Romana Extra Band 6
ungeheuer lange Zeit? Und die Jahre sind im Eiltempo vergangen.“
Sie gingen zu Fuß zu Liz’ Wohnung zurück. „Ich bitte dich nicht zu einem Kaffee hinein, aber was hältst du davon, am Donnerstag zum Essen zu mir zu kommen? Ich kann inzwischen ziemlich gut kochen.“
„Ja, gern. Ich freue mich schon darauf.“
„Danke für den schönen Abend, Barney. Ich bin froh, dass wir uns getroffen haben.“
„Geht mir genauso. Gute Nacht, Kätzchen.“
Er gab ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Das irritierte sie nicht, wohl aber, dass er den Kosenamen von vor zehn Jahren benutzt hatte. Sie hatte ihm in groben Zügen von den drei Jahren mit Richard erzählt. David hatte sie nicht erwähnt. Vielleicht sollte sie das am Donnerstag nachholen.
Spät am Sonntagabend bekam sie einen Anruf von Jane, die gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt war. Sie brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass Liz und David während ihrer Abwesenheit wieder zusammengekommen waren. Liz erklärte ihr in entschiedenem Ton, dass eine Versöhnung ganz ausgeschlossen sei.
„Wie wärs mit einem gemeinsamen Lunch morgen?“, schlug Jane vor.
Sie verabredeten sich im „Picnic Basket“.
Am nächsten Morgen rief Jane wieder an: „Rate mal, wer auf meiner Türschwelle kampierte, als ich ins Büro kam? David Warren. Er ist entschlossen herauszufinden, wo du steckst. Ich denke, er glaubt mir nicht, dass ich nichts weiß.“
Liz’ Herz klopfte wie wild. David war in London auf der Suche nach ihr!
„Hat er gesagt, warum er mich sehen will?“
„Nein, nur dass es dringend sei. Man kann ihm ansehen, dass er in letzter Zeit nicht gut geschlafen hat. Ich finde, du solltest dich mit ihm treffen, Schätzchen. Er will dich zurückhaben, er vermisst dich.“
„Kann schon sein“, erwiderte Liz. „Aber das, was er mir zu bieten hat, reicht mir nicht: Du hast mir ein Versprechen gegeben, Jane, lass mich bitte nicht im Stich.“
„In Ordnung, wenn du darauf bestehst. Du kannst mir beim Lunch alles erklären.“
„Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich lieber absagen. Wenn David hier in London ist, bleibe ich lieber im Haus. Wir verschieben unser Essen ein paar Tage, okay? Danke für deinen Anruf, Jane. Auf Wiederhören.“
Sie legte schnell auf, bevor Jane etwas erwidern konnte. Danach war sie den ganzen Tag nervös und dachte darüber nach, aus welchem Grund David sie sehen wollte.
Den Grund, den ihr Herz sich wünschte – nämlich, dass er festgestellt hatte, dass er sie brauchte, sie liebte –, lehnte ihr Verstand sofort als völlig unrealistisch ab.
Am Mittwoch rief Liz bei Jane an. „Mr Warren war heute wieder hier, blieb aber nicht lange“, berichtete Jane. „Ich habe ihm vorgeschlagen, dir zu schreiben. Wenn er das tut, lasse ich dir den Brief per Kurier bringen.“
Den größten Teil des Donnerstags verbrachte Liz mit den Vorbereitungen für das Abendessen mit Barney. Sie versuchte, Davids Brief nicht zu erwarten. Obwohl sie wusste, dass der Brief die Situation nicht ändern würde, konnte sie nicht anders, als ständig zu überlegen, was wohl darin stehen würde.
Barney brachte ein Glas Kaviar und eine Flasche Wodka mit. Liz machte Toast, und sie aßen den Kaviar auf gebuttertem Toast und tranken eisgekühlten Wodka dazu.
Sie war gerade in der Küche, um sich um das Essen zu kümmern, als es an der Tür klingelte. Liz eilte zur Tür.
„Guten Abend, Liz“, begrüßte David sie. „Darf ich eintreten?“
Eigentlich sollte sie sich enttäuscht und betrogen fühlen. Stattdessen war sie ganz schwindelig vor Freude. Wie abgespannt er aussah. Als ob auch er durch die Hölle gegangen war.
David blieb an der Tür stehen und betrachtete den großen, behaglichen Raum. Barney war vom Sofa aufgestanden; sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass ihm die Störung missfiel.
David sah Liz mit vor Zorn funkelnden Augen an: „Du hast ja schnell Trost gefunden.“
Sie wurde ganz starr und verteidigte sich: „Du siehst das ganz falsch. Das ist ein alter Freund von der Kunstschule. Barney Lucas … David Warren.“
„Es tut mir leid, die Party zu unterbrechen“, sagte David kurz angebunden. „Aber ich will mit Liz sprechen – unter vier Augen“, fügte er scharf hinzu.
„Nun mal halblang, Warren, Sie können hier nicht einfach reinplatzen –“ Barney wich zurück, als David drohend auf ihn zuging.
„David, bitte …“, griff Liz ein. „Es ist nicht nötig, so aggressiv zu werden.“ Zu Barney sagte sie:
Weitere Kostenlose Bücher