Romana Extra Band 6
vergessen.“
Liebenswürdig lächelnd fügte sie hinzu: „Königliche Hoheit.“
„Ich möchte Sie Ihrer Vorurteile nicht berauben, aber ich bin durchaus in der Lage, eine zarte Rinderlende oder eine köstliche Quiche Lorraine zuzubereiten.“
„Essen Sie die Quiche auch?“
„Lassen Sie sich überraschen. Sie steht für morgen auf dem Speiseplan.“
„Und was gibt es heute?“
„Steak, Ofenkartoffeln und Salat.“
Hannah lief das Wasser im Mund zusammen. „Benötigen Sie Hilfe?“
„Ich dachte, Sie können nicht kochen.“
„Kann ich etwas tun, das nichts mit der Zubereitung von Nahrung über einer Wärmequelle zu tun hat?“
Er lachte leise. „Sind Sie in der Lage, den Salat anzurichten?“
„Das müsste ich gerade noch zuwege bringen.“
In einvernehmlichem Schweigen bereiteten Prinz Michael und Hannah das Essen zu, und als Riley sich zu ihnen gesellte, drückte Hannah ihr Besteck und Servietten in die Hand und bat sie, den Tisch zu decken.
Die Prinzessin gehorchte widerspruchslos, obwohl sie solche Aufgaben offensichtlich nicht gewohnt war. Als ihr Vater Steaks und Kartoffeln auftrug, rümpfte sie die Nase.
„Kann ich Nuggets haben?“
„Heute nicht.“ Er goss Rotwein in zwei Gläser.
„Aber ich will Nuggets.“
„Die hattest du schon zum Mittag“, erinnerte Hannah sie.
Trotzig verschränkte das Mädchen die Arme vor der Brust. „Ich will aber.“
„Ich könnte welche im Ofen aufbacken“, lenkte ihr Vater ein.
„Ja bitte.“ Riley schenkte ihm ein Lächeln, während Hannah eine spitze Bemerkung hinunterschluckte.
„Entschuldige uns einen Moment“, bat Michael seine Tochter, nahm Hannah am Arm und dirigierte sie in die Küche.
„Was spricht dagegen, dass Riley Nuggets bekommt?“, erkundigte er sich.
„Ich habe nichts gesagt, Königliche Hoheit.“
„Nein, aber Ihr Gesicht spricht Bände. Jetzt sagen Sie schon, was Sie denken.“
„Ich finde, Sie geben zu oft nach. Ihre Tochter ist auf dem besten Weg, sich in einen kleinen Diktator zu verwandeln.“
„Es geht lediglich um Nuggets.“
„Das Problem ist, Sie geben immer nach. Wenn Sie bei Kleinigkeiten einlenken, erwartet sie das auch bei größeren Dingen. Am Ende büßen Sie Ihre Autorität komplett ein.“
Hannah wandte sich um, und sie kehrten schweigend ins Speisezimmer zurück.
„Wo sind meine Nuggets?“, fragte Riley.
„Iss, was wir haben. Das Aufbacken dauert zu lange“, erklärte ihr Vater.
Hannah schnitt ein Stück Steak in kleine Häppchen, schob es zusammen mit einer halben Backkartoffel und einem Löffel Salat auf einen Teller und stellte ihn Riley hin.
Trotzig sah das Mädchen erst sie an, dann den Teller, nahm ihn und warf ihn auf den Boden.
„Riley!“, schimpfte der Prinz.
Erschrocken über den strengen Ton, brach sie in Tränen aus.
Schweigend sammelte Hannah die über den Boden verteilten Scherben und das Essen auf und warf alles in den Müll. Dann holte sie einen neuen Teller und bereitete Riley eine weitere Portion zu.
„Ich will Nuggets“, jammerte diese unter Tränen.
„Probier wenigstens, was dein Papa gekocht hat.“
„Du bist gemein!“
„Weil ich nicht tue, was du sagst?“
„Du hast Papa gesagt, dass ich keine Nuggets haben darf.“
Hannah warf Prinz Michael einen Blick zu. „Wenn sie hungrig ist, wird sie schon essen.“
„Ich hab Hunger auf Nuggets.“
„Du bist machthungrig“, entschlüpfte es Hannah, und Riley runzelte fragend die Stirn.
„Jetzt übertreiben Sie aber“, protestierte Prinz Michael.
„Das tut Ihre Tochter auch.“ Der Teller für Riley war fertig hergerichtet, aber Hannah stellte ihn vorsichtshalber beiseite, als sie deren aufsässigen Blick bemerkte, und begann selbst, mit Appetit zu essen.
Riley ließ sie nicht aus den Augen. Ihre Unterlippe bebte verdächtig. „Ich hab Durst“, verkündete sie nach einer Weile.
„Vor dir steht eine Tasse Milch.“
„Ich mag keine Milch.“
„Dann hast du auch keinen Durst“, stellte Hannah fest.
„Ich will Saft.“ Riley schob die Tasse schwungvoll beiseite und stieß dabei gegen Hannahs Weinglas, das sofort umfiel.
Der Rotwein ergoss sich über ihr T-Shirt, und Hannah sprang erschrocken auf, während die Flüssigkeit zwischen ihren Brüsten hinunterlief. Hilfsbereit griff Prinz Michael nach einer Serviette, eilte um den Tisch herum und begann, sie damit abzutupfen.
Das brachte sie vollends aus der Fassung. Sie stand da wie erstarrt, unfähig, sich zu bewegen. In ihr herrschte
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