Romanzo criminale
verstreichen lassen. Und Ricotta ... war aufgrund der Geschichte mit den Gemito-Brüdern ohnehin geliefert. Jetzt, wo es rechtskräftig ist, schauen wir, was man mithilfe des Gozzini-Gesetzes und den Strafenhäufungen machen kann ...
– Und die anderen? Bufalo, Scrocchiazeppi ...
– Scrocchia sitzt eine alte Strafenhäufung ab. Fierolocchio muss noch die Flucht absitzen. Die anderen zählen nicht.
– Mit einem Wort, besser hätte es gar nicht laufen können ...
– Sieht so aus ...
– Das möchte ich auch sagen können ...
Maestro war besorgt, um nicht zu sagen, er hatte sogar Angst. Er schützte Dandi, um sich selbst zu schützen. Es gab Leute, die dabei waren, den Kopf zu verlieren.
– Darf man erfahren, Maestro, was dir auf der Seele liegt? Der Hippie, den sie in Trapani erschossen haben? Der von Lotta Continua, der im Radio gesprochen hat?
– Nein, der geht uns nichts an ...
– Wirklich nicht?
– Nein. Der Richter, den sie letzte Woche erschossen haben, ist das Problem.
– Ist ja nicht der erste. Er hat es verdient, oder?
– Ja, das glaube ich auch ... die Geschworenen standen auf der Gehaltsliste von denen da unten. Er hat es bemerkt, und weißt du, was er gemacht hat? Er hat die Türen des Beratungszimmers aufgerissen und sie festgehalten, bis sie zu einem Urteil kamen, das ihm recht war ...
– Na dann ...
– Aber was hatte der behinderte Sohn damit zu tun?
– Haben sie den auch umgebracht?
Maestro nickte nachdenklich. Er erzählte ihm, als Zio Carlo davon erfuhr, hätte er ausgerufen: „Gelobt sei der Herr! Was hätte das arme Kind ohne Vater machen sollen?“ Maestro fand, dass Zio Carlo übertrieb. Dandi stimmte ihm zu. Aber er war viel zu aufgedreht, um sich von seiner schlechten Laune anstecken zu lassen. Höflich bot er ihm noch ein Glas Champagner an oder ein Mädchen, eine Prise Koks, was auch immer er wollte, bloß mit dem Gejammer solle er aufhören. Maestro gab ihm genauso höflich zur Antwort, er gehe lieber nach Hause.
– Es war ein harter Tag. Und morgen tritt Danilo bei einem Klavierkonzert auf.
Dandi sah ihm nach, wie er wegging, gebeugt von Sorgen und Gedanken. Je älter sein Sohn wurde, desto mehr verlor Maestro den Verstand. Er wollte solche Sorgen nicht. Deshalb hatte er sich eine wie Patrizia ausgesucht.
IV.
Der DJ des
Full ’80
mixte
La Isla Bonita
mit entfesselter Discomusik. Rossana schien aus ihrer Lethargie aufzuwachen.
– Ich möchte tanzen.
– Zu Befehl, Prinzessin.
Doktor Mainardi folgte ihr auf die Tanzfläche. Ihr Gang war ein einziges Schauspiel. Sie hatten sich auf einer Party kennengelernt. Sie hatte ihn von oben bis unten gemustert. Er hatte festgestellt, dass sie dazu neigte, zu viel zu trinken. Um Mitternacht konnte sich Rossana kaum noch auf den Beinen halten. Mainardi war es gelungen, sie vom Rand des Pools fernzuhalten ...
– Du bist eine einzigartige Mischung aus Vollblutpferd und Panther, an dessen Schnurrbart sich noch Blut von der letzten Beute befindet ...
Das war sein erster Satz gewesen. Rossana hatte den Kopf zur Seite gelegt, ein doofes Lächeln angedeutet. Mainardi dachte, sie sei völlig besoffen. Zu fertig, um ihm Widerstand zu leisten. Er hatte sie umarmt und versucht, seine Zunge zwischen ihre fleischigen Lippen zu schieben, doch sie beförderte ihn mit einem entschiedenen Fußtritt ins Wasser.
– Überleg dir, was du sagst, Trottel. Pferd, Panther ... ich mag keine Tiere.
Mainardi hatte sich nicht geschlagen gegeben. Außerdem stand etwas auf dem Spiel, das sein ganzes Leben verändern konnte. Rossana war die Tochter von Ugo Lepore. Professor Lepore. Alleiniger Besitzer und einziger Aufsichtsrat der
Case Associate
: elf luxuriöser Kliniken zwischen Rom, Florenz und Bologna, mit einigen Filialen in Spanien und Griechenland. Ein echtes Skalpell-Imperium, und die flippige Blondine, die sich in der psychedelischen Beleuchtung unter den geilen Blicken der Männer verrenkte, würde einmal zumindest ein Drittel davon erben.
Die Eroberung war mühsam gewesen, aber schließlich hatte er sie gezähmt. Die Hochzeit war für November festgelegt. Mainardi hoffte auf den Grand Slam. Lepore empfand eine gewisse Sympathie für ihn. Nero – es schadete doch nicht, so einen Freund zu haben – hatte ihm angedeutet, dass ein paar seiner Geschäftspartner Interesse hätten, in die Kliniken zu investieren. Wenn die Situation günstig war. Wenn sich der richtige Geschäftspartner fand. Mainardi sah sich bereits auf der
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