Romana Gold Band 15
und setzte sich mit der anderen im Schneidersitz neben die Liege.
„Du weißt, dass jemand in deinem Haus herumstöbert?“, bemerkte er.
„Ja, dein Bruder. Er sucht nach einem Kleiderbügel.“
„So.“ Bayne fragte nicht, was Mark mit einem Kleiderbügel wollte. Vielleicht wusste er es. Vielleicht war das Ganze Teil einer ausgeklügelten Strategie.
Jenna beschloss, ein für alle Mal klarzustellen, dass sie nicht der Typ Frau war, für den Bayne sie hielt. Dass sie nichts weiter als freundschaftlichen Kontakt wünschte. Und dass sie natürlich nicht mit nach Albacete fahren würde.
Doch da kam Mark aus dem Haus. Er schien keineswegs überrascht, seinen Bruder hier zu sehen, und schwenkte den Drahtbügel, den er gefunden hatte. „Kannst du mir den aufbiegen?“
„Klar.“ Mit zwei Handgriffen bog Bayne den Draht gerade und gab ihn zurück.
„Nicht schlecht für einen alten Herrn“, kommentierte Mark. Er schob den Draht in seinen Gipsverband und seufzte wohlig. „Wunderbar. Dies ist übrigens Schnapp, sie wollte dich kennenlernen.“
„Wirklich?“, fragte Bayne unschuldig. „Ich dachte, das hätte sie bereits.“
Jetzt begriff Jenna. „Was, du bist der Alte? Aber du sagtest doch, Mark sei dein Bruder.“
„Stimmt. Er nennt mich Alter, was natürlich eine Herabsetzung, wenn nicht sogar eine Beleidigung ist. Aber was will man machen.“
„Er spielt sich als mein Ersatzvater auf“, erklärte Mark. „Unsere Eltern starben, als ich noch ein Baby war. Deshalb macht er den Hausmann.“
„Und deswegen sieht er so zerknittert aus, weil er nachts durcharbeiten muss, um tagsüber für dich da zu sein“, steuerte Jenna bei.
„So ist es.“
„Er opfert sein Privatleben, damit es dir an nichts fehlt.“
„Ganz recht.“
„Und beutet nun gnadenlos dein Schuldbewusstsein aus.“
„Traurig, nicht?“
„Tragisch“, bestätigte Jenna.
Mark lachte und schlug seinem Bruder kräftig auf den Rücken. „Was habe ich gesagt? Sie ist in Ordnung.“
„Ich würde eher sagen, sie hat es faustdick hinter den Ohren. Und sie tut mir Unrecht“, klagte Bayne. „Verdiene ich das nach all dem, was ich die letzten fünfzehn Jahre für dich getan habe? Komm her, du Bengel!“
Mark entwischte dem Griff seines Bruders. Verlegen sah er auf seine Turnschuhe herunter. „Hast du … sie schon gefragt?“, wollte er wissen.
„Habe ich.“
„Na, prima.“ Ohne ein weiteres Wort rannte Mark über den Rasen und schlug sich in die Büsche.
Jenna gefiel es, wie die beiden miteinander umgingen. Doch sie bemerkte anzüglich: „Er ist dir sehr ähnlich.“
Bayne hob fragend die Augenbrauen.
„Ich meine deine leichte Überheblichkeit. Wie selbstverständlich geht er davon aus, dass eine Einladung von euch nur angenommen werden kann. Ich habe nicht gesagt, dass ich mitkomme.“
„Dann ruf Mark zurück, und sag es ihm“, befahl Bayne.
„Um ihn zu enttäuschen?“ Jenna lächelte. „Er ist ein netter Junge.“
„Ja, und ich möchte, dass er so bleibt. Er ist leicht zu beeindrucken.“
„Im Gegensatz zu seinem Bruder.“
„Möchtest du mich denn beeindrucken?“, fragte Bayne.
„Könnte ich das?“
„Wer weiß?“
Dieser Mann war einfach nicht zu packen. „Willst du damit sagen, du lässt dich von mir nicht mehr und nicht weniger beeindrucken als von all den hübschen Damen, die angeblich hinter dir her sind?“, mutmaßte Jenna. „Bist du etwa eine gute Partie?“
„Kann man sagen.“
„Und so gut wie verlobt, nicht?“, bohrte Jenna.
Bayne schrak sichtlich zusammen. „Wer sagt das? Ich kann mich nicht daran erinnern, jemandem einen Heiratsantrag gemacht zu haben.“
„Und die schreckliche Clarissa?“ Jenna wusste, dass sie sich weit vorwagte.
„Clarissa?“ Baynes Ton klang wie eine Warnung.
Leichthin sagte Jenna: „Nun, wenn du dich nicht einmal an deinen Antrag erinnerst, wirst du sie kaum demnächst heiraten.“
„Richtig. Wer ist dran mit Kaffeekochen?“
„Du.“
„Aber ich habe doch gerade erst“, protestierte er.
„Na und?“
„Bloß gut, dass wir nicht verheiratet sind.“
„Darf ich fragen, warum?“
„Weil wir beide so antriebslos sind, dass wir nie zu etwas kämen“, erwiderte Bayne prompt.
Jenna lachte. „Du kommst mir beileibe nicht antriebslos vor. Eher zurückhaltend, abwartend, beherrscht, vielleicht nicht gerade risikofreudig. Apropos, ich möchte noch mal zurückkommen auf …“
„Albacete“, vollendete Bayne, als könnte er Gedanken lesen.
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