Romana Extra Band 5 (German Edition)

Problems.“
    Sophie legte die Hand auf seine. Er hatte so bedrückt geklungen, dass sie ihn unbedingt trösten wollte.
    „Was ist geschehen?“, fragte sie sanft.
    Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, er würde sich in Schweigen hüllen. Doch als er dann sprach, versagte ihm fast die Stimme.
    „Ich hätte fast meinen besten Freund umgebracht.“
    Sophie hielt hörbar die Luft an, sodass Grant merkte, wie schockiert sie war.
    „Das klingt jetzt aber ein bisschen sehr dramatisch, oder?“
    Na ja, vielleicht ein bisschen. Mike würde wahrscheinlich dasselbe sagen. Doch das flaue Gefühl in seinem Magen belehrte ihn eines Besseren. Außerdem konnte er es dabei jetzt natürlich nicht belassen, sondern musste ihr die ganze Geschichte erzählen. Ach, warum hatte er nur den Mund aufgemacht? Grant unterdrückte ein Stöhnen. Es war so viel einfacher, nur zu flirten.
    Wo soll ich anfangen? überlegte er. Am besten mit dem verdammten Preis!
    „Jedes Jahr verleiht der Bund der Architekten eine Auszeichnung an den besten jungen Architekten der Stadt. Ich wollte diesen Preis unbedingt gewinnen, weil er mir ermöglicht hätte, schnell Karriere zu machen. Schließlich hatte ich mir vorgenommen, noch vor meinem dreißigsten Geburtstag Millionär zu sein.“
    „In meiner Familie ist es nämlich Usus, solche ehrgeizigen Ziele zu verfolgen.“
    „Es ist ja nichts falsch daran, sich so etwas vorzunehmen“, erwiderte Sophie.
    „Eigentlich lief alles wie geplant. Ich bekam einen Job bei einer tollen Firma und habe dort richtig viel Geld verdient. Jetzt brauchte ich nur noch den Preis, um ein gemachter Mann zu sein.“
    „Aber was hat das alles mit deinem besten Freund zu tun?“
    „Dazu komme ich noch.“ Grant merkte, wie trocken sein Mund plötzlich war und griff nach seinem Glas. Warum fiel es ihm eigentlich so schwer, ihr seine Geschichte zu erzählen?
    „Nate und ich sind zusammen aufs College gegangen. Wir waren Zimmergenossen und die allerbesten Freunde, aber auch Konkurrenten, denn er war immer besser als ich, wenn es um gute Noten oder um die Verleihung von Preisen ging. Er schaffte es sogar, vor mir einen Job zu bekommen, bei Kimeout, Hannah & Miller , der besten Firma in der Stadt.“
    „Klingt so, als hätte er viel Glück im Leben gehabt.“
    „Leider begann ihn das kurz nach dem Collegeabschluss zu verlassen.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „In der Theorie ist Design etwas ganz anderes als in der Praxis. Vielleicht lag es auch an seinen Chefs, jedenfalls kam Nate in der Firma nicht recht voran. Und ich war weiterhin fest entschlossen, selbst die Nummer eins zu werden. Ich habe wie ein Verrückter rund um die Uhr gearbeitet. Etta dazu zu überreden, dieses Haus in Eigentumswohnungen umzuwandeln, gehörte auch zu meinem ehrgeizigen Plan.“
    „Unser Haus?“
    „Ja. Der Seniorpartner in meiner Firma war scharf auf den Auftrag. Ich wusste, wenn es mir gelang, ihn zu bekommen, standen mir in dem Unternehmen Tür und Tor offen. Von diesem Moment an begann der Abstieg meines Freundes.“
    „Und deshalb renovierst du das Gebäude jetzt selber? Sozusagen als Wiedergutmachung?“
    Grant nickte. Es gab nicht viel, was er tun konnte. Doch es war immerhin besser als nichts.
    „Was wurde aus Nate?“
    „Je mehr ich vorankam, desto mehr strengte er sich an. Nur leider … konnte er nicht mithalten. Und ich war so fixiert auf mein Ziel, dass ich die Zeichen übersehen habe. Er war die ganze Zeit extrem gereizt. Darunter litt seine Arbeit und wurde immer schlechter. An einem Tag ackerte er bis zum Umfallen, am nächsten verpasste er ein wichtiges Meeting.“
    „Hat er etwa Drogen genommen?“
    „Ja, Kokain. Das hatte er schon auf der Uni gemacht. Angeblich, weil es seine Kreativität förderte. Ich hatte keine Ahnung, dass er schon richtig abhängig von dem Zeug geworden war.“
    „Du warst eben völlig auf deine Arbeit fokussiert. Das hattest du nicht wissen können.“
    Er hatte erwartet, dass Sophie so reagieren würde. Dass er es nicht wahrgenommen hatte, war ja genau sein Problem gewesen. „An einem Nachmittag hat Nate mir vorgeworfen, ich würde versuchen, ihm ein Projekt wegzuschnappen. Einer seiner Kunden hatte mich angerufen, und das hat er mitbekommen. Doch der Mann hat nur deshalb mit mir Kontakt aufgenommen, weil er Nate nicht gleich hatte erreichen können.“
    Es war trotzdem nicht die ganze Wahrheit. Wenn er ehrlich zu sich war, hätte er den Auftrag auch angenommen, wenn er ihm angeboten