Romana Gold Band 15
kochte.
Jenna streckte sich aus und beschloss einmal mehr, die Situation zu genießen. Sie mochte das Braten in der Sonne eigentlich überhaupt nicht, aber sie konnte ja kaum blass wie die Wand nach England zurückkommen. Alle würden sie fragen, ob sie schlechtes Wetter gehabt hätte. Sie musste braun werden, das war ihre Pflicht.
Jenna hob ihre rechte Hand vors Gesicht und betrachtete nachdenklich die langen, gelackten Fingernägel. Bis zu dem Unfall hatte sie ihre Nägel notgedrungen kurz gehalten und nicht auf die Blasen, Kratzer und Flecken geachtet, die ihre Arbeit nun einmal mit sich brachte.
Die paar Wochen im Krankenhaus hatten sich nicht nur auf ihre Hände ausgewirkt, sondern auf ihre ganze Erscheinung. Sie glich in keiner Weise mehr dem unscheinbaren Wesen, das sie im Lauf der Jahre geworden war, während sie zusammen mit ihrem Vater liebevoll alte Möbel restaurierte.
Jetzt sah sie aus wie eine elegante, müßige Dame, die ihr Leben lang keine körperliche Arbeit gekannt hatte – eine groteske Umkehrung der Realität, denn Jenna hatte nie auch nur einen Tag Urlaub genommen. Untätigkeit bekam ihr nicht, sie war ausgesprochen frustriert.
Sie seufzte und veränderte vorsichtig ihre Stellung, damit der ständig im Hintergrund lauernde Schmerz nicht wieder aufflammte. Sie zog den Badeanzug zurecht, der ihre makellose Figur perfekt zur Geltung brachte. Hoch ausgeschnitten an den Beinen, tief ausgeschnitten über der Brust und im Rücken, dabei hatte dieses Nichts ein Heidengeld gekostet.
Aber Jenna hatte sich lange nichts Schönes gegönnt, sie bereute die Ausgabe nicht. Es war wichtig, dass sie sich gut fühlte. Sie hatte nichts zurückbehalten außer einer kleinen Delle am linken Schenkel, einer langen gezackten Narbe unter dem Fuß und den überfallartigen Schmerzen. Und den Albträumen. Doch das würde vergehen. Eines Tages würde alles verheilt sein.
Jenna schwang die Beine über den Rand der Liege und stand mühsam auf. Von hinten im Garten vernahm sie ein Geräusch. Sie beschloss, sich nicht mehr aus der Ruhe bringen zu lassen, selbst wenn eine Kamelkarawane über ihren Rasen zog.
Es war der Mann von vorhin. Jenna überlegte. War das etwa Marks „Alter“? Die zwei besaßen eine gewisse Ähnlichkeit. Auch die Bewegungen waren ähnlich, obwohl dieser Mann kaum als „Alter“ bezeichnet werden konnte.
„Schauen Sie mich nicht so feindselig an“, bemerkte der Mann vorwurfsvoll, als er neben Jenna stand.
Sie sah ihr Spiegelbild in seinen Brillengläsern und gab spontan zurück: „Ich kann Ihre Augen nicht sehen.“
Er nahm die Sonnenbrille ab. „Besser so?“
„Ja.“ In seinen blaugrünen Augen schien ein Lachen zu sitzen, und Jenna lächelte automatisch. „Ist Mark Ihr Sohn?“, fragte sie leise.
Der Mann schüttelte den Kopf.
„Aber Sie sind doch verwandt?“
Der Mann nickte.
„Und Sie nehmen wieder die Abkürzung?“ Seine Wortkargheit nervte Jenna. Sie fand ihn beunruhigend. Noch vor einer halben Stunde hätte sie geschworen, dass kein Mann sie jemals wieder beunruhigen konnte. Dieser aber brachte alle ihre Vorsätze ins Wanken. Sein Schweigen, sein Abwarten waren hypnotisierend.
Wieder schüttelte er den Kopf. Sein Blick war amüsiert, vermutlich war er es gewohnt, Frauen zu verwirren.
„Darf ich dann Ihr Auftauchen als nachbarlichen Besuch ansehen?“
Er nickte kaum merklich.
Jenna lachte leise. Er war zwar kein „Alter“, aber mit Sicherheit ein Mann, auf den die „schreckliche“ Clarissa ein Auge geworfen hatte. Und vermutlich eine Reihe anderer Frauen ebenfalls. Nicht jedoch Jenna.
Um das schmerzende Bein zu entlasten, stützte sie sich spontan auf die Schulter des Mannes und fragte sich, wo diese einseitige Unterhaltung hinführen sollte. Sie erinnerte sich, was Mark über seinen „Alten“ gesagt hatte. Ja, dieser Mann besaß zweifellos einen hypnotisierenden Blick. Obwohl er gelassen und amüsiert wirkte, spürte Jenna einen eisernen Willen hinter der Fassade. Und er musterte sie ebenso aufmerksam wie sie ihn.
Jenna legte den Kopf schräg, sodass ihr langes Haar zur Seite fiel, und fragte: „Sind Sie auch mit dem ‚Alten‘ verwandt?“
Ein faszinierendes kleines Grübchen bildete sich in seiner Wange. Jenna hätte es am liebsten berührt, mit dem Finger, mit den Lippen …
„Mark ist mein Bruder“, ließ er sich endlich herab zu erklären. Seine Stimme war warm und tief, eine Stimme zum Verlieben.
Jenna nahm sich zusammen. „Ach so.“ Das also
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