Romana Gold Band 15
du nicht über sie sagen? Sie haben dich bestimmt geliebt. In deiner Kindheit muss es doch neben dem Reichtum deiner Eltern auch anderes gegeben haben“, forschte sie behutsam.
„Du meinst die Kindermädchen?“, gab er sarkastisch zurück.
„Das hört sich traurig an. Hast du deswegen gesagt, zu viel Geld kann jungen Menschen schaden? Hast du darunter gelitten?“
„Ich weniger.“ Bayne machte eine Pause. „Sondern meine Schwester Althea. Sie war ein hübsches Mädchen.“
„War?“
„Sie starb mit siebzehn. Sie hatte alles, was man sich wünschen konnte, gutes Aussehen, Intelligenz, Geld, aber sie bekam nie genug.“ Sein Blick war abwesend. „Ich war im Internat und ahnte nichts von ihrem wilden Lebensstil. Ich hätte wohl auch nichts ändern können, für sie war ich bloß der spießige große Bruder.“
„An was ist Althea gestorben?“, fragte Jenna leise.
„Drogen, Alkohol, Selbstzerstörung …“
„Haben deine Eltern nichts dagegen unternommen?“
„Natürlich haben sie versucht, Althea zur Vernunft zu bringen!“, rief Bayne erregt. „Aber als sie endlich vor sich selbst zugaben, dass sie ihre Tochter im Grunde vernachlässigt hatten, indem sie ihr alles erlaubten, war es zu spät. Nach Altheas Tod gaben sie sich gegenseitig die Schuld, es war schrecklich. Ich fühlte mich so hilflos.“
„Und da hast du beschlossen, es bei Mark anders zu machen.“ Jenna verstand jetzt Baynes Verhalten in Spanien besser.
Als Jim ihren halb vollen Teller abräumte, sah Jenna schuldbewusst zu ihm auf. „Tut mir leid, ich hatte keinen großen Hunger.“
„Macht nichts. Wie wär’s mit einem Stück Erdbeertorte? Kaffee?“
„Danke, für mich nicht.“ Auch Bayne schüttelte den Kopf. Jenna fügte hinzu: „Sag Maggie bitte vielen Dank, und entschuldige mich bei ihr, weil ich nicht aufgegessen habe.“
„Wir könnten in die Küche gehen und es ihr selbst sagen“, schlug Bayne vor. Doch Jim lachte nur.
„Das würde sie in Verlegenheit bringen“, erklärte Jenna. „Sie ist schrecklich schüchtern und hasst es, im Mittelpunkt zu stehen.“
„Genau wie du.“
„Ich bin nicht schrecklich schüchtern, Bayne!“, protestierte Jenna.
„Aber du stehst nicht gern im Mittelpunkt. Oder besser – du streichst deine Leistungen nicht gern heraus“, stellte er richtig.
„Du doch auch nicht. Wollen wir gehen?“
Nachdem Bayne gezahlt hatte, stand Jenna auf. War es nun vorbei, würde er wegfahren und nie wiederkommen? Der Gedanke tat weh. Die Kehle wurde ihr eng, Tränen traten ihr in die Augen. Hastig verließ sie vor Bayne das Lokal.
Auf der Straße begegneten sie Mrs West, der Mutter einer von Jennas Tanzschülerinnen. „Jenna, wie geht’s? Wie war es in Spanien?“
„Schön, ich …“
„Wann können wir wieder mit Ihnen rechnen?“, fiel ihr Mrs West ins Wort. „Anita ist zwar sehr gut, aber sie ist nicht wie Sie.“
„Das wird noch eine Weile dauern. Aber ich werde hin und wieder als Zuschauerin dabei sein.“
Man wechselte ein paar Worte, dann verabschiedete sich Mrs West.
„Wer war das?“, erkundigte sich Bayne.
„Mrs West, die Mutter einer meiner Schülerinnen.“
„Du unterrichtest? Was denn?“
„Tanz“, bekannte Jenna widerstrebend.
„Tanz?“, wiederholte Bayne ungläubig. „Welche Art Tanz?“
„Jazz, Stepptanz und dergleichen.“
„So was.“ In Baynes Blick waren Mitgefühl und Verständnis zu lesen. Was für ein Schlag musste die Beinverletzung für Jenna gewesen sein. „Ich weiß herzlich wenig von dir“, murmelte er nachdenklich.
Jenna ging nicht darauf ein. Schnell lief sie weiter und lächelte einem jungen Polizisten zu. Als er sie am Arm festhielt, blieb sie verdutzt stehen.
„Geht besser nicht da entlang, Jenna“, sagte er. „Da hat es einen Autounfall gegeben. Nehmt lieber den Weg über den Parkplatz.“
Erschrocken fragte Jenna: „War es ein schwerer Unfall?“
„Nein, nur wieder so ein Idiot, der zu schnell war und gegen die Mauer gefahren ist. Wir mussten die Straße sperren, damit der Abschleppwagen und die Ambulanz durchkommen.“
Jenna wollte keine Einzelheiten hören. Sie merkte, wie ihr schwindelig wurde, und atmete tief durch. Dann bog sie in die Seitenstraße zum Parkplatz ein. Zum Glück hatte Bayne nichts gemerkt.
Doch er nahm ihre Hand. „Alles in Ordnung?“
„Ja, es geht schon“, gab sie tapfer zurück.
„Warst du nach deinem Unfall in psychologischer Behandlung?“, fragte er und drückte beruhigend ihre
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