Romanze im spanischen Schloss
für einen Flyer entwerfen, den wir in allen Reisebüros von Toledo bis Madrid auslegen. Als Reiseleiterin hatte ich oft mit diesen Leuten zu tun. Sie werden uns bestimmt unterstützen. Wenn wir uns gut präsentieren, wird die Mundpropaganda alles Weitere für uns erledigen.“
Schweigend nahm er ihre Hand und verschränkte die Hände mit ihren. Das hatte er im Krankenhaus auch getan – um sie zu trösten. Doch dieses Mal schienen seine Finger eine ganz andere Botschaft auszusenden. Darüber wollte sie allerdings lieber nicht nachdenken, denn vielleicht täuschte sie sich ja.
Während sie ihrer beider Hände betrachtete, erinnerte sie sich an die Kutschfahrt. Ihr war aufgefallen, dass in einem der Olivenhaine jeweils zwei Bäume so dicht nebeneinanderstanden, als wären sie ein Liebespaar. Sie hatte Remi gefragt, was es bedeute, und er hatte sogleich angehalten, sich auf seinem Sitz umgedreht und es ihr erklärt. Dabei hatte die untergehende Sonne sein Gesicht in ein goldenes Licht getaucht.
„Diese Bäume sind unfähig, sich selbst zu befruchten. Deshalb pflanzen wir sie in Zweiergruppen, sodass der eine den anderen befruchtet“, lautete seine Erklärung.
Aus irgendeinem Grund hatte Jillian es nicht vergessen können.
Er ließ ihre Hand erst wieder los, als sie durch das riesige Tor über die Einfahrt zu dem Haupthaus fuhren. Nachdem er den Wagen abgestellt hatte, trug er den Koffer in ihr Schlafzimmer, und sie folgte ihm. „Treffen wir uns in einer Viertelstunde auf der Terrasse?“, schlug er vor. „Dann können wir uns im Swimmingpool abkühlen.“
„Gern“, stimmte sie zu. Das rätselhafte Leuchten in seinen Augen ließ ihr Herz höherschlagen.
Remi wartete im Wasser auf Jillian. Zum ersten Mal waren sie ganz allein im Haus, denn Maria, Soraya und die Kinder waren zum Einkaufen nach Arges, einem hübschen Ort ganz in der Nähe, gefahren. Das Essen stand im Kühlschrank und brauchte nur aufgewärmt zu werden. Da sie jedoch in Madrid gegessen hatten, bezweifelte er, dass Jillian schon wieder hungrig war.
Als sie nach fünfundzwanzig Minuten immer noch nicht erschien, beschloss er, sie zu holen, und wollte gerade aus dem Swimmingpool klettern. Doch in dem Moment tauchte sie mit einem Badetuch über dem Arm auf. Bewundernd betrachtete er ihre langen, schlanken Beine. Sie trug ein grünweiß gemustertes Strandkleid, sodass er nicht sehen konnte, ob sie einen Bikini oder Badeanzug anhatte. Die Sonnenbrille hatte sie abgelegt.
Er sah ihr direkt in die Augen, mit der Folge, dass sich sein Puls beschleunigte. „Zuerst waschen wir Ihnen die Haare“, verkündete er und hielt das Shampoo hoch, das er mitgebracht hatte.
„Hier?“, fragte sie verblüfft.
Er verzog die Lippen. „Ja, warum nicht? Das Wasser ist sauber und enthält kein Chlor. Legen Sie sich auf Ihr Badetuch, und halten Sie den Kopf über den Beckenrand. Alles andere erledige ich.“ Als sie zögerte, fügte er hinzu: „Hat Ihr Mann Ihnen nie beim Haarewaschen geholfen?“
„Doch“, erwiderte sie leise.
„Ich passe auf, dass Ihnen kein Shampoo ins rechte Auge gerät“, versprach er. Sie zögerte jedoch immer noch, und er wartete geduldig.
Ohne das Strandkleid auszuziehen, streckte sie sich schließlich auf dem Badetuch aus und rutschte an den Beckenrand, bis Remi ihren Kopf mit der Hand umfassen konnte. Mit der anderen goss er ihr vorsichtig kühles Wasser übers Haar.
„Oh …“, seufzte sie plötzlich.
„Gefällt es Ihnen?“, flüsterte er.
„Sie ahnen ja nicht, wie sehr.“
Oh doch, das tat er. Er beugte sich über sie und fühlte sich wie magisch von ihren verführerischen Lippen angezogen. Sie hatte wunderschön geformte Ohren. Die meisten Frauen ließen ihre Ohrläppchen durchstechen, aber Jillians waren unversehrt, und die Haarwurzeln waren genauso goldblond wie die Spitzen.
Und dann entdeckte er etwas, was ihm bisher nicht aufgefallen war. Durch die Operation hatte ihre Pupille eine leicht ovale Form angenommen. Hatte Jillian es auch bemerkt? Litt sie darunter, dass ihr Auge nie mehr so aussehen würde wie zuvor? Ihm verkrampfte sich der Magen, und beinah hätte er laut gestöhnt. Rasch nahm er sich zusammen, verteilte Shampoo in ihrem Haar und fing an, ihre Kopfhaut langsam und sanft zu massieren. Seine Sehnsucht nach dieser Frau, die immer noch um ihren Mann trauerte, wurde immer größer. Er hatte kein Recht, sie zu berühren, das war ihm klar. Nur die Haare durfte er ihr waschen, und das wollte er
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