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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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sie mich ansieht, werde ich zu jemand Besserem.
    »Und?«, fragt sie ein wenig verlegen.
    Ich schüttle den Kopf, angesichts ihrer Vollkommenheit fehlen mir die Worte.
    »Du bist doch nicht etwa sprachlos?«, lacht sie und schaut verlegen zu Boden.
    »Tanz mit mir.«
    Sie sieht mich durch den Schleier ihrer Wimpern von unten herauf an, ihr Lächeln verblasst. »Ich kann gar nicht richtig tanzen. Das ist mir eben in der Garderobe erst bewusst geworden … Gemma und ich haben als Kinder früher oft ›Dance Dance Revolution‹ gespielt, aber … «
    »Keine Sorge.« Ich strecke meine Hand nach ihr aus. »Ich führe dich.«
    »Musst du dich nicht für deinen Auftritt fertig machen?«
    »Jetzt noch nicht. Ich muss dich zuerst unbedingt berühren.« Nachdem wir Gemma ihren Schmuck gebracht haben, sind wir zu Ariel gefahren. Ihre Mutter war schon zu Hause, aber die Schule hatte zum Glück nicht angerufen. Ariel durfte zwar auf den Schulball gehen, aber wir hatten keine Möglichkeit mehr, alleine zu sein.
    Es ist schon neun Uhr. Bis wir getanzt haben, ich aufgetreten bin und wir uns die Bowle haben schmecken lassen, wird es zehn sein, und dann nähert sich der Ball auch schon seinem Ende. Ich werde Ariel zur Bushaltestelle bringen und anschließend im Wald der Botschafterin gegenübertreten. Vielleicht gelingt es mir ja, sie dazu zu überreden, mich in meiner alten Gestalt hierbleiben zu lassen. Sollte sie mit meinem Seelengeist zum Treffpunkt kommen, dann könnte ich versuchen, mich mit ihm zu verständigen. Ihr wäre dann das Zepter aus der Hand genommen. Wenn mir das gelingt, folge ich Ariel nach Las Vegas. Wenn nötig, schleppe ich meinen verfaulenden Körper quer durch die ganze Wüste. Ich würde alles tun, um sie zu beschützen.
    Sollte mir jedoch nichts von alldem gelingen, dann wäre Ariel zumindest schon längst auf der Flucht und so weit weg, dass die Söldner sie nicht finden.
    Das hoffe ich wenigstens.
    Ich habe diese schreckliche Ungewissheit satt. Ich will nicht mehr von der Gnade anderer abhängig sein, sondern möchte meinen eigenen Wünschen folgen. Und gerade jetzt möchte ich nicht über Botschafter und Söldner nachdenken. Ich will mit Ariel tanzen und sie in meinen Armen halten.
    »Bitte tanz mit mir.«
    »Okay«, flüstert sie.
    Ich nehme ihre Hand, wir verschränken unsere Finger ineinander, und ich bin mir jeder unserer Bewegungen nur allzu bewusst. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so nervös war. Ich fühle mich, als wäre ich wieder ein schüchterner Jüngling. Schlimmer noch. Damals ahnte ich nicht, wie wertvoll solche Momente während meiner vielen Leben voller Grausamkeit und Schmerz sein würden. Jetzt weiß ich nur zu gut, wie kostbar dieser Augenblick ist. Wir suchen uns im Gedränge einen Platz auf der Tanzfläche, und ich ziehe Ariel mit zitternden Händen an mich.
    Die letzten Töne von »Luck be a Lady« sind verklungen. Ein Mädchen in einem hautengen schwarzen Abendkleid betritt nun die Bühne. Sie sieht in dem Kleid aus wie eine Billardkugel auf zwei Beinen. Und sie singt davon, dass sie zu guter Letzt doch noch ihre Liebe gefunden hat. Unter Geigenklängen und Trommelwirbeln trifft sie jeden Ton nuanciert und mit klarer Stimme. Der Song ist herzzerreißend und fröhlich zugleich. Ihr Gesang geht mir unter die Haut.
    Eine Haut, die ich nur auf Zeit habe, die nur geborgt ist. Mir läuft die Zeit davon und die Augenblicke mit Ariel werden immer kostbarer.
    »You smile, you smile«, singt das Mädchen auf der Bühne. Ich denke an den Moment, als ich Ariel zum ersten Mal habe lächeln sehen. An dem Abend auf der Straße, als ich noch dachte, ich hätte alles im Griff. Wie dumm ich war. Ich halte sie fest, und wir drehen uns im Takt der Musik. Ich spüre ihren Atem an meinem Hals.
    Als wir zum Stehen kommen, senkt sie verlegen den Kopf. »Die Leute gucken schon«, murmelt sie gegen meine Schulter.
    »Lass sie doch.« Ich lege die Hand auf ihren Rücken und genieße durch den Stoff ihres Kleides hindurch die Wärme, die sie ausstrahlt. Sie ist so lebendig. Ich mag mir nicht vorstellen, dass es jemals anders sein könnte. »Bitte versprich mir, dass du nie lange an einem Ort bleibst. Du darfst nur ein paar Tage in Las Vegas verbringen, dann musst du weiter. Und ruf niemanden an. Wenn ich es schaffe, treffen wir uns Sonntag. Falls nicht, dann kauf dir ein Ticket und steig in irgendeinen Bus. Warte nicht auf mich. Sollte ich aufgehalten worden sein, werde ich dich später schon

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