Romana Extra Band 8 (German Edition)
absolut nicht so aus wie die Assistentinnen, denen er bis jetzt begegnet war. Vielleicht war sie die Tochter oder Nichte von jemandem? Oder die Haushälterin oder das Kindermädchen? „Man hat dich geschickt, um mich zu holen?“
Sie nickte, und dabei löste sich eine weitere Strähne. Ihr Gesicht war umrahmt von Locken. Sie hatte hohe Wangenknochen, eine hübsche gerade Nase und volle Lippen. Alles in allem ziemlich attraktiv. Aber sie trug absolut kein Make-up. Adam war daran gewöhnt, dass Frauen sich schminkten und alles taten, um ihre Vorzüge zur Geltung zu bringen. Das Mädel las wohl die falschen Zeitschriften. Oder vielleicht war es ihr egal, was die Leute von ihr dachten. Das wiederum könnte ihm gefallen.
„Die Pflicht ruft, meine Damen“, rief er den Bikini-Girls zu.
Als sie mit einem koketten Lächeln davongingen, schüttelte die junge Frau in Pink den Kopf. Sie hatte noch kein einziges Mal gelächelt.
Was würde es wohl kosten, ihre abweisende Haltung in Akzeptanz zu verwandeln?
„Wer bist du? Eine Assistentin?“, fragte Adam.
Sie neigte den Kopf. „Ich bin Megan Calhoun. Praktikantin.“
Aha. Sie befand sich also am Ende der Hackordnung. Aber das erklärte nicht, warum sie sich so verhielt. Mit dieser Einstellung und diesem Erscheinungsbild würde sie es hier nicht weit bringen.
„Dann sollten wir uns beeilen.“ Er wünschte, sie würde nur ein einziges Mal lächeln. „Ich möchte nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst.“
Sie lächelte nicht, doch ihre Züge entspannten sich. „Danke.“
Interessant, wie sie jedes Gefühl offen zeigte. Sie hatte wohl keine Ahnung, was ein Pokerface war. Mit ihr könnte man bestimmt seinen Spaß haben.
„Gern geschehen.“ Er übergab ihr sein Surfboard. „Hier.“
Sie zog hörbar die Luft ein. Als sie das Surfboard packte, gelang es ihr kaum, es zu halten. Es wog nur etwa viereinhalb Kilo, aber es war so lang, dass es die junge Frau weit überragte. „Ich soll das Ding tragen?“, fragte sie empört.
Er unterdrückte ein Grinsen. „Du bist die Praktikantin.“
„Für Kostümdesign“, protestierte sie.
Das war jetzt wirklich erstaunlich. Die Leute aus der Masken- und Kostümabteilung waren sogar bei der Arbeit gestylt. Megan sah eher aus, als gehörte sie zum Team der Techniker. Vielleicht war es ihr wichtiger, bequem angezogen zu sein, als stylish.
„Aber trotzdem Praktikantin.“ Adam grinste schief. Er musste sie einfach aus der Reserve locken. „Und ich bin der Star.“
2. KAPITEL
Megan presste die vollen Lippen aufeinander, ihre Wangen röteten sich. Widerwillen, Empörung, Wut, Hilflosigkeit. Alles, was sie empfand, war in ihrem Gesicht deutlich zu lesen.
Adam hatte sich eine Reaktion von ihr gewünscht. Er hatte sie bekommen.
Er musste ein Lachen unterdrücken. Leute, die ihre Emotionen nicht perfekt unter Kontrolle hatten, waren selten in dieser Stadt, denn hier hatte man keine Chance, sobald man Schwäche zeigte. Aber er mochte das. „Ich schätze, ich kann es auch selbst tragen, wenn es dir zu viel ist.“
Megan sagte kein Wort. Resolut schob sie das Kinn vor. Es war, als schleuderten ihre Augen Blitze. Ganz klar, sie wollte in Ruhe gelassen werden.
Also ließ er sie in Ruhe. Wer hätte gedacht, dass es so viel Spaß machen würde, mit ihr zu spielen? Aber er wollte sie ja nicht davonjagen. Nicht dass eine Praktikantin je wegrennen würde, solange sie alle fünf Sinne beisammen hatte. Nicht vor ihm, denn er war der Star und konnte sich so ziemlich alles erlauben.
Sie stellte sich ganz schön ungeschickt an, als ob sie noch nie ein Surfboard getragen hätte. Wahrscheinlich war das auch der Fall.
Er streckte die Hand aus, aber sie machte eine abwehrende Bewegung mit der Schulter. Interessant. Frauen machten doch gern auf schwach, um männliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Diese nicht.
Megan nahm das Surfboard unter den Arm und verlor dabei fast das Gleichgewicht. Schwankend stapfte sie auf die Villa zu.
Adam schaute ihr bewundernd nach. Anscheinend war sie tougher, als sie aussah. Tendenziell war er immer auf der Seite der Schwächeren, zu denen hatte er ja selbst noch vor Kurzem gehört.
Er ging schneller und holte sie ein. „Praktikantin ist ein ziemlich mieser Job. Aber irgendwie muss man ja anfangen in diesem Business.“
Er wartete ab, dass sie etwas erwidern würde. Was sie nicht tat.
„Ich war früher Stuntman und Double“, fügte er hinzu.
Immer noch keine Antwort.
Etwas schien nicht mit ihr zu
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