Romana Extra Band 5 (German Edition)
versah, hatten sie ihre Wohnung verlassen und standen auf dem Bürgersteig.
„Entspann dich“, sagte Grant zu ihr. „Du siehst aus, als wärst du gerade gekidnappt worden.“
So war es doch, oder?
„Warst du schon einmal auf dem Flohmarkt?“, fragte er, als sie ihm schließlich ihre Hand entzog.
„Nein.“
„Dann mach dich auf eine Überraschung gefasst.“
Sie bezweifelte, dass sie überhaupt noch weitere Überraschungen verkraften konnte. Erst am Tag zuvor hatte sie sich vorgenommen, Distanz zu Grant zu wahren. Und heute? Sie hatte es zugelassen, dass er sie küsste. Nicht nur das, sie hatte seinen Kuss sogar erwidert.
Wenn sie nur an die vielen E-Mails dachte, die sie beantworten musste, wurde ihr ganz schlecht. Was fiel ihr ein, sich von einem Mann entführen zu lassen, der zehn Jahre jünger war als sie?
Dummerweise meinte sie auch, noch immer seinen Kuss zu spüren. Wenn sie ganz ehrlich war, hätte sie nichts gegen einen zweiten gehabt.
Grant stupste sie in die Seite. „Ich verspreche dir, die Welt wird nicht zusammenbrechen, nur weil du dir ein paar Stunden freinimmst.“
„Du kannst gut reden. Schließlich bist du nicht entführt und gegen deinen Willen festgehalten worden.“
„Ich gebe dir nur die Möglichkeit, diesen wunderschönen Sommertag zu genießen. Ist das so furchtbar? Außerdem hättest du meine Annäherungsversuche zurückweisen können, was du aber nicht getan hast.“
Leider hatte er recht. „Warum hast du mich eigentlich geküsst?“
„Das habe ich dir schon gesagt. Weil dein Blick mich dazu aufgefordert hat.“ Er grinste. „Und weil ich auch nichts dagegen hatte.“
Sophie fand das nicht lustig. „Ich meine es ernst, Grant. Du flirtest jetzt schon seit Tagen mit mir, und ich will wissen, warum.“
„Also gut.“ Er wirkte plötzlich ernüchtert. „Weil du eine wunderschöne Frau bist und ich dich sehr attraktiv finde. Zufrieden?“
„Nein. Ich bin zehn Jahre älter als du.“
„Na und? Dein Alter ist mir völlig egal. Du könntest von mir aus zwanzig Jahre älter sein als ich, ich würde dich trotzdem anziehend finden. Außerdem war es nur ein einziger Kuss. Wenn du nicht möchtest, dass ich dir noch einmal einen gebe, sag es einfach.“
„Ich möchte nicht, dass du es noch einmal tust.“
„Lügnerin!“
Dieser Mann musste einfach immer das letzte Wort haben! „Ich gehe zurück nach Hause.“ Sie drehte sich um, doch er packte sie am Ellenbogen.
„Entspann dich. Ich gebe dir mein Wort, von jetzt an werde ich mich zusammenreißen. Keine Küsse mehr.“
„Versprochen?“
„Hundertprozentig. Es sei denn, du bittest mich darum“, sagte er in diesem anzüglichen Ton, den sie so an ihm liebte und zugleich schrecklich fand.
Wenig später standen Sophie und Grant vor dem Eingang zum Flohmarkt, wo ein reges Treiben herrschte und alle möglichen Waren und auch Essbares angeboten wurden.
„Unglaublich, dass du noch nie hier warst“, stellte Grant fest.
„Ich stehe nicht besonders auf Sachen aus zweiter Hand.“
„Da entgeht dir aber einiges“, meinte er und zog einen Zettel aus der Tasche. „Also, mein Mann sitzt an Tisch W-64, das ist dort hinten.“
Sie bahnten sich den Weg durch eine Reihe von Ständen mit Secondhandkleidung, Antiquitäten und Kunsthandwerk. Grant legte ihr eine Hand auf den Rücken und dirigierte Sophie durch die Menge. Die Berührung sandte einen Hitzeschauer durch ihren Körper.
Viele Händler schienen Grant zu kennen und begrüßten ihn lautstark.
„Du bist ja hier bekannt wie ein bunter Hund“, sagte Sophie erstaunt.
„Das ist kein Wunder. Es ist schließlich mein Job, die passenden Stücke zu finden. Schließlich versuche ich ja, etwas wieder zum Leben zu erwecken. Da ist der Mann, mit dem ich verabredet bin.“
Der Händler hatte seinen Stand zwischen einem mit Secondhandgarderoben und einem anderen, an dem Namensschilder angeboten wurden. Als er Grant erblickte, holte er erfreut eine große Kiste mit Lampenschirmen und Kabeln hervor, die er offensichtlich bereits für ihn vorbereitet hatte. Grant durchwühlte die Schachtel und legte einige der Dinge zur Seite. Hin und wieder erkundigte er sich bei dem Händler nach einem bestimmten Gegenstand.
Sophie beobachtete ihn fasziniert. Dies war wieder eine neue Seite von ihm. Er war nicht nur ein Womanizer. Die wenigen Momente, wo sie Einblicke in sein Inneres gehabt hatte, hatten ihr verraten, dass er etwas mit sich herumtrug. Irgendetwas musste vor achtundzwanzig
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