Romana Gold Band 11
sie ihm von Anfang an entgegengebracht hatte, war nicht übertrieben gewesen. Unbeschreiblicher Zorn stieg in Lorna auf und ließ sie Hunger und Müdigkeit vergessen.
‚Enterprise Tours‘ … Martin Ritchie, Direktor … Erweiterungsmöglichkeiten – diese Worte ließen Lorna nicht mehr los. Also war er bereits da und schlich über die Insel, um sich den schönsten Platz für sein Feriendorf auszusuchen. Wie schlau von ihm, sich dumm zu stellen, als sie ihm von dem aufgekommenen Gerücht erzählt hatte. Vorerst musste alles ein Geheimnis bleiben, bis die Pläne abgeschlossen und den Behörden zur Begutachtung vorgelegt waren.
Wenn sie doch nur etwas gewusst hätte! Nie und nimmer, nicht in Millionen Jahren, wäre dieser Mann über ihre Schwelle gekommen. Und sie hatte ihn zu allem Überfluss noch bewirtet!
In Gedanken sah sie die Landschaft vor sich, die sie und ihre Begleiter erst vor wenigen Stunden bewundert hatten – die stillen Moore und Schonungen, die klaren Lochs, die nebelverhangenen Berge und die einsamen Küsten. Das alles war jetzt bedroht … von diesem aalglatten, heimtückischen Unmenschen und seinen ‚Enterprise Tours‘!
Zum Glück war Jane da. Lorna wollte sofort zu ihr gehen und die Sache aufdecken. Und dann … Lorna presste die Lippen zusammen. Dann würde sie Martin Ritchie suchen, ihm einige gepfefferte Wahrheiten sagen und ihm anschließend klarmachen, dass er in ihrem Haus nicht mehr erwünscht war. Er sollte seine Sachen packen und verschwinden. Wie er das bewerkstelligte, war ihr egal. Sollte er doch auf der Straße übernachten! Sie störte das wenig.
Lorna hatte es so eilig, zu Jane zu kommen, dass sie über den Hof rannte. Die Tür zum Laden stand offen.
„Jane!“, rief sie, verstummte aber sofort und blieb auf der Schwelle stehen. Jane hatte Besuch – von Martin Ritchie. Er lehnte lässig und elegant wie immer an der Wand und kehrte Lorna den Rücken zu. Jane sah ihn schwärmerisch an und lachte über etwas, das er gerade gesagt hatte.
Uneingestandene Eifersucht verdoppelte Lornas Zorn, während sie die vertrauliche Szene beobachtete. Jane und Martin lachten und scherzten, als wären sie gute alte Freunde. Erst nach einer Weile bemerkte Jane, dass sie nicht mehr mit Martin allein war.
„Lorna!“, rief sie. „Komm herein! Du bist spät dran. War es ein schöner Ritt?“
Lorna antwortete wie automatisch, ohne dabei Martin aus den Augen zu lassen. Sie ging zu ihm hin und hielt ihm das verräterische Blatt Papier entgegen.
„Gehört das Ihnen?“
Martin richtete sich langsam auf, das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. „Das wissen Sie doch bereits genau. Ist es eine Angewohnheit von Ihnen, fremde Unterlagen zu lesen, Miss Morrison?“ Er sagte das leichthin, aber sein Blick verriet, dass diese Ruhe nur vorgetäuscht war.
„Nur, wenn sie mich oder meinen Heimatort betreffen.“
Jane sah verständnislos von einem zum anderen. „Lorna?“, fragte sie. „Was hat das …“
Lorna unterbrach sie mit einer brüsken Handbewegung. „Einen Moment, Jane, das wirst du gleich erfahren.“ Sie wandte sich wieder an Martin. „Diese ‚Enterprise Tours‘ … ich nehme an, das ist die Gesellschaft, für die Sie arbeiten?“
Martin streckte die Hand aus und nahm das Blatt Papier an sich. „Allerdings, aber ich begreife nicht, was Sie das angeht. Ihre Unterstellung, es ginge dabei um Ihren Heimatort …“
„Ich meine damit nicht nur Glenmore, sondern die ganze Insel“, unterbrach Lorna ihn aufgebracht. „Oh Jane, ich wusste von Anfang an, dass er etwas vor mir verbarg, und ich habe recht behalten. Er hat gelogen, als er gestern Abend behauptete, er habe nichts mit dem geplanten Feriendorf zu tun. In Wirklichkeit ist er sogar einer der Direktoren dieses Tourismusunternehmens.“ Sie zeigte auf das Blatt Papier in Martins Hand. „Und warum ist er hier? Um den besten Bauplatz auszukundschaften. Du solltest lesen, Jane, was er alles geschrieben hat! Nein, es besteht kein Zweifel – er ist darauf aus, unsere friedliche Insel zu zerstören.“
Martin trat einen Schritt näher. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen“, sagte er scharf. „Beruhigen Sie sich, ehe Sie etwas behaupten, was Ihnen später leidtun könnte.“
„Hören Sie auf, den Schulmeister zu spielen!“, brauste Lorna auf. „Was sollte mir später leidtun? Ihnen wird etwas leidtun – nämlich, dass Sie jemals einen Fuß auf unsere Insel gesetzt haben. Ich sage Ihnen den Kampf an,
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