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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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Party gegeben. Ich war im Keller und habe mit meinem Puppenhaus gespielt, als mein Onkel die Treppe herunterkam und … Na ja … «
    »Oh Gott«, flüstere ich. Gern würde ich noch etwas anderes sagen, aber ich finde keine Worte.
    »Ich habe zuerst überhaupt nicht verstanden, was los war«, flüstert sie. »Er war doch mein Onkel Steve und … Ich habe ihm vertraut. Und dann war es zu spät. Ich habe immer wieder nach meiner Mutter gerufen, aber die Musik war zu laut, keiner hat mich gehört.«
    »Gemma.« Ich nehme ihre Hand. Sie lässt es geschehen und erwidert meinen Händedruck kurz, bevor sie mir ihre Hand wieder entzieht. »Es tut mir so leid. Ich hab dich lieb, Gemma.«
    »Ich hab dich auch lieb.« Sie lächelt mich an und atmet erleichtert auf. »Es tut gut, dir davon zu erzählen. Ich wusste, du würdest mich nicht widerlich finden, aber … «
    »Natürlich nicht!«
    »Ich weiß.« Achselzuckend greift sie nach ihrem Kaffee. »Alte Gewohnheiten lassen sich eben nur schwer ändern. Ich durfte lange mit niemandem darüber reden, auch nicht, als ich kurz davorstand durchzudrehen. Meine Eltern haben mich stattdessen zu einem Therapeuten geschickt, von dem sie wussten, dass er Onkel Steve nicht in die Pfanne hauen würde. Ein bestochener Therapeut ist schlimmer als gar keiner. Ich habe mich nur noch schlechter gefühlt. Also bin ich nicht mehr hingegangen.«
    Ich schüttle den Kopf, eigentlich würde ich lieber nicht begreifen, was sie da gerade sagt. Aber ich verstehe nur zu gut. Es macht mich so …
    Ich schließe die Augen und atme tief durch. Ich darf jetzt keinen Schub bekommen. Wenn ich noch wütender werde, dann passiert es aber. Ich versuche, mich auf meinen Atem zu konzentrieren, damit mein Herz aufhört zu rasen. Ich stelle mir vor, wie mein Blut abkühlt und mein Atem langsamer wird. Ich bin ruhig und gelassen, still und unerschütterlich wie eine Buddhastatue.
    Als ich mich gesammelt habe, öffne ich die Augen und spreche es aus: »Deine Eltern wussten davon und haben nichts unternommen?«
    »Doch«, sagt sie bitter, und ich beiße mir auf die Zunge. »Sie haben Onkel Steve nicht mehr zu ihren Partys eingeladen, und an Thanksgiving und zu Weihnachten haben sie immer darauf geachtet, dass er keinen Alkohol bekam. Er durfte am Tisch auch nicht mehr neben mir sitzen. Aber das machte es nicht besser. Denn von da an saß er mir gegenüber und starrte mich an.« Sie nippt an ihrem Kaffe und stellt den Becher hart auf den Tisch zurück. »Ich weiß genau, dass er nie bereut hat, was er mir angetan hat.«
    »Sie haben ihn weiterhin … « Ich kämpfe gegen die aufsteigende Übelkeit an. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Und ob. Onkel Steve ist doch ein netter Kerl, wenn er nichts getrunken hat. Und es war schließlich ein einmaliger Ausrutscher. So etwas ist noch lange kein Grund, jemanden ins Gefängnis zu schicken. Deswegen muss man den Namen Sloop nicht gleich in den Dreck ziehen und mit einer so unangenehmen Sache wie Kindesmissbrauch in Verbindung bringen.« Sie ahmt die Stimme ihrer Mutter so perfekt nach, dass ich schaudere. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Mrs Sloop diese Worte zu ihrer Tochter sagt, wieder und wieder, bis Gemma irgendwann an ihrer Scham erstickt. »Damit lässt sich kein Wein verkaufen. Es wäre nicht gut gewesen für den Umsatz, und erst recht nicht für die Senatskandidatur meines Vaters.«
    Einatmen. Ausatmen.
    Ich darf nicht wütend werden. Traurig denke ich darüber nach, wie bitter es ist, dass ausgerechnet ihre Eltern, die Gemma doch hätten beistehen müssen, sich zwölf lange Jahre schützend vor ihren Vergewaltiger stellten. »Das war schäbig von deinen Eltern. Du hättest wirklich etwas Besseres verdient.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß es. Du warst doch noch so klein. Was er dir angetan hat, war einfach krank. Deine Eltern hätten dafür sorgen müssen, dass er weggesperrt wird.«
    Sie lächelt. Ein kleines Lächeln, das ich wiedererkenne. »Das sagt Mike auch.«
    »Und er hat recht.« Ich atme nochmals tief ein und aus, lege meine Hände auf den Tisch, und versuche, ruhig zu bleiben. »Und wenn dein Onkel nicht verurteilt worden wäre, dann hätten deine Eltern sich selbst um die Angelegenheit kümmern müssen.«
    Gemma zieht fragend eine Augenbraue hoch. »Was meinst du damit?«
    Ich antworte ohne Zögern. »Sie hätten ihn irgendwo begraben müssen und dir anschließend sein Grab zeigen sollen. Damit du gewusst hättest, dass sie zu dir stehen und dich

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