Romanzo criminale
Mittlerweile waren sie mit zwei verschiedenen Geschwindigkeiten unterwegs.
– Bald gibt es Zoff, Freddo. Wir müssen was machen.
– Was?
Libanese rückte mit einem Vorschlag heraus, über dem er an langen, einsamen Abenden nachgedacht hatte. Das Wichtigste war, die Unterschiede abzuschaffen. Sonst würde die Teilung in Reiche und Arme auf lange Sicht Hass und Zwietracht säen, Rachegefühle hervorrufen. Und eines Tages würde Blut fließen.
– An der gleichen Aufteilung des Gewinnes können wir nicht rütteln: Jeder bekommt seinen Anteil vom Stoff und damit basta. Aber wer sagt, dass wir die Investitionen nicht beeinflussen können?
– Das musst du mir genauer erklären ...
Kein Problem. Der Gewinn würde zwar ausbezahlt werden, aber gleich danach würde Libanese einen beträchtlichen Teil, sagen wir siebzig, fünfundsiebzig Prozent, einziehen und ihn Secco übermitteln, damit ihn dieser investierte. Vom Ertrag der Anlagen würde er einen Anteil gleich wieder investieren. Zum Beispiel: Die Anteile des
Climax
, die nur einigen von ihnen gehörten, würden auf alle aufgeteilt werden. Alle würden in gleicher Weise an den Ausgaben und am Gewinn beteiligt sein. Und so weiter. Secco sollte die ertragreichsten Investitionen ausfindig machen und tun, was er am besten konnte: Geld in Umlauf bringen. Jedes neue Geschäft sollte vorgeschlagen, diskutiert und – sofern alle zustimmten – den Regeln entsprechend durchgeführt werden.
– Was soll das heißen, Libano, sollen wir ein Gehalt bekommen?
– Das ist der einzige Weg, geeint zu bleiben! Keiner entscheidet für sich allein, sondern wir zentralisieren die Vorgangsweise ...
– Und wenn einer aussteigen möchte?
– Dann verkauft er seinen Anteil, nimmt das Bargeld und schmeißt es beim Fenster raus, wie es ihm gefällt ... aber in diesem Fall hat die Gruppe ihm gegenüber keine Verpflichtungen mehr.
– Was denken die anderen darüber?
– Du bist der Erste, dem ich davon erzähle, Freddo.
– Warum ausgerechnet mir?
– Weil wir beide denselben Kopf haben. Weil wir beide mehr an die Gruppe als an uns selbst denken. Weil ohne uns alles den Bach runtergeht ...
Freddo servierte zwei Whiskys und baute einen Joint. Seit ein paar Tagen war er mit Roberta zusammen. Und er hatte ihr alles von sich erzählt. Sie hatte ihn weder kritisiert noch war sie erfreut gewesen. Er gefiel ihr so, wie er war. Mit Gigio hatte er noch nicht gesprochen, aber das schlechte Gewissen brachte ihn fast um. Libanese war von seinem Plan überzeugt. Freddo sagte ihm, dass er nicht funktionieren würde.
– Die anderen machen nicht mit. So etwas hat es in Rom noch nie gegeben.
– Auch eine Gruppe wie die unsere hat es noch nie gegeben ... dennoch gibt es uns und wir sind unschlagbar!
– Noch ...
– Wenn wir es so machen, wie ich es mir vorstelle, wird es uns ewig geben!
Freddo schüttelte den Kopf.
– Wenn wir es nicht so machen, sagte Libanese hartnäckig, werden wir uns bald auflösen ... Bufalo zum Beispiel fragt sich schön langsam, warum sich Dandi ein schönes Leben macht und er selbst durch die Finger schaut ... er müsste sich eingestehen, dass Dandi ein Schlaumeier und er selbst ein Trottel ist, aber das wird er nicht tun ... aber an irgendjemandem muss er seine Wut auslassen ...
– Es gäbe noch eine Möglichkeit, sagte Freddo ganz beiläufig, wir könnten hier aufhören ...
– Das ist unmöglich, erwiderte Libanese sofort.
Und er erzählte ihm von den beiden Spionen.
– Die beiden wissen alles und sie sind sehr mächtig. Wenn wir aussteigen, legen sie uns aufs Kreuz!
Freddo schleuderte das Whiskyglas gegen die Wand. Er ballte die Hände zu Fäusten und seine Augen wurden zu zwei engen Schlitzen. Libanese hatte ihn noch nie so wütend gesehen.
– Jetzt haben wir also einen Chef! Und was für einen Chef noch dazu! Den Staat! Den schmutzigen Staat! Zum Teufel, Libano, du hast uns für einen Teller Linsen verraten.
Libanese erklärte ihm, dass sich die Dinge in Wirklichkeit ganz anders verhielten. Es gab keine Chefs und keine Untergebenen, sondern nur Verbündete. Verbündete, auf die man umso weniger verzichten konnte, je größer der Geschäftsumfang wurde. Je umfangreicher die Geschäfte wurden, desto mehr brauchten sie Verträge, Versicherungen ... Es reichte nicht mehr, einen korrupten Bullen zu bestechen, um einen Haftbefehl in die Hände zu bekommen. Sie spielten ein ganz großes Spiel. Und das Abkommen mit den Spionen war ein Abkommen unter
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