrauensvoll sie damals gewesen war! Doch er hatte sie benutzt und dann weggeworfen wie ein schmutziges Taschentuch.
Seitdem er denken konnte, war er vor seinen Gefühlen davongelaufen. Nach der Nacht mit Lara mehr als je zuvor. Damit hatte er sich selbst jede Möglichkeit zur Liebe genommen. Aber nachdem er die Ehe seiner Eltern erlebt hatte, konnte er nicht mehr an die Liebe glauben.
Doch nach neun Jahren war Lara wieder in sein Leben gekommen und hatte die Mauern noch einmal eingerissen. Er sah ihr tränenüberströmtes Gesicht vor sich, als er sie aus dem Haus geworfen hatte.
Gequält schloss er die Augen. Er musste Lara finden und sie um Verzeihung bitten.
Aber würde sie ihm jemals vergeben?
12. KAPITEL
„Guten Morgen, Alejandro!“
Obwohl es gerade mal sieben Uhr war, saß Jaime García schon am Frühstückstisch auf der Terrasse. Als Alejandro ihm gegenüber in einem der schweren Holzstühle Platz nahm, faltete sein Großvater betont auffällig seine Zeitung zusammen und legte sie neben seinen Teller. Wie unabsichtlich drehte er sie so, dass Alejandro den Text lesen konnte. Unwillkürlich fiel sein Blick auf die Titelzeile:
Geheimnisvolle Hochzeit!
Wer ist der Märchenprinz der Bestsellerautorin Lara Hamilton?
Alejandro stockte der Atem. Er griff nach der Zeitung. Ein großes Bild zeigte Lara, wie sie in London ein Geschäft für Brautmoden betrat. Sein Herz raste, während er den Artikel überflog.
Vor zwei Wochen war Lara beobachtet worden, wie sie ein Brautmodengeschäft betrat. Nach Angaben des Journalisten war sie zwei Stunden in dem Laden geblieben. Nachdem sie dann gestern in einem Fernsehinterview erzählt hatte, dass sie ihrem Märchenprinzen begegnet war, reichte dies für eine Titelstory aus.
Alejandro zerknüllte die Zeitung in seiner Faust und warf sie zurück
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