Romana Extra Band 8 (German Edition)
Jared.
Sie sollte sich keine Gedanken darüber machen, was er von ihr hielt, aber aus irgendeinem verrückten Grund tat sie es. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie vielleicht für ein nutzloses, verwöhntes kleines Mädchen hielt.
Michelina verließ die Bibliothek und schlenderte durchs Haus. Schließlich beschloss sie, den Keller zu erkunden, und stellte fest, dass die Ranch über einen ziemlich gut sortierten Weinkeller verfügte. Als sie die Verbindungstür zum nächsten Raum aufstieß, stockte ihr der Atem.
Ein Fechtraum! Wer hätte das gedacht? Michelina erinnerte sich. Vor vielen Jahren hatten ihre Brüder ihr heimlich die Grundlagen beigebracht. Es war toll gewesen. Sie hatte es geliebt, doch als ihre Mutter davon erfahren hatte, hatte sie der Sache ein Ende gemacht.
Vorsichtig nahm Michelina eins der Floretts, die an der Wand hingen, und strich mit dem Finger über die kalte Stahlklinge.
„Vorsicht!“
Sie zuckte zusammen, als sie Jareds Stimme hörte, und drehte sich um. „Ich habe seit mehr als zehn Jahren kein Florett mehr in der Hand gehalten.“
Jared hatte die Hände – große, wohlgeformte Hände – in die Hüften gestemmt und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit auf seinen Körper. Er strahlte so viel männliche Stärke aus, allein durch die Art, wie er dastand. Anfangs hatte sie ihn unterschätzt und für einen Muskelprotz gehalten. Inzwischen faszinierte sie, wie sich Intelligenz und Kraft in ihm vereinten.
Jared hob die Brauen. „Was, um alles in der Welt, hast du denn vor zehn Jahren mit einem Florett gemacht?“
„Fechten gelernt. Mein Bruder hat mich trainiert, bis meine Mutter es gemerkt hat.“
„War wohl nicht damenhaft genug?“
Michelina hob die Schultern. „Wahrscheinlich. Mir hat es Spaß gemacht. Wie Schach, nur auch mit Muskelkraft.“
Er nickte. „Ja, mir hat es mein Vater beigebracht. Ich habe kaum noch trainiert, seit er tot ist, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, das Zimmer umzugestalten.“
„Eine angenehme Überraschung.“ Sie musterte ihn. „Bist du gut?“
Jared betrachtete sie einen Moment lang schweigend, dann schmunzelte er und rieb sich das Kinn. „Ich bin wahrscheinlich ein bisschen eingerostet, aber ich könnte in einem Turnier meinen Mann stehen.“
„Gib mir Unterricht“, sagte sie spontan.
Er neigte den Kopf. „Hört sich an wie ein Befehl, Prinzessin“, sagte er mit samtiger Stimme.
Michelina konnte diese Sehnsucht nicht erklären, die seit so vielen Jahren in ihr brannte. „Ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte schon immer fechten lernen, und mein Unterricht wurde damals abgebrochen. Das war schrecklich frustrierend. Dies wäre doch eine tolle Gelegenheit. Würdest du das für mich tun, bitte?“
Jared schwieg eine Weile, dann zuckte er mit den Achseln. „Ein paar Fechtstunden könnte ich wohl noch einschieben.“ Er nahm eine Schutzweste vom Haken und reichte sie ihr. „Zuerst die Theorie, auch wenn es langweilig ist.“
Ihr Herz klopfte, als sie den Brustpanzer anlegte. „Kein Problem. Und wenn ich es mit dem Florett kann, dann kannst du mir vielleicht zeigen, wie man mit dem Degen umgeht.“
„Bleiben wir erst einmal beim Florett. Zeig mir, wie du in Position gehst.“ Er nickte wohlwollend. „Nicht schlecht“, sagte er und begann mit dem Unterricht.
Michelina konzentrierte sich ganz auf das, was Jared sagte. Nach einer Weile ließ er sie fechten. Sie übte den geraden Stoß und die Parade und fühlte sich dabei so lebendig wie schon sehr lange nicht mehr … oder gar noch nie. Ihr Herz klopfte laut, und sie hörte sich selbst keuchen, als sie versuchte, mit Jared Schritt zu halten. Er war viel besser, als sie geglaubt hatte, aber das hinderte sie nicht, es immer wieder mit der Attacke zu versuchen.
„Das machst du gut. Niemals vorstoßen, ohne sich selbst zu schützen.“
Jared spornte sie an und ermutigte sie, ohne an Kritik zu sparen.
„Du bist sehr leichtfüßig.“ Er berührte ihren Oberkörper mit der Spitze seines Floretts.
Sie seufzte. „Und du bist ein exzellenter Lehrer. Du bringst mich dazu, dass ich dich unbedingt schlagen will.“
Jared lachte, und sie erschrak über sich selbst, weil sie es so sexy fand. „Ich glaube, du willst jeden schlagen.“
Michelina stutzte. „Wieso?“
„Das nennt man Kampfgeist“, erwiderte er. „Dagegen ist nichts zu sagen.“
„Ich habe mich nie als jemand mit Kampfgeist betrachtet.“
„Vielleicht hattest du nie Gelegenheit dazu. Es
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