Romana Extra Band 6

Eltern auf die Estancia de Villaflores einzuladen, falls sie nach Südamerika reisen sollten – was, wie er betonte, hoffentlich bald der Fall sein würde.
    „Die estancia hat nicht weniger Gästezimmer als Kooraki “, versicherte er lächelnd, „und meine Eltern haben gern Besuch.“
    Am Morgen der Abreise kam Elizabeth Langdon in Avas Zimmer.
    „Du liebst ihn, nicht wahr?“, fragte sie ihre Tochter.
    Ava atmete tief durch. Sie hatte gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde. „Und ich dachte, man hätte mir das nicht angesehen“, antwortete sie und lächelte verlegen.
    Elizabeth musste lachen. „Ich bin eine Frau, Darling … und außerdem deine Mutter. Ich verstehe nur zu gut, warum du ihn liebst. Welches weibliche Wesen würde das nicht tun? Er hat einfach alles. “ Sie machte eine allumfassende Armbewegung. „Er ist das Gegenteil von Luke.“
    Ava stand am Fenster und blickte auf die Wipfel der Palmen, die sich draußen leise im Wind wiegten. „Ja, das ist er. Glaubst du, dass er meine Gefühle erwidert?“
    „Ich hatte leider nicht das Glück, mich auf den ersten Blick zu verlieben“, antwortete ihre Mutter, „aber bei euch ist das zweifellos der Fall. Hast du schon mit ihm geschlafen?“
    „Mum!“ Ava errötete tief.
    „Entschuldige, mein Kind, aber du strahlst wie eine Frau, die nicht nur liebt, sondern auch geliebt wird. Wie stellt sich Varo eure Zukunft vor? Habt ihr schon darüber gesprochen?“ Elizabeth Langdon sah nachdenklich vor sich hin. „Er hängt sehr an seiner Familie und an seinem Land.“
    „Das weiß ich, Mum.“ Ava seufzte leise. „Er sagt immer nur, dass wir warten sollen.“
    „Was meint er damit?“
    „Das habe ich ihn nicht gefragt. Ich weiß ja selbst nicht, was mit mir los ist. Nie hätte ich geglaubt, so empfinden zu können. Luke hat mir immer vorgeworfen, ich sei kalt und gefühllos. Vielleicht gibt es für Varo und mich keine Zukunft. Vielleicht klappt es mit der Scheidung nicht. Luke tut alles, um sie zu verhindern.“
    „Er ist weitab vom Schuss“, meinte ihre Mutter zuversichtlich. „Er weiß von allem nichts, falls deine schreckliche Cousine Karen nicht Kontakt mit ihm hält. Ob sie es selbst auf ihn abgesehen hat?“
    Ava schüttelte den Kopf. „Luke findet sie nicht attraktiv. Er hat viele gemeine Dinge über sie gesagt … besonders über ihre Figur. Dürr und kantig hat er sie genannt. Nein, Mum, er benutzt sie nur. Mehr nicht.“
    Elizabeth Langdon runzelte die Stirn. „Sie könnte ihm über euren spektakulären Tanz berichten …“
    „Du hast also auch schon davon gehört?“
    „Natürlich. Ich wäre selbst gern dabei gewesen, aber wir waren zu müde, um länger aufzubleiben. Du warst immer eine bezaubernde Tänzerin, und diesmal sollst du dich selbst übertroffen haben.“
    „Ein guter Partner kann viel bewirken, und der Tango liegt Varo im Blut.“
    „Darauf würde ich wetten“, gab ihre Mutter lachend zu. „Ihr müsst die Nummer gelegentlich wiederholen. Die Hochzeit war wirklich ein Traum. Jetzt wissen wir, wie glücklich Dev und Mel sind. Wann fährt Varo wieder ab?“
    „Ich setze ihn nicht unter Druck“, erwiderte Ava und begleitete ihre Mutter zur Tür. „Ganz im Gegenteil.“
    Sie verschwieg, gegen welche Sorgen und Ängste sie täglich ankämpfte. Wie würde sich Varos Rückkehr nach Argentinien auf ihre Beziehung auswirken? Darauf kam alles an. Und würde sie die Kraft haben, ihre Heimat für Varo zu verlassen? Sich von den Menschen zu trennen, die sie liebte? Sie traute sich nicht, so weit in die Zukunft zu blicken. Alles hing von Varo ab. Wenn er sie wirklich liebte, konnte alles gut werden.
    Elizabeth Langdon umarmte Ava und drückte sie zärtlich an sich. „Ich möchte nur, dass du glücklich wirst, mein Kind“, sagte sie. „Dafür bete ich. Du bist eine bezaubernde Frau … nicht nur äußerlich. Wer hat schon so eine Tochter? Luke Selwyn darf dich nicht einschüchtern. Ich weiß, das war früher der Fall, obwohl du nie etwas gesagt hast. Er hat dich systematisch unterdrückt. Wenn dein Scheidungsfall vor Gericht kommt, werden Dev und Mel von ihren Flitterwochen zurück sein, und dein Vater und ich sind auch noch da. Du musst wie im Gefängnis gelebt haben, mein armer Liebling. Die Scheidung wird bestimmt ausgesprochen, das schwöre ich dir. Du hast einen ausgezeichneten Anwalt. Er wird dir die Gefängnistür öffnen.“
    „Eines Tages … vielleicht.“ Avas Lächeln wirkte etwas melancholisch.
    Ava brachte