Romana Gold Band 15
kaum mehr kommen. Aber da Javier Paquita und Tomás den Rest des Abends freigegeben hatte, musste er den unwillkommenen Gast wohl oder übel selbst empfangen.
Sie verzog das Gesicht und machte sich daran, den Tisch abzuräumen. Wer immer der Besucher war, würde nicht lange hierbleiben. Javier würde ihm mit blitzenden Augen klarmachen, dass er ungelegen kam.
Aber sie irrte. Wie sehr sie sich irrte, merkte sie erst, als sie von dem zusammengestellten Geschirr aufschaute und Cordy im Türrahmen stehen sah.
Auf dem perfekt geschminkten Gesicht lag ein kleines Lächeln. „Darling, als ich deinen Brief erhalten habe, bin ich sofort hierher aufgebrochen. Du und mein Baby, ihr braucht mich, also bin ich hier!“
10. KAPITEL
„Er ist umwerfend!“ Cordy ließ sich am Fußende auf das Bett fallen und fuhr sich durch die blonde Mähne. „Warum hast du mir nicht früher geschrieben? Ich habe nie daran gedacht, dass Francisco etwas passiert sein könnte. Du hättest es mir sofort mitteilen sollen, als du es erfahren hast.“
„Ich hatte nicht geglaubt, dass es dich interessieren würde“, gab Cathy verschlossen zurück. „Du hattest doch nur deine Karriere in Hollywood im Kopf. Wie steht es überhaupt damit?“ Und sie hatte ihre Schwester auch absichtlich aus der Geschichte raushalten wollen.
Cordy winkte stumm ab. Offensichtlich wäre eine Einheirat in die Campuzano-Familie für sie aussichtsreicher als die harte Arbeit in Hollywood. Das hat sie sich ja schon ausgerechnet, als sie erfahren hatte, dass sie schwanger war, dachte Cathy bitter. Warum musste ihre Schwester ausgerechnet jetzt, in diesem heiklen Moment auftauchen?
Nur noch eine Stunde, und sie hätte Javier die Wahrheit gesagt, und alles wäre auf die eine oder andere Art gelöst gewesen. Aber jetzt … Javier verachtete sie, sie hatte es deutlich in seinem Blick gelesen.
„Tja, so kommt alles doch noch zu einem guten Ende.“ Cordy lächelte und zog sich die zitronengelbe Kostümjacke aus. „Ich habe alles stehen und liegen lassen, nachdem ich deinen Brief erhalten hatte. Dass er willig ist, um seines toten Bruders willen die Mutter seines Neffen zu heiraten. Ich verstehe nur nicht, warum du behauptet hast, du seiest die Mutter. Es sei denn“, Cordy kniff die Augen zusammen, „du wolltest das Ganze durchziehen und hast auf eine großzügige Abfindung bei der Scheidung gehofft.“ Sie stand auf und strich den kurzen Rock glatt. „Er hätte die Scheidung eingereicht, sobald er herausgefunden hätte, wer du wirklich bist. Er ist jetzt auch wie ein Vulkan hochgegangen, als ich ihm sagte, wer ich bin.“
Daran brauchte Cathy nicht erinnert zu werden. Ihr Magen verkrampfte sich. Javier hatte nur einen Blick auf die Schönheit an der Tür werfen brauchen, um zu erkennen, dass dies Cordelia Soames war, die Frau, die bei seinem Bruder an jenem Abend auf dem Schoß gesessen hatte. Und seine Miene war wie eine Maske erstarrt gewesen, als er mit Cordy in das Wohnzimmer zurückgekommen war und Cathy mehr oder weniger befohlen hatte, Paquita zu holen, um ein Zimmer für Cordy herrichten zu lassen.
Sie hatte alles erklären wollen, doch Javiers Ton hatte keine Entgegnung zugelassen. Mit steifem Rücken war Cathy aus dem Zimmer gelaufen. Sie würde nicht betteln, und sie würde ihn nicht sehen lassen, wie verletzt sie war. Sie würde Cordys Bett selbst machen. Es gab keinen Grund, Paquita mit in diese Angelegenheit einzubeziehen.
Jetzt stieg Cordy wieder in die hohen gelben Pumps und richtete mit einer eleganten Bewegung ihre Strumpfnaht. Wie immer kam sich Cathy neben ihrer schillernden Schwester wie ein Mauerblümchen vor.
Cordy ließ einen abschätzenden Blick über Cathy gleiten, die in Javiers seidenem Bademantel dastand. „Wie ich sehe, warst du gerade dabei, ins Bett zu gehen. Ich werde wohl den attraktiven Javier suchen gehen, den du vor mir versteckt hast. Ich werde ihn bitten, mir alles über mein geliebtes Baby zu erzählen, über die Dinge, die ich während meiner unvermeidbaren Abwesenheit verpasst habe. Schließlich muss ja einer für uns dreien den Unterhalt verdienen. Du kannst es ja nicht.“
So würde sie die Sache also drehen! Cathy hatte ihre Schwester noch nie gehasst, aber jetzt tat sie es. Am liebsten hätte sie sie geohrfeigt.
Aber ihre Nerven lagen bloß, später würde sie ihre harten Worte oder Taten bereuen. So gab sie sich mit der Warnung zufrieden: „Er hat nur angeboten, mich zu heiraten, weil er mich nicht kaufen konnte.
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