Romana Extra Band 6
Kartoffel in den Mund und dann eine Tomate. Sie mied seinen Blick, ein Zeichen dafür, dass sie noch immer wütend auf ihn war.
Am Ende der Mahlzeit hatte sie die Kartoffel und den Salat aufgegessen, das Steak aber nicht angerührt.
„Vielen Dank für das köstliche Essen.“ Hannah stand auf und schob den Stuhl zurück.
„Gern geschehen“, erwiderte er höflich.
„Sobald ich Riley ins Bett gebracht habe, räume ich die Küche auf“, erbot sie sich. „Anschließend würde ich gern mit Ihnen sprechen, falls Sie Zeit haben.“
Michael nickte zögernd. Vermutlich würde ihm nicht gefallen, was sie zu sagen hatte.
6. KAPITEL
Als Hannah wenig später Prinz Michael in seinem Büro aufsuchte, fragte sie ohne Umschweife: „Hat mein Onkel Sie gebeten, sich eine Beschäftigung für mich auszudenken, damit ich nicht nach China fahre?“
„Von China weiß ich nichts. Ich bin wirklich auf Ihre Unterstützung angewiesen.“
Es gab keinen Grund, seine Worte anzuzweifeln, andererseits hätte jede Pädagogikstudentin ihre Aufgaben ebenso gut erledigen können, und das für weniger Geld. „Riley verbringt deutlich mehr Zeit mit ihren Lehrern als mit mir. Mir bleibt kaum etwas zu tun. Sie braucht mehr als eine Aufsichtsperson, Königliche Hoheit. Wenn Sie das nicht begreifen, verschwende ich meine Zeit.“
Michael lehnte sich im Stuhl zurück und runzelte die Stirn. „Können Sie bereits nach einer Woche beurteilen, was meiner Tochter fehlt?“
„Liebe ist wichtiger als Unterricht. Das weiß selbst ein Laie.“
„Riley ist keine typische Vierjährige, sondern eine hochbegabte Prinzessin. Um eines Tages ihre Pflichten erfüllen zu können, muss sie viel lernen.“
„Dazu hat sie noch jede Menge Zeit. Statt Französisch sollte sie erst einmal lernen, wie man Freundschaften schließt.“
„Da bin ich anderer Meinung.“
Sein herablassender Ton ließ sie innehalten. Es war nicht ihre Absicht gewesen, den Prinzen herauszufordern. Seine Weigerung, ihre Argumente auch nur in Erwägung zu ziehen, ließ Hannah jedoch keine andere Wahl, als ihm unangenehme Tatsachen vor Augen zu führen – selbst wenn es sie den Job kostete.
„Gestern bin ich mit Riley in die Stadt gefahren. Wir haben eine Buchhandlung aufgesucht, in der ein Buch beworben wurde, das sie kaufen wollte. Das Buch selbst war nicht mehr vorhanden. Kurz darauf hat sie ein Kind entdeckt, das gerade das letzte Exemplar bezahlen wollte, und versucht, es ihm aus der Hand zu reißen.“
„Sie ist es gewohnt, zu bekommen, was sie will“, gab er zu.
„Weil Sie ihr jeden Wunsch sofort erfüllen. Sie verwöhnen sie über die Maßen. Beim Bezahlen fehlte dem Kind ein Euro. Riley hat es lauthals ausgelacht, also habe ich ihm das Geld geschenkt, woraufhin sie einen fürchterlichen Wutanfall bekommen hat.“
Nachdenklich strich sich Michael übers Kinn. „Sie findet nur schwer Kontakt zu Gleichaltrigen. Das liegt sowohl an ihrer gesellschaftlichen Stellung als auch an ihrer Begabung.“
„Ihr schlechtes Betragen hat weder mit blauem Blut noch mit ihrem IQ zu tun.“
„Falls diese Aufgabe Sie überfordert, können wir unseren Vertrag auch auflösen“, sagte er kalt.
Hannah schüttelte energisch den Kopf. „Ich gebe nicht auf, es sei denn, Sie kündigen mir.“
„Lassen Sie es nicht darauf ankommen.“
„Ohne meine Hilfe wird es Ihnen nie gelingen, besser mit ihr zurechtkommen.“
Er sah sie scharf an. „Glauben Sie das wirklich?“
„Es dürfte nicht schwer sein, mich zu ersetzen“, gestand sie ihm zu. „Bestimmt findet sich jemand, der ihren Launen nachgibt und dafür sorgt, dass sie ihre Termine einhält. Dann wäre am Ende des Sommers alles beim Alten.“
„Und was wäre daran schlecht?“
Hannah atmete tief durch. Sie durfte nicht vergessen, dass sie mit einem Mitglied des Königshauses sprach. Dennoch war es unabdingbar, die behagliche kleine Welt des Prinzen zu erschüttern. Er musste das Prinzip begreifen – zu seinem eigenen und vor allem zum Wohl seiner Tochter.
„Wenn Sie weitermachen wie bisher, wird das Verhalten der Prinzessin später viel schwieriger zu korrigieren sein.“
„Finden Sie Ihre Reaktion nicht etwas übertrieben? Schließlich war es nur ein einzelner Vorfall.“
„Es gab nicht nur diesen einen. Was heute beim Abendessen geschehen ist, wissen Sie selbst. Ich fürchte allerdings, ihr Betragen hat sich über einen längeren Zeitraum hinweg zusehends verschlechtert.“
„Glauben Sie, sie hat das Weinglas
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