Romana Extra Band 5 (German Edition)
hätte sich um ein Haar verschluckt. Das war wieder einmal typisch – Allen hatte ein Talent dafür, immer im ungeeigneten Moment zu erscheinen.
„Guten Morgen, Allen“, sagte David, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. „Hatten Sie ein schönes Wochenende?“
„Ja, ganz erträglich. Joyce und ich waren in den Hamptons. Was den Bericht angeht …“
„Hier ist er“, sagte Sophie hastig und drückte ihm die Kopie in die Hand. Sie verkniff sich zu bemerken, dass sie ihm den Bericht gestern Nacht bereits gemailt hatte.
„Danke“, erwiderte er und überflog die Seiten rasch. Dann warf er David einen auffordernden Blick zu.
„Ich wollte sowieso gerade gehen“, meinte David und erhob sich. „Wenn du noch mehr Informationen über die Unternehmensbewertung brauchst, lass es mich wissen, Sophie.“
„Danke.“ Davids Diskretion gefiel ihr. Er verstand genau, dass sie ihre Beziehung nicht öffentlich machen wollte.
Allen hatte sich unterdessen Sophies Bericht angeschaut. Obwohl sie wusste, dass sie alle Zahlen doppelt und dreifach geprüft hatte, hielt sie den Atem an. Dann legte er die Ausarbeitung beiseite.
„Ich habe ein neues Projekt für Sie“, meinte er unvermittelt. „ Franklin Technologies plant den Verkauf von Unternehmensanteilen an der Börse. Ich treffe mich morgen in Boston mit dem Vorstand und brauche bis dahin eine Analyse von Ihnen.“
„Kein Problem.“ Sophie wusste, dass sie mit ihrem Team in nur wenigen Stunden eine Recherche durchführen konnte, die normalerweise einige Tage dauerte.
Es versprach, wieder einmal ein typischer Montag zu werden. Bestimmt würde sie eine Menge Kaffee brauchen.
Nachdem Allen ihr den Auftrag gegeben hatte, schien sich jedoch alles gegen Sophie verschworen zu haben. Immer wenn sie mit der Arbeit beginnen wollte, wurde sie von jemandem aufgehalten. Sie kam nicht einmal zum Essen. Als sie endlich das Büro verließ, fühlte sie sich vollkommen zerschlagen.
Dennoch zwang sie sich, wie jeden Abend noch ins Fitnessstudio zu gehen und vierzig Minuten auf dem Stepper zu verbringen, in der Hoffnung, dass es ihre Stimmung heben würde. Weit gefehlt – danach war sie noch kaputter als vorher.
Verschwitzt und müde machte sie sich auf den Weg zu den Waschräumen. Doch auch hier hatte sie Pech – sie wurden gerade neu gestrichen.
So ein Mist, das hatte Sophie gerade noch gefehlt. Bedrückt dachte sie an die viele Arbeit, die zu Hause noch auf sie wartete. Nein, heute war wirklich nicht ihr Tag!
Und er war noch nicht zu Ende. Die U-Bahn war noch voller als sonst, sodass die Züge heiß und stickig waren. Als sie endlich vor ihrer Wohnungstür stand, konnte sie es kaum erwarten, sich die Kleidung vom Leib zu reißen und unter die Dusche zu gehen.
Erleichtert schob sie den Schlüssel ins Schloss. Endlich war sie zu Hause . Keiner ihrer Freunde verstand, was sie damit verband und wie viel es ihr bedeutete. Oder warum sie so sehr darauf bestand, die Wochenenden dort zu verbringen. Die Tatsache, dass die Wohnung ihr Eigentum war, machte Sophie unglaublich stolz.
An dem Tag, als sie den Kredit dafür aufgenommen hatte, hatte sie ein Ziel erreicht, das sie sich schon als Teenager gesetzt hatte. An diesem Ort konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Wenn ihr danach war, konnte sie das Wohnzimmer neongrün anstreichen.
Erleichtert warf sie ihre Sporttasche aufs Bett und ging ins Bad, dessen Wände weiß und grün gekachelt waren. Die Armaturen stammten aus den dreißiger Jahren. David hatte ihr vorgeschlagen, das Ganze zu modernisieren, aber eigentlich gefiel Sophie der altmodische Charme.
Sie zog sich rasch aus, schob den Duschvorhang zur Seite und stellte sich unter die Brause. Dann drehte sie den Hahn auf.
Nichts passierte. Sie runzelte die Stirn und probierte es noch einmal. Wieder nichts.
Das konnte einfach nicht sein. Sie ging zum Spülbecken und probierte es dort, ebenfalls ohne Erfolg. Irgendjemand hatte das Wasser abgestellt.
Nein, nein, nein! Das war doch nicht möglich. Hatte sie etwa eine Benachrichtigung übersehen? Sie zog sich ihren Bademantel über, ging zur Eingangstür und schaute nach, ob dort ein Zettel hing. Nichts.
Am liebsten hätte sie wie ein kleines Mädchen mit dem Fuß aufgestampft und einen Wutanfall bekommen. Warum musste das ausgerechnet heute passieren? Warum nicht am Wochenende?
Plötzlich war ihr alles klar. Sie wusste genau, was geschehen war. Es hatte etwas mit einer Badewanne mit Eisenfüßen zu tun.
2.
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