Romana Extra Band 5 (German Edition)
Monaten passiert sein, was einen starken Eindruck auf ihn gemacht hatte. Aber was?
„Ist er nicht toll?“
Sophie zuckte zusammen, als eine hübsche Frau in einem Sommerkleid mit Spaghettiträgern sie ansprach. Sie hatte sich, ohne es zu merken, an einen Ständer mit Vintageklamotten angelehnt. Die Frau zeigte auf einen Mantel aus blauem Brokat mit Pelzkragen.
„Fünfziger Jahre, im Stil von Audrey Hepburn. Wollen Sie ihn einmal anprobieren?“
Sophie schüttelte den Kopf. „Nein, danke, ich mag keine Secondhandsachen. Ich bin hier nur mit meinem …“ Oh nein, sie brachte das Wort nicht einmal über die Lippen.
Dabei war Freund doch genau die richtige Bezeichnung für Grant.
„Die Farbe würde Ihnen bestimmt wunderbar stehen“, beharrte die Frau. „Ziehen Sie ihn doch einfach einmal an. Wenn er Ihnen gefällt, mache ich Ihnen einen guten Preis.“
„Nein, ich glaube nicht, dass ich …“, lehnte Sophie ab. Doch in diesem Moment kam die Sonne heraus und ließ die Goldfäden im Brokat hell aufleuchten. Tatsächlich, der Mantel war wunderschön …
„Na gut“, lenkte sie ein.
Der Mantel war ziemlich schwer und roch nach Mottenkugeln. Nachdem Sophie in ihn hineingeschlüpft war, begann sie sofort zu schwitzen.
„Er steht Ihnen“, meinte die Standbesitzerin bewundernd und drehte einen großen Spiegel in Sophies Richtung, sodass sie sich darin sehen konnte.
Überrascht stellte diese fest, dass sie darin wie eine Prinzessin aussah und der Kragen ihrem Gesicht schmeichelte.
„Wow, sexy!“, erklang plötzlich Grants männliche Stimme neben ihr.
„Danke“, sagte sie, schlüpfte schnell aus dem Mantel und hängte ihn zurück auf den Ständer.
Grant sah sie erstaunt an. „Willst du ihn nicht kaufen?“
„Nein. Ich kann mir nicht vorstellen, damit auf der Wall Street spazieren zu gehen.“
„Schade. Es wäre mal ein ganz neuer Anblick von dir.“
„Ich bleibe lieber so, wie ich bin.“
„Wie du meinst“, meinte Grant gleichmütig, doch Sophie hatte plötzlich das Gefühl, als hätte sie einen Test nicht bestanden.
Rasch wechselte sie das Thema. „Hast du alles gesichtet? War nichts für dich dabei?“, fragte sie, als sie bemerkte, dass er nur eine kleine Plastiktüte in der Hand hielt.
„Das meiste von dem Angebot hätte ich erst noch reparieren müssen. Deshalb habe ich nur ein paar Messingbeschläge mitgenommen. Ach ja, und Scharniere für deine Küche.“
„Du hast welche für meine Küche gekauft?“
Er nickte. „Ja, ich habe gesehen, dass die alten nicht mehr gut sind.“
„Oh, das ist aber lieb von dir.“
„Das ist nicht der Rede wert.“
Vielleicht war das nichts Besonderes für Grant. Sie fand es jedoch sehr aufmerksam von ihm. Es war eine Geste, die sie sehr berührte. Eine unerklärliche Wärme durchflutete sie. „Nun schulde ich dir wohl schon wieder etwas, oder?“
„Wir werden sehen. Hast du Lust, jetzt etwas zu Mittag zu essen?“
Sophie nickte. Sie warf dem Mantel noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick zu und spürte ein eigenartiges Ziehen in der Magengegend.
Sei nicht albern, sagte sie sich. Es ist doch nur ein alter Mantel.
7. KAPITEL
Das eigenartige Gefühl, einen herben Verlust erlitten zu haben, empfand Sophie noch, als sie den Flohmarkt bereits hinter sich gelassen hatten und weitergingen. Es war so stark, dass sie gar nicht merkte, dass Grant sie zu einem kleinen Bistro nahe der Grand Army Plaza führte, wo mehrere Tische und Stühle unter Lindenbäumen standen.
Sie nahmen Platz, und er lehnte sich entspannt zurück. Das Sonnenlicht malte kleine Kreise auf sein Gesicht. „Ist das nicht viel besser, als im Zimmer vor dem Computer zu sitzen?“, fragte er, nachdem ihnen die Kellnerin zwei Gläser mit Eistee gebracht hatte. Sophie hatte ebenfalls nicht mitbekommen, dass er etwas zu trinken bestellt hatte.
„Ja, schon.“ Trotzdem vermochte sie den unangenehmen Gedanken nicht abzuschütteln, dass sie sich diese Auszeit eigentlich nicht leisten konnte. Wahrscheinlich hatte sich in der Zwischenzeit noch mehr Arbeit angehäuft. Sie zog ihr Smartphone aus der Tasche, um einen Blick darauf zu werfen.
Doch kaum hatte sie das Gerät eingeschaltet, nahm Grant es ihr schon aus der Hand.
„Nichts da“, sagte er energisch. „Kein Handy beim Mittagessen.“
„Ich wollte nur nachschauen, wie spät es ist.“
„Warum? Hast du heute Abend noch etwas vor? Vielleicht mit deinem Freund David?“
„Nein, der ist auf Geschäftsreise. Er ist auf dem
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