Romana Gold Band 11
behandeln. Er hatte nach Sarahs Tod alles getan, um Brians Schmerz zu lindern.
„Tut mir leid“, sagte er jetzt. „Das war unangebracht.“ Er verzog das Gesicht. „Du hast mich in einem schlechten Augenblick erwischt, Colin. Ich bin nicht bei Laune. Verzeih mir.“
Colin schüttelte den Kopf. „Vergiss es, alter Mann“, sagte er barsch, und Brian schätzte sich wieder einmal glücklich, dass er einen Bruder hatte, der verzeihen und vergessen konnte. „Ich sollte dir nicht so kommen. Gott weiß, dass du genug Probleme hast. Ich sollte meine Nase nicht in deine Angelegenheiten stecken.“
„Mmh.“
Brian nahm seine Worte stumm zur Kenntnis, während er in sein Glas schaute. Er nahm nur einen winzigen Schluck daraus. Er wusste nicht, wie er sich eigentlich fühlte, das war die Wahrheit. Bis vor Kurzem hätte er geschworen, genauso zu empfinden wie bei Sarahs Tod. Aber dessen war er sich nicht mehr so sicher. Aus irgendeinem Grunde hatte er Zweifel, und die waren ihm nicht willkommen.
Was natürlich lächerlich war. Er war überzeugt gewesen, nie darüber hinwegzukommen, als Sarah im Kindbett starb. Sie war so jung gewesen, gerade einundzwanzig, und ein Baby zu haben, schien ganz problemlos zu sein. Bei den Fortschritten der Medizin hätte sie nicht im Kreißsaal sterben dürfen. Doch Brian vermutete, dass die Ärzte erst gemerkt hatten, dass das Baby tot war, als der leblose kleine Körper aus Sarahs Bauch geholt worden war. Darauf war Sarah so erschöpft gewesen, dass sie die folgenden Blutungen nicht überlebt hatte.
Es war so schnell gegangen. Eine Woche lang hatten er und Sarah nach einem Namen für das Kind gesucht, und eine Woche darauf hatte er neben ihrem Grab gestanden. Wochenlang danach war er morgens aufgewacht und hatte erwartet, sie neben sich zu finden. Er hatte geträumt, dass sie bei ihm sei, mit ihm lachte, ihren erwartungsvoll geschwollenen Bauch gesehen. Diese Träume waren am schlimmsten gewesen, da er beim Erwachen wieder mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert wurde.
Warum aber kann ich jetzt an all dies ohne das schreckliche Gefühl von Verzweiflung denken?, überlegte er. In diesen zwei Jahren hatte er sich doch wohl nicht so an den Schmerz gewöhnen können … Was mit Sarah geschehen war, würde er sich nie verzeihen können. Aber er sollte froh darüber sein, dass er die Unausweichlichkeit all dessen zu akzeptieren begann. Froh darüber, dass er sich endlich mit ihrem Tod abfinden konnte.
Seine Mutter meinte sicher, dass dies das Verdienst von Phillips war. Sie hatte ihn schließlich dazu gebracht, sich von Phillips helfen zu lassen. Die letzten sechs Monate hatte er damit verbracht, dem alten Gauner zuzuhören und sich sagen zu lassen, dass es nichts nütze, seine Sorgen in Alkohol zu ertränken. Das hatte er natürlich schon vorher gewusst. Nach intensivem Zechen hatte er nur einen bösen Kater gehabt, und in den letzten Wochen hatte er seinen Konsum stark reduziert. Doch seine Mutter hatte gejammert und ihn gebeten, einen Arzt aufzusuchen. Das war einfacher gewesen, als sich ihr Gejammer anhören zu müssen.
Sein Stimmungswechsel schien mit den Ereignissen des gestrigen Nachmittags zusammenzuhängen. Deshalb wehrte er sich wohl. Es war verrückt, zu glauben, dass Isabel Jacobson sich positiv auf seinen seelischen Zustand auswirkte. Er war nur zum Bahnhof gefahren, weil er wusste, dass das seine Mutter ärgern würde. Denn Psychiater hin oder her, wenn er wollte, konnte er völlig irrational handeln.
Wie heute Morgen, dachte er. Warum hatte er das Gefühl gehabt, dieser Frau Jacobson wieder helfen zu müssen? Sie war nicht der Typ Frau, zu der er sich hingezogen fühlte. Ganz abgesehen von den Standesunterschieden, entsprach sie nicht seinem Bild der idealen Frau. Er bevorzugte kleine Frauen wie Sarah, keine Amazonen, deren Figur sich sogar in Männerkleidung zeigte. Sie war nur ein Mittel gewesen, um seine Mutter aus der Fassung zu bringen. Sogar der Gedanke störte ihn, dass sie, wenn auch nur kurz, sein Interesse geweckt hatte. Diese Art von Komplikation wollte er in seinem Leben nicht.
„Aber“, fuhr Colin fort, der glaubte, dass Brian noch immer über das Verhalten seiner Frau nachdachte, „wir sollten das Thema abschließen. Ich bin sicher, dass Mrs Jacobson froh darüber war, nicht auf den Lokalzug warten zu müssen. Und zumindest wurde sie so hier eingeführt. Der alte Webster wird sich bestimmt darüber freuen. Es ist nicht leicht, einen Ersatz für Miss
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