Romana Gold Band 11
gut aussehender Junge, etwa in Corys Alter, aber Isabel war nicht damit einverstanden, dass er ganz selbstverständlich das betrat, was sie als ihren Besitz betrachtete. Sie wollte ihm schon etwas zurufen, als sie sah, dass ihre Tochter dem Jungen durch die dornigen Büsche folgte. Isabel zuckte zusammen, als sie sah, dass die Haare des Mädchens sich in einem Zweig verfingen und ein Haarbüschel herausgerissen wurde.
„Verdammter Mist!“, schrie Cory auf, nur um sofort laut aufzulachen. Es war lange her, dass Isabel ihre Tochter so hatte lachen hören. Der Junge indes beschwerte sich.
„Man flucht nicht“, sagte er, während er Blätter aus Corys Haar zupfte und ihren Anorak glättete. „Das kann jeder Trottel. Du hättest vorsichtiger sein sollen. Es ist allein deine Schuld.“
„Schon gut.“ Zu Isabels Erstaunen nahm Cory die Kritik ruhig hin. „Ich wäre nur fast skalpiert worden, das ist alles.“
„Das ist eine Übertreibung“, sagte der Junge, lächelte dabei aber. Er kam Isabel irgendwie bekannt vor. Sein Haar war zwar blond und nicht dunkel, und er war klein, doch die Ähnlichkeit zu Brian Lindsay war unübersehbar.
Sein Sohn?, überlegte Isabel, als Cory bemerkte, dass ihre Mutter vor der Tür stand. „Oh, hallo … Mum“, murmelte sie und warf einen nervösen Blick auf den Jungen neben sich. „Ich dachte nicht, dass du schon zurück bist.“
„Das ist übrigens Jaime“, fügte Cory hinzu, und der Junge lächelte Isabel entwaffnend an.
„Guten Tag, Mrs Jacobson“, sagte er und trat mit ausgestreckter Hand auf sie zu. „Ich hoffe, Sie haben sich keine Sorgen gemacht. Wir waren nur draußen auf dem See.“
Isabel schluckte, da sie sich an das winzige Boot erinnerte, das sie vorher gesehen hatte. „Auf dem See“, wiederholte sie schwach, und Jaime nickte.
„Es war völlig sicher“, sagte er. „Das Wasser ist im Moment ganz ruhig. Ich weiß, dass es kalt ist, aber die Gefahr, dass wir schwimmen müssten, bestand ja nicht.“
„Schwimmen!“ Entsetzen erfüllte Isabel. „Oh, Cory, du hättest mich vorher fragen sollen. Du hast offensichtlich keine Schwimmweste getragen. Was hättest du getan, wenn das Boot gekentert wäre?“
Cory senkte die Schultern. „Reg dich doch nicht auf, Mum. Alles wäre gut gegangen.“
„Nein.“ Isabel dachte nicht über das nach, was sie sagte. „Es ist unentschuldbar, ohne Erlaubnis hinauszufahren. Du weißt, dass ich das verboten hätte. Du kannst ja nicht einmal schwimmen!“
„Mum!“
„Du kannst nicht schwimmen ?“
Die beiden Kinder sprachen gleichzeitig, und Jaime wandte sich ungläubig Cory zu, deren Gesicht vor Verlegenheit glühte. Als Isabel ihre Tochter so sah, begriff sie, was sie getan hatte. Offensichtlich hatte Cory behauptet, schwimmen zu können. Isabel hätte das bedenken müssen.
Bevor sie etwas sagen konnte, um die Situation zu retten, hatte Cory ihr einen vernichtenden Blick zugeworfen und war an ihr vorbei in die Hütte gestapft.
Jaime sah Isabel unsicher an.
Die brachte ein verlegenes Lächeln zustande. „Weiß dein Vater, wo du bist?“
Jaime zuckte die Schultern. „Meine Mutter weiß es“, erwiderte er, und Isabel blinzelte erstaunt. „Also eigentlich habe ich ihr gesagt, dass ich bei Großmutter bin“, fuhr er fort. „Ich hatte gehofft, Onkel Brian würde mich Moonlight reiten lassen, und ich habe lange am Stall gewartet. Aber er kam nicht.“
Isabel öffnete den Mund. „Bri… also der Earl ist dein Onkel?“
„Richtig“, nickte Jaime. „Meine Mutter ist mit Ihnen zur Schule gegangen, nicht wahr? Das habe ich Cory erzählt, aber ich glaube, das hat sie nicht beeindruckt.“
„Nein?“ Aber Isabel konnte sich die Reaktion ihrer Tochter vorstellen, als sie erfahren hatte, dass er Clares Sohn war. Nicht, dass Jaime seiner Mutter ähnlich war, überlegte sie. Deswegen hatte Cory ihn wohl gemocht.
„Ich gehe jetzt besser“, sagte er und steckte seine Hände in die Taschen seines Parkas. „Sagen Sie Cory, dass es mir gleich ist, ob sie schwimmen kann oder nicht. Ich könnte ihr das beibringen. Onkel Brian hat einen Swimmingpool. Wenn ich ihn frage, dürfen wir ihn sicher benutzen.“
„Ich … finde, du solltest erst deine Mutter fragen“, sagte Isabel, die diese potenzielle Freundschaft nicht verderben wollte, aber Zweifel hatte, ob Clare das ebenso sah. Zudem war sie sich nicht sicher, ob es gut war, wenn Cory mit den Lindsays zu tun hatte.
„In Ordnung.“
Jaime verschwand hinter der
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