Romeo für immer, Band 02
heute Nachmittag um vier in eurem Motel?«
»Ja, aber … « Sie umfasst den Kaffebecher mit beiden Händen. »Ich wollte etwas mit dir besprechen, was Mike nicht hören soll.«
»Was denn? Ist mit euch beiden alles in Ordnung?«
»Ja, alles bestens.« Sie strahlt mich glücklich an. »Ich bin wahnsinnig verliebt und unbeschreiblich glücklich. Hätte ich doch schon vor Jahren geheiratet. Wenn meine Eltern mich im zarten Alter von zwölf verlobt hätten, dann hätten sie sich jede Menge Geld für beschissene Therapeuten sparen können.«
»Ja, klar«, grinse ich. »Blöd nur, dass das verboten ist. Außerdem wäre es widerlich.«
»An der Liebe ist nichts widerlich, Ree.« Gemma hält sich den dampfenden Kaffeebecher vor die Brust. »Die Liebe ist das pure Glück, eingewickelt in eine süße Tortilla mit scharfer Soße.«
Ich muss lachen, mir fällt ein Stein vom Herzen. Das ist Gemma, daran besteht kein Zweifel. Wer außer Gemma würde die Liebe mit einer Tortilla vergleichen? »Wahrscheinlich hast du recht.« Ich gehe auf den Kaffee zu, den sie gekocht hat. Eigentlich trinke ich nicht besonders gern so starken Kaffee, aber ich bin noch ziemlich benommen, und er hilft mir vielleicht, wach zu werden. Romeo und ich haben nicht gerade viel Schlaf abbekommen.
Romeo. Seine Lippen, seine Hände, sein … ach, einfach alles an ihm ist wunderbar. Während ich meinen Becher zur Hälfte mit Kaffee fülle und den Rest mit Milch aufgieße, denke ich an die vergangene Nacht, und ein albernes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
»Was ist denn mit dir los?«, fragt Gemma verwundert, als ich mich ihr gegenüber an den Tisch setze.
»Nichts. Ich bin einfach nur glücklich.«
Sie mustert mich ernst über den Rand ihres Kaffeebechers hinweg. »Was macht dich denn so glücklich?«
Ich nehme einen großen Schluck Kaffee und versuche, dahinter mein Zögern zu verbergen. Was soll ich ihr erzählen? Die Wahrheit kann ich ihr unmöglich sagen. Gemma glaubt nicht an Märchen, Sagen oder Flüche. Daran wird auch das märchenhaft glückliche Ende ihrer eigenen Liebesgeschichte nichts geändert haben. »Ich freue mich, dich zu sehen. Das ist alles. Ich bin froh, dass Mike und du so gut zueinander passt.«
»Blödsinn!« Sie stellt ihren Kaffeebecher mit einem dumpfen Knall auf den Tisch zurück. »Kein Mensch lächelt so selig, weil ihre Freundin ein glückliches Liebesleben hat. So lächelt man nur, wenn man selbst flachgelegt wurde.«
»Gemma!« Ich werde knallrot und schaue entsetzt zur Küchentür. Wenn meine Mutter noch mal in eine Unterhaltung wie die von neulich platzt, dann sitze ich schneller beim Frauenarzt und bekomme die Pille verschrieben, als mir lieb ist. Dass Romeo und ich Kondome benutzen, dürfte meiner Mutter kaum genügen. Aber zum Glück sind Gemma und ich unter uns.
»Dann stimmt es also? Du hast es wirklich getan?«, fragt sie in einem Tonfall, als fälle sie damit ein Todesurteil.
Meine Wangen brennen. »Kann schon sein«, antworte ich so gelassen wie möglich.
»Oh Gott!« Sie vergräbt das Gesicht in den Händen. »Scheiße!« Mehr sagt sie dazu nicht.
»Was hast du daran auszusetzen?«, frage ich verärgert. Langsam nervt mich ihr Getue. »Ich dachte, du würdest dich für mich freuen. Du bist doch diejenige, die immer behauptet hat, dass es langsam Zeit für mich wird.«
Und du hast schon im achten Schuljahr angefangen, mit Jungs zu schlafen, ergänze ich in Gedanken. Aber ich werde mich hüten, es auszusprechen.
»Ja, stimmt«, antwortet sie. »Das würde ich auch immer noch sagen, wenn es nicht ausgerechnet Dylan wäre.«
Ich seufze. Darum geht es also. Sie kann ihn nicht ausstehen. Das kann ich ihr nicht einmal verübeln. Wäre er tatsächlich Dylan, dann könnte ich ihn auch nicht leiden. Wahrscheinlich finde ich ihn auch sofort wieder ätzend, wenn Romeo verschwunden ist und Dylan in seinen Körper zurückkehrt und damit herumprahlt, was letzte Nacht passiert ist.
Trotz dieser widerlichen Vorstellung muss ich immer daran denken, wie Romeo mich in den Armen gehalten hat. Als sei ich eine Kostbarkeit. Ich werde meine Entscheidung niemals bereuen, egal, was kommt. Eine einzige Nacht mit meiner großen Liebe wiegt Dylans Strouds Gemeinheiten hundertmal auf.
»Ich verstehe«, sage ich. »Keine Sorge. Mit Dylan komme ich schon klar.«
»Hm … Nein, bestimmt nicht. Tut mir leid, Ree. Ich hab dich lieb und finde dich superklug. Wahrscheinlich könntest du Ärztin werden, wenn du endlich
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