Romana Extra Band 5 (German Edition)
Warum?“
Grant war sich nicht sicher, ob seine Intuition richtig war. „Hättest du vielleicht Lust, Nate kennenzulernen?“
Wenig später waren sie auf dem Weg nach Long Island.
„Nate wohnt hier?“, fragte Sophie erstaunt, als Grant seinen Wagen vor einem großen Gebäude, das sich als Pflegeheim erwies, zum Stehen brachte.
„Ja, als sie es endlich geschafft hatten, sein Herz wieder zum Schlagen zu bringen, war schon zu viel Zeit vergangen.“
Plötzlich wurde ihr ganz übel. „Heißt das, er hat einen Hirnschaden erlitten?“
„Der korrekte medizinische Fachausdruck dafür lautet Wachkoma .“
Betroffen sah sie Grant an.
Als sie kurz darauf Nates Zimmer betraten, war dort der Fernseher eingeschaltet. Es wurde ein Baseballspiel übertragen. „Nate ist ein großer Fan der Teams aus Boston. Leider werden deren Spiele nur selten übertragen, sodass er sich mit den New Yorker Mannschaften begnügen muss.“
Sophie betrachtete den Mann, der aufrecht im Bett saß. Er hatte pechschwarzes Haar und war bestimmt einmal ziemlich attraktiv gewesen. Nicht so attraktiv wie Grant, aber auf jeden Fall gut aussehend. Doch die Drogen und der lange Krankenhausaufenthalt hatten ihren Tribut gefordert. Sein Gesicht war blass, und seine Wangen waren eingefallen. Seine glanzlosen blauen Augen blickten ins Leere.
„Hey, Kumpel“, sagte Grant, „ich habe jemanden mitgebracht, von dem ich dir erzählt habe. Kannst du dich noch an Sophie erinnern?“
Sie sah ihn überrascht an. „Ihr habt über mich gesprochen?“ Hoffentlich nur Gutes!
„Nate und ich reden über alles. Das heißt, ich rede und er hört mir zu.“
Sophie stand am Fußende des Bettes. Es war rührend zu beobachten, welche Mühe Grant sich gab, Nate zu unterhalten. Plötzlich merkte sie, dass ihre Augen feucht geworden waren.
„Ich habe Sophie auch von dir berichtet“, sagte Grant in diesem Moment. „Wir dachten, es sei an der Zeit, dich mal zu besuchen.“
Sie blieben über eine Stunde. Danach war Grant total erschöpft. Diesmal machte ihn der Zustand seines Freunds noch betroffener als sonst. Er hatte Sophie betrachtet, die auf der anderen Seite des Bettes stand, und plötzlich war ihm der Gedanke gekommen, dass das, was Nate passiert war, auch ihm oder ihr hätte zustoßen können. Drogen nahmen sie zwar nicht, aber sie waren beide Getriebene ihres übersteigerten Ehrgeizes.
Sophie war fantastisch gewesen. Sie hatte gelacht und war mit Nate ganz natürlich umgegangen. Dachte sie dasselbe wie er? Die Vorstellung löste in Grant ein Unbehagen aus, das ihn nervös und unsicher werden ließ.
„Ist dir bewusst, dass du einen Umweg machst?“, sagte Sophie jetzt.
Tatsächlich, er hatte die Ausfahrt verpasst. „Entschuldige. Immer, wenn ich von Nate komme, bin ich ziemlich fertig.“
„Wie oft besuchst du ihn denn?“
„Einmal pro Woche. Ich habe mir geschworen, dass er für mich immer an erster Stelle kommen wird.“
Sie berührte sanft sein Knie. „Du bist wirklich ein guter Freund.“
Oh ja, ein richtiges Juwel. „Nicht weit von hier gibt es ein Schnellrestaurant. Sollen wir dort eine Pause einlegen?“
„Oh … ich weiß nicht. Es ist schon ziemlich spät und …“
Verdammt, dachte sie etwa schon wieder an ihre To-do-Liste? „Ich habe auch noch einiges zu tun.“ Es irritierte ihn, dass Sophie nur an ihre Arbeit dachte. Nate zu sehen hatte daran offensichtlich nichts verändert.
„Ich weiß, was in dir jetzt vorgeht“, sagte Sophie, der sein Stimmungsumschwung nicht entgangen war. „Auch wenn es von außen anders zu sein scheint, sind Nates und meine Situation völlig unterschiedlich.“
„Ich habe nie etwas anderes behauptet.“
„Aber ganz offensichtlich angenommen. Mein Ziel ist es nicht, die Nummer eins zu werden. Ich will nur so weit wie möglich nach oben kommen. So weit wie möglich weg von …“
„Wovon?“, wollte Grant wissen, obwohl er es sich schon vorstellen konnte. Von der leeren Speisekammer, von dem Bruder im Gefängnis. Sie wollte weg von ihrer Vergangenheit und den schlimmen Dingen, die sie erlebt hatte.
„Ich bin nicht wie du, Grant. Ich war nicht auf einer der besten Universitäten des Landes. Ich musste für alles im Leben hart arbeiten. Niemand hat erwartet, dass ich es schaffen würde – nicht einmal meine Eltern!“
„Aber wenigstens war dir immer klar, in welche Richtung du gehen musstest – nämlich nach oben.“
Es irritierte Grant, dass sie glaubte, andere Leute hätten es
Weitere Kostenlose Bücher