Romeo für immer, Band 02
vielleicht im Moment so an, aber glaub mir, Dylan ist es nicht wert, dass … «
»Halt endlich die Klappe«, fahre ich sie an.
»Na schön. Wie du willst«, erwidert sie und zieht ihr Handy aus der Hosentasche. Ich reiße es ihr aus der Hand und schleudere es durchs Zimmer. Zufrieden höre ich, wie es zerbricht. »Verdammt, was … «
»Du verstehst es nicht«, zische ich. »Du wirst es niemals verstehen. Also rede nicht mit mir, als wäre ich beschränkt.«
Sie blinzelt ein paarmal. Dann will sie zur Tür. Ich stelle mich ihr in den Weg. »Du kannst jetzt nicht raus.«
»Oh doch«, sagt sie weich. »Ich gehe zum Empfang und rufe deine Mutter an.«
»Nein!«
»Doch. Du weißt ja nicht, was du tust.«
Sie will nach dem Türknauf greifen, doch ich schlage ihre Hand weg. »Er sitzt da draußen im Auto.«
Verwirrt schüttelt sie den Kopf. »Wer?«
»Dylan.«
»Warum?« Sie hebt die Hände über den Kopf und spreizt die Finger. »Was hast du vor, verdammt noch mal?«
»Das spielt jetzt keine Rolle. Er darf dich auf keinen Fall sehen. Erst recht nicht, wenn du so verärgert bist.«
»Ich bin nicht verärgert, Ree. Ich bin total erschrocken. Wahnsinnig erschrocken.« Sie schluckt, und mir wird klar, dass sie Angst hat. Vor mir.
»Das musst du nicht.« Ich beiße mir auf die Lippen, damit sie aufhören zu zittern. Das wollte ich nicht. So sollte es zwischen Gemma und mir nicht enden. »Bitte«, flehe ich und bete, dass sie mir zuhört, während ich mich unmerklich nach links bewege, zum Schreibtisch in der Ecke, auf dem eine Lampe steht. »Wenn du meine Mutter anrufst, nützt das niemandem. Wenn du mir wirklich helfen willst, dann tu, was ich dir gesagt habe. Verschwinde mit Mike von hier und werde glücklich. Du bist meine beste Freundin. Du bist die einzige Freundin, die ich …«
»Und du bist meine beste Freundin«, sagt sie mit Tränen in den Augen. »Weißt du das denn nicht? Ich hab dich lieb, das war mir ganz ernst heute Morgen. Ich kann nicht zulassen, dass du etwas tust, von dem ich genau weiß, dass du es später bitter bereuen wirst.«
»Ich werde es nicht bereuen.«
»Oh doch, das wirst du«, sagt sie. Ihre entschlossene Miene sagt mir, dass sie nicht aufgeben wird. Sie lässt mir keine Wahl. »Aber ich werde dafür sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt.«
Sie bewegt sich Richtung Tür, im selben Moment schnappe ich mir die Lampe. Das Kabel reißt ab, als ich sie über meinen Kopf schwinge und nach unten sausen lasse.
Härter als beabsichtigt.
Gemma sinkt stöhnend zu Boden und bewegt sich nicht mehr. Still und reglos liegt sie da und gibt keinen Ton mehr von sich. Sie blinzelt nicht einmal. Ich lasse die Lampe fallen und schlage entsetzt die Hände vor den Mund.
Blut strömt aus der Wunde an ihrer Schläfe und rinnt in roten Schlangenlinien über ihre Wange. Ich knie mich neben sie. Sie atmet. Leise, flache Atemzüge, die nach einer Weile regelmäßiger werden. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und lege zwei Finger an ihre Halsschlagader, um ihren Puls zu fühlen. Er geht langsam, aber regelmäßig. Sie wird wieder auf die Beine kommen. Vielleicht bleibt sie eine Weile bewusstlos am Boden liegen – das war ja auch der Sinn der Sache –, aber sie wird wieder auf die Beine kommen.
»Gott sei Dank«, flüstere ich. Zitternd nehme ich meine Hand von ihrem Hals und haste ins Bad, um Handtücher zu holen. Eines platziere ich vorsichtig unter ihrem Kopf. Das andere rolle ich zusammen und lege es ihr auf die Wunde, damit das Blut aufgesaugt wird. Etwas Blut rinnt immer noch über ihr Gesicht. Es tropft von ihrer Wange und hinterlässt winzig kleine Spritzer auf dem Handtuch unter ihrem Kopf. Aber die Blutung lässt langsam nach.
»Das wird schon werden«, versichere ich mir, während ich ihre Arme und Beine in eine bequemere Position bringe.
Ich musste es tun. Ich musste Gemma ruhigstellen, damit ihr nichts Schlimmeres passiert. Wenn sie bewusstlos ist, kann sie nicht meine Mutter anrufen. Und wenn sie Angst vor mir hat, traut sie sich bestimmt nicht zum Schulball. Sie wird von hier verschwinden und ihr Leben leben. Ich will niemanden in die Sache mit hineinziehen. Mom habe ich bereits eine lange E-Mail geschrieben, in der ich ihr erkläre, dass ich für immer von hier verschwinden muss und dass ich sie liebe und mir wünsche, dass sie glücklich wird. Ich würde gern auch Gemma einen Brief schreiben. Aber so viel Zeit habe ich nicht. Die zehn Minuten, auf die Romeo und ich uns
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