Romana Gold Band 11
Grund dafür, und die Überraschung, die er bei ihrer Frage gezeigt hatte, war echt gewesen.
Wenn jemand gelogen hatte, dann nur sie selbst. Warum hatte sie ihm nicht gesagt, dass sie so gut wie verlobt war? Sie verstand es selbst nicht, es sei denn …
Nein, das war lächerlich! Sie kannte Martin erst einen Tag und hatte ihn bis vor Kurzem für den abscheulichsten Mann der Welt gehalten. Wie konnte sie da von ihm beeindruckt sein? Er war doch nicht ihr Typ.
3. KAPITEL
Als Lorna am nächsten Morgen die Treppe herunterkam, war von ihrem Gast nichts zu sehen oder zu hören. Sie trank in aller Eile eine Tasse Tee und ging dann nach draußen, um die Ponys von der Koppel zu holen. Fiona, ihre junge Assistentin aus dem Dorf, würde ihr später beim Satteln helfen, aber das Hereinholen und Füttern der Tiere übernahm Lorna am liebsten selbst – besonders an einem so milden klaren Morgen, der einen schönen Sommertag verhieß.
Eine halbe Stunde später kehrte sie in die Küche zurück und sang dabei vergnügt vor sich hin.
„Guten Morgen, Lorna.“
Martin war inzwischen aufgestanden und saß mit der letzten Ausgabe der Inselzeitung am Frühstückstisch. In der Kaffeemaschine sprudelte das Wasser, und der feine Duft von geröstetem Brot, der in der Luft hing, erinnerte Lorna daran, wie hungrig sie war.
„Guten Morgen.“ Sie begrüßte Martin lächelnd, und einen Moment lang war ihr, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen – groß, dunkel, mit auffallend blauen Augen, deren Blick nachdenklich auf sie gerichtet war. Er sah sogar noch besser aus, als sie es in Erinnerung hatte.
„Entschuldigen Sie, dass ich hier eingedrungen bin“, fuhr er fort. „Als ich nach unten kam, war niemand zu sehen, und da beschloss ich, mich selbst zu bedienen. Haben Sie schon gefrühstückt?“
Er stand auf und schenkte zwei Tassen Kaffee ein, eine für Lorna und eine für sich.
„Ich merke, Sie sind auf Preisnachlass aus“, antwortete Lorna und lachte. „Normalerweise verlange ich von meinen Gästen nicht, dass sie sich selbst das Frühstück machen oder mich sogar bedienen. Wenn allerdings noch Toast da ist …“
Kurz darauf saßen sich beide an dem großen Tisch gegenüber, und der dick mit Marmelade bestrichene Toast schmeckte Lorna so gut, dass Martin belustigt fragte: „Sind Sie schon lange auf? Nach Ihrem Appetit zu urteilen haben Sie bereits ein ganzes Arbeitsprogramm hinter sich.“
Lorna ließ sich die Neckerei gefallen. „Das macht die frische Luft“, erklärte sie unbefangen, „und die seltene Gunst, zum Frühstück eingeladen zu werden. Sie verwöhnen mich, und ich habe Sie noch nicht einmal gefragt, wie Sie geschlafen haben. Was für eine Wirtin bin ich! Sie sind doch hoffentlich nicht so früh aufgestanden, weil Ihr Bett unbequem war?“
„Durchaus nicht.“ Martin lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ehrlich gesagt habe ich seit langer Zeit nicht mehr so gut geschlafen. Dieser Frieden, diese Ruhe … wer immer in der Stadt wohnt, merkt bald nicht mehr, was ihm entgeht. Allein die Luft … sie ist so frisch, dass man es sofort riechen kann. Kein Verkehr, keine Abgase – ein Paradies!“
„Das freut mich.“ Martins begeisterte Schilderung nahm Lorna die letzten Zweifel, die sie noch gehegt hatte. „Ich erwähnte gestern Abend, dass bei uns ein Gerücht umläuft. Ein bekannter Reiseveranstalter vom Festland soll die Absicht haben, hier auf der Insel ein Feriendorf zu errichten – irgendwo an der Nordküste, wo es besonders friedlich und schön ist. Erinnern Sie sich noch daran?“
Martin beugte sich vor und betrachtete sie gespannt. „Ja, ich erinnere mich daran, und ich bin Ihnen dankbar, dass Sie es noch einmal zur Sprache bringen. Wissen Sie, ob das Ganze wirklich nur ein Gerücht ist oder ob es konkrete Hinweise gibt? Liegen vielleicht schon fertige Pläne vor?“
Seine Wissbegier befremdete Lorna und erfüllte sie aufs Neue mit bösen Ahnungen. „Genaueres weiß ich nicht“, antwortete sie. „Ich habe erst gestern von dem Projekt gehört. Es war ein ziemlicher Schock.“
Martin dachte über ihre Worte nach. Lorna hätte gern gewusst, was in seinem Kopf vorging, aber sein Gesichtsausdruck verriet nichts.
„Ein Feriendorf – ob das stimmt?“, fragte er schließlich. „Wie auch immer … noch ist nicht aller Tage Abend, und aus manchen Plänen wird nie etwas. Ich würde mir keine allzu großen Sorgen machen.“
„Ich mache mir keine Sorgen“,
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