Romana Extra Band 6
absichtlich umgestoßen?“
„Vermutlich hat sie es aus Frust getan. Sie ist es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen. Wenn es einmal nicht gelingt, kann sie nicht damit umgehen.“
Eine ganze Weile schwieg der Prinz. Als er endlich sprach, gaben seine Worte ihr Grund zur Hoffnung.
„Was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?“
„Einiges. Sie …“
In diesem Moment klingelte sein Smartphone. Automatisch griff er danach und sah auf das Display.
„Das ist das Erste“, stellte Hannah fest.
„Es ist meine Sekretärin. Ich muss …“
„Hören Sie auf, Ihre Firma über Ihre Tochter zu stellen.“
„Das ist unfair. Nichts ist mir wichtiger als Riley“, protestierte er.
„Trotzdem können Sie es kaum ertragen, das Gespräch nicht anzunehmen, obwohl wir gerade über das Wohl ihres Kindes diskutieren.“
Noch während er den Kopf schüttelte, blickte er unwillkürlich zum Handy.
„Schon gut, nehmen Sie das Gespräch entgegen, Königliche Hoheit.“ Sie stand auf und ging zur Tür. „Wir können einen Termin vereinbaren, an dem wir unser Gespräch fortsetzen.“
Während Michael die Unterlagen zusammensuchte, die er in Port Augustine benötigen würde, gingen ihm Hannahs Worte durch den Sinn. Was ihm seine Firma bedeutete und weshalb er gern ein Auge auf sämtliche Details hatte, konnte sie nicht wissen.
Seine Arbeit machte ihn finanziell unabhängig von Titel und Erbe. Obendrein tat er es für Samantha. Sie hatten das Unternehmen gemeinsam gegründet, es sollte florieren, auch wenn sie den Erfolg nicht mehr miterleben konnte.
Von gelegentlichen Projekten für Kunden der ersten Stunde oder ehrenamtlichen Arbeiten für verschiedene Stiftungen abgesehen, erledigte er nur noch wenige Aufträge persönlich. In erster Linie nutzte er seine Verbindungen, um neue Kunden zu gewinnen. Wenn er behauptete, sich keinen Urlaub leisten zu können, war das gelogen. Die Firma war in guten Händen – darauf sollte er stolz sein. Tatsächlich aber empfand er eine … innere Leere.
Seine Tochter war seine größte Freude, doch zugleich seine größte Sorge. In beinahe vier Jahren hatte er nicht gelernt, mit ihr zurechtzukommen. Wäre Samantha noch am Leben, wäre alles anders, dessen war er sich sicher.
Vermutlich hatte Caridad recht. Riley brauchte eine Mutter. Heiraten wollte er jedoch nie wieder, auch nicht ihr zuliebe. Sein Herz gehörte Samantha, und es war mit ihr gestorben. Ihm war nichts geblieben, das er einer anderen Frau schenken konnte.
Auf Riley traf das natürlich nicht zu. Als er sie zum ersten Mal in den Armen hielt, hatte er begriffen, was Elternliebe bedeutete.
Leider war mit der Liebe zu seiner Tochter nicht automatisch das Wissen über den Umgang mit einem Säugling gekommen. In ihrem ersten Lebensjahr hatten sich seine Schwester Marissa und Brigitte um sie gekümmert. Als er glaubte, seine Vaterrolle dann in den Griff zu bekommen, hatte sich herausgestellt, dass Riley deutlich mehr brauchte, als er ihr geben konnte. Also hatte er qualifizierte Lehrkräfte engagiert und sich wieder aufs Geschäft konzentriert.
Als er Hannah am Sonntag nach dem Mittagessen über seine geplante Reise nach Port Augustine informiert hatte, schien sie nicht überrascht zu sein. Wie sie ihm am Vorabend zu verstehen gegeben hatte, stellte er RAM ihrer Meinung nach über alles andere.
„Ich bin der Inhaber und Geschäftsführer“, hatte er ihr in Erinnerung gerufen. „Das bedeutet jede Menge Arbeit.“
„Was ich nicht begreife, Königliche Hoheit, ist, weshalb Sie nicht mehr Zeit mit Ihrer Tochter verbringen wollen.“
„Das ist keine Frage des Wollens.“
„Nein? Ich dachte, ein Firmenchef könnte Aufgaben delegieren.“
„Dennoch liegt die Verantwortung in letzter Konsequenz bei mir.“
„Die Firma trägt den Namen Ihrer Frau, oder?“
„Was hat das damit zu tun?“
„Vielleicht liegt Ihnen die Firma besonders am Herzen, weil sie das Letzte ist, was Ihnen von Ihrer Frau bleibt.“
„Das ist lächerlich!“ Der Vorwurf traf ihn tief.
„Genau. Das Wichtigste, was Ihre Frau Ihnen hinterlassen hat, ist Ihre Tochter.“
„Aus diesem Grund sind Sie hier. Kümmern Sie sich um Riley, nicht um mich.“
Hannah überlegte einen Moment, dann lenkte sie ernüchtert ein: „Sie haben recht.“
„Außerdem irren Sie sich.“
„Es tut mir leid, wenn ich zu freimütig war. Ich wollte lediglich meine Sicht der Dinge darlegen.“
„Die ist verzerrt. Der Kunde, den ich treffe, hält sich nur wenige Tage in
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